Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
ihn herab. Mißbilligend, wie es schien.
    »General, was ich heute abend versucht habe, als ich zu den Leuten sprach, hat damit zu tun, daß ich dem Töten ein Ende machen wollte. Ich wollte der Freiheit und dem Frieden eine Chance geben, damit sie endlich Wurzeln schlagen können.
    Ich weiß, es klingt paradox, aber begreift Ihr nicht? Wenn wir uns ehrenvoll verhalten, dann werden sich uns alle rechtschaffenen Länder anschließen, die Frieden und Freiheit wollen. Wenn sie sehen, daß wir kämpfen, um dem Kämpfen ein Ende zu machen, und nicht einfach nur um der Eroberung und der Herrschaft oder der Beute willen, dann werden sie auf unserer Seite stehen, und die Kräfte des Friedens werden unschlagbar sein.
    Zur Zeit legt der Aggressor die Regeln fest, und wir haben nur eine Wahl: zu kämpfen oder uns zu unterwerfen, aber…«
    Mit einem niedergeschlagenen Seufzer ließ er den Kopf an die Sessellehne sinken. Er schloß die Augen, konnte den Blick des Zauberers Merritt oben nicht länger ertragen. Merritt sah aus, als wollte er jeden Augenblick zu einem Vortrag über die Torheit der Vermessenheit ansetzen.
    Soeben hatte er öffentlich bekanntgegeben, daß er die Welt beherrschen wollte, aus Gründen, die selbst seine eigenen Gefolgsleute für leeres Gerede hielten. Plötzlich kam er sich vor wie ein hoffnungsloser Narr. Er war nichts weiter als ein Waldführer, den man zum Sucher gemacht hatte, kein Herrscher. Nur weil er die Gabe besaß, begann er zu glauben, er könne etwas bewirken. Die Gabe. Er wußte nicht einmal, wie er seine Gabe benutzen konnte.
    Wie konnte er so vermessen sein, zu glauben, das könne funktionieren? Er war so müde, daß er nicht mehr klar denken konnte. Er wußte nicht einmal mehr, wann er zuletzt geschlafen hatte.
    Er wollte niemanden beherrschen. Er wollte bloß, daß alles aufhörte, damit er bei Kahlan sein und sein Leben leben konnte, ohne kämpfen zu müssen. Die vorletzte Nacht mit ihr zusammen war die reine Wonne gewesen. Das war alles, was er sich wünschte.
    General Reibisch räusperte sich. »Ich habe nie zuvor für irgend etwas gekämpft. Ich meine, aus einem anderen Grund als dem, daß es meine Pflicht war. Vielleicht ist die Zeit gekommen, es auf Eure Art zu versuchen.«
    Richard löste sich von der Sessellehne und sah den Mann stirnrunzelnd an. »Sagt Ihr das nur, weil Ihr glaubt, daß ich es hören will?«
    »Nun«, antwortete der General, während er mit dem Daumennagel in den Eichelschnitzereien auf der Schreibtischkante polkte, »die Seelen wissen, niemand wird dies glauben, aber ich bin überzeugt, daß sich Soldaten den Frieden mehr als alle anderen wünschen. Wir wagen nur deshalb nicht, davon zu träumen, weil wir soviel Morden sehen, daß wir mittlerweile denken, es könne gar nicht anders sein. Und wenn man zu lange grübelt, dann verweichlicht man, und wenn man verweichlicht, bringt einen das um. Tritt man aber auf, als sei man erpicht aufs Kämpfen, stimmt das den Feind nachdenklich, und er überlegt, ob er einem einen Grund liefern soll. Ganz wie das Paradoxon, von dem Ihr gesprochen habt.
    Wenn man all dies Kämpfen und Morden erlebt, fragt man sich, ob es eine andere Möglichkeit gibt als das zu tun, was von einem verlangt wird – Menschen umzubringen. Man fragt sich, ob man eine Art Ungeheuer ist, das zu nichts anderem taugt. Vielleicht war es das, was mit diesen Soldaten passiert ist, die Ebinissia angegriffen haben. Vielleicht haben sie einfach nur der Stimme in ihrem Kopf nachgegeben.
    Wenn uns das gelingt, vielleicht würde dann das Töten tatsächlich endgültig aufhören, wie Ihr sagt.« Er drückte einen langen Splitter zurück, den er gelockert hatte. »Vermutlich hofft ein Soldat immer, daß er sein Schwert niederlegen kann, wenn er erst einmal alle Menschen umgebracht hat, die ihn töten wollen. Die Seelen wissen, daß niemand das Töten mehr haßt als gerade die, die dazu gezwungen sind.« Er stieß einen langen Seufzer aus. »Ah, aber das will niemand glauben.«
    Richard lächelte. »Ich glaube es.«
    Der General sah auf. »Man findet nur selten jemand, der wirklich begreift, was es heißt zu töten. Die meisten verherrlichen es entweder, oder sie fühlen sich abgestoßen, denn sie wissen nicht, wie schmerzlich die Tat selbst ist, wie quälend die Verantwortung. Ihr seid gut im Töten. Es freut mich, daß Ihr es nicht genießt.«
    Richard löste den Blick vom General und suchte das tröstliche Dunkel des Schattens hinter den Bögen zwischen den

Weitere Kostenlose Bücher