Die Günstlinge der Unterwelt - 5
können wir Euch helfen. Wir werden Euch verraten, was man sagen muß, damit ihr Herz klopft und sie vergißt, daß Ihr ein Bad benötigt.«
Raina gesellte sich zu den Schwestern des Strafers am Tisch und lächelte schelmisch, wobei ihre dunklen Augen funkelten. »Wir werden Euch Unterricht geben, wie man ein richtiger Gatte wird. Ihr und Eure Königin werden erfreut sein, daß wir euch mit Rat zur Seite stehen.«
»Und es wäre besser, wenn Ihr auf uns hört«, warnte Berdine, »sonst bringen wir ihr bei, wie sie Euch nach ihrer Pfeife tanzen lassen kann.«
Richard schob Berdine zur Seite, damit er an die Schubladen hinter ihr herankam. In der untersten fand er Papier. »Wieso geht Ihr nicht und schlaft ein wenig«, meinte er abwesend, während er nach Feder und Tinte suchte. »Ihr habt in den letzten Nächten sicher kaum mehr Schlaf bekommen als ich.«
Cara reckte in gespielter Empörung die Nase empor. »Wir werden Wache stehen, während Ihr schlaft. Frauen sind stärker als Männer.«
Richard mußte daran denken, daß Denna ihm genau dasselbe gesagt hatte, nur hatte sie das nicht im Scherz gemeint. Solange jemand in der Nähe war, ließen diese drei niemals in ihrer Wachsamkeit nach. Er war der einzige, dem sie trauten, wenn sie sich in feiner Lebensart üben wollten. Er fand, daß sie reichlich Übung nötig hatten. Vielleicht war das der Grund, warum sie ihren Strafer nicht aufgeben wollten: Sie waren nie etwas anderes gewesen als Mord-Siths und hatten Angst, sie würden es nicht schaffen.
Cara beugte sich vor und warf einen Blick in die leere Schublade, bevor er sie zurückschob. Sie warf ihren blonden Zopf über ihre Schulter. »Sie muß Euch sehr mögen, Lord Rahl, wenn sie bereit ist, Euch ihr Land zu übergeben. Ich weiß nicht, ob ich das für einen Mann tun würde, selbst wenn es jemand wäre wie Ihr. Er müßte sich mir ergeben.«
Richard scheuchte sie zur Seite und fand endlich Feder und Tinte in einer Schublade, die er zuerst geöffnet hätte, wäre Cara nicht im Weg gewesen. »Da habt Ihr recht, sie mag mich wirklich sehr. Aber was die Kapitulation ihres Landes anbetrifft, nun, davon hab’ ich ihr noch gar nichts erzählt.«
Cara faltete die Arme auseinander. »Soll das etwa heißen, Ihr müßt noch ihre Kapitulation verlangen, so wie Ihr es heute abend bei den anderen getan habt?«
Richard schraubte den Korken aus dem Tintenfaß. »Das ist der Grund, weshalb ich sofort diesen Brief schreiben muß, um ihr meine Pläne zu erklären. Warum seid Ihr drei nicht einfach still und laßt mich schreiben?«
Raina hockte sich mit einem besorgten Ausdruck in den Augen neben seinen Sessel. »Was ist, wenn sie die Hochzeit absagt? Königinnen sind stolz. Vielleicht will sie nichts dergleichen tun.«
Eine Woge von Unsicherheit durchfuhr Richard. Eigentlich war es sogar noch schlimmer. Diese drei Frauen begriffen überhaupt nicht, um was er Kahlan bat. Er stand nicht im Begriff, eine Königin um die Kapitulation ihres Landes zu bitten, er bat die Mutter Konfessor um die Kapitulation aller Midlands.
»Sie hat sich der Niederwerfung der Imperialen Ordnung ebenso verschrieben wie ich. Sie hat mit einer Entschlossenheit gekämpft, die eine Mord-Sith erbleichen lassen würde. Sie wünscht sich ebensosehr wie ich, daß das Töten ein Ende hat. Sie liebt mich und wird verstehen, daß ich sie um etwas Gutes bitte.«
Raina seufzte. »Nun, falls nicht, werden wir Euch beschützen.«
Richard fixierte sie mit einem derart wütenden Blick, daß sie rückwärts taumelte, als hätte er sie geschlagen. »Denkt nie, niemals daran, Kahlan auch nur ein Haar zu krümmen. Ihr werdet sie ebenso beschützen wie mich, oder Ihr könnt auf der Stelle gehen und Euch den Truppen meiner Feinde anschließen. Ihr Leben muß Euch ebensoviel bedeuten wie das meine. Schwört es auf Euren Bund mit mir. Schwört es!«
Raina schluckte. »Ich schwöre es, Lord Rahl.«
Er funkelte die anderen beiden Frauen wütend an. »Schwört es.«
»Ich schwöre es, Lord Rahl«, sagten sie wie aus einem Mund.
Er sah zu Ulic und Egan hinüber.
»Ich schwöre es, Lord Rahl«, sagten die beiden wie ein Mann. Er ließ von seinem aggressiven Tonfall ab. »Also gut.«
Richard legte das Papier vor sich auf den Schreibtisch und versuchte nachzudenken. Alle hielten sie für tot, es gab keinen anderen Weg. Die Menschen durften nicht erfahren, daß sie noch lebte, sonst könnte jemand versuchen, das Werk zu vollenden, welches der Rat bereits vollbracht zu
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