Die Guerilla-Bewerbung
beim Joggen einen Abstecher machte und sich bei einer kleinen Firma vorstellte (sie hatte noch nicht geschwitzt). Das kam gut an. Ich kenne aber auch den Fall, dass jemand einfach bei Adidas in die Kantine reinplatzte und sich zum Verantwortlichen durchfragte. Das kam nicht so gut an. Wägen Sie ab: Je kleiner und familiärer das Unternehmen und desto besser Sie selbst persönlich punkten, desto eher empfiehlt sich das Direkt-Vorbeigehen-ohne-Termin.
Bevor Sie losradeln oder fahren, sollten Sie sich die eigenen Vorzüge noch einmal bewusst machen. Was sagen Sie, wenn Sie sich vorstellen? Überlegen Sie dazu zunächst, was der anderen Seite wichtig ist: Mit welchen Worten können Sie belegen, dass Sie ein »guter« Mann oder eine »tüchtige« Frau sind? Überhaupt: Auf was legt der jeweilige Arbeitgeber in Ihrem beruflichen Umfeld wirklich Wert? Verlieren Sie sich nicht im Bewerberdeutsch. Was weiß ich über das Unternehmen? Machen Sie sich Notizen.
► Worauf ist die Firma spezialisiert? Was produziert/verkauft sie?
► Was weiß ich über den Chef? Wie ist oder wie soll der Chef sein?
► Was sage ich über mich?
Worin bin ich gut? Machen Sie sich Notizen.
► Womit habe ich Erfahrung?
► Was kann ich?
► Welchen Job könnte ich übernehmen? Wofür bin ich geeignet/ qualifiziert?
► Wie profitiert das Unternehmen von mir und meiner Arbeit? Womit gewinnt es?
Die natürliche Herangehensweise
Die ehrlichen Häute sollten auch so bleiben, man kann sich auch authentisch gut verkaufen. Sie sind ein offener Mensch und reden nicht gern drum herum? Dann sollten Sie dem Chef, den Sie einladen wollen, ehrlich sagen, worum es Ihnen geht: Ihnen gefällt das Unternehmen, Sie finden das Umfeld interessant und schätzen das soziale Engagement des Unternehmers. Es geht um ein lockeres Gespräch, mehr nicht!
Die Tricky-Methode
Das ist was für Verkäufertypen. Hier greifen Sie in die Trickkiste und locken mit etwas, das Sie dem Gesprächspartner voraushaben. Ihr Wissensvorsprung steht im Zentrum dieser Vorgehensweise: Sie sind über etwas informiert, an dem Ihr potenzieller Chef brennend interessiert sein dürfte. Das allein motiviert ihn, sich mit Ihnen zu treffen. Kommt es zum Termin, dann gilt: Enttäuschen Sie Ihr Gegenüber nicht, indem Sie die geweckten Erwartungen nicht erfüllen. Wenn Sie große Enthüllungen versprechen, am Ende aber nur Altbekanntes von sich geben, haben Sie das Spiel verloren.
Die Terminstrategie Schritt für Schritt
Ermitteln Sie geeignete Personen (Neuorientierung) und/oder Firmen einschließlich des Namens des Geschäftsführers oder eines Abteilungsleiters. Nutzen Sie das Internet, vor allem Xing, Branchenkataloge, Ihr Netzwerk, Listen von Messeausstellern, Branchenzeitschriften et cetera.
Finden Sie möglichst viel über die entsprechende Firma heraus. Recherchieren Sie in Zeitungsarchiven und auf der Website des Untenehmens sowie bei Google und Co.
Recherchieren Sie möglichst viel über Ihren Gesprächspartner. Was interessiert ihn, welche Einstellungen pflegt er, was ist er für ein Typ?
Rufen Sie zu einem Zeitpunkt bei dem Unternehmen an, der Ihnen geeignet scheint. Montags ist meist ein schlechter Tag, weil viel Arbeit erledigt werden muss und nach einem schönen Wochenende der Wochenanfangsfrust die Stimmung trübt. Versuchen Sie es ruhig zu unkonventionellen Zeiten. Einen Geschäftsführer kriegen Sie auch schon mal um 19.30 Uhr an die Strippe.
Erkundigen Sie sich zunächst, ob der Gesprächspartner ein paar Minuten Zeit hat.
Stellen Sie sich kurz und mit nicht mehr als zwei oder drei Aussagen vor. Kommen Sie dann zur Sache, ohne ins Detail zu gehen. Vereinbaren Sie einen Termin.
Strategienkombinationen
Viele Strategien aus diesem Buch harmonieren miteinander. Außerdem fließen häufig Aspekte aus der einen in die andere Strategie mit ein. Setzen Sie deshalb nicht auf nur ein einziges (Zug-)Pferd: Bedienen Sie sich im ganzen Angebot und kombinieren Sie diejenigen Guerilla-Maßnahmen, die für Ihre Situation, Ihre Persönlichkeit und Ihren Berufswunsch am geeignetsten sind. Einige Strategien passen besonders gut zusammen und ergänzen sich sogar, eine Kombination liegt deshalb auf der Hand. Zusammen mit der Netzwerkstrategie etwa funktioniert jede der anderen Strategien. Sie ist sozusagen die Grundlage für alles andere. Netzwerke bestimmen das Berufsleben in nahezu jedem Bereich, und es ist immer sinnvoll, sich im Berufsleben möglichst viele Empfehler zu »sichern«.
Weitere Kostenlose Bücher