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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du deinen Kreuz-Mörder!
    Er schoß.
    Er hatte auf Ladowskys Knie gezielt und schoß daneben. Die Kugel prallte auf dem Stahlträger auf, eine Handbreit hinter dem dreckverschmierten Absatz von Ladowskys rechtem Laufschuh. Er hatte zu tief gehalten, um sicherzugehen, daß er ihn nur am Bein erwischte. Ein toter Ladowsky brachte sie nicht weiter.
    »Bleiben Sie stehen! – Machen Sie keinen Blödsinn!«
    Nein, der blieb nicht stehen, er sprang … Er war so nahe der Mauer, daß er springen konnte, hing nun für den Bruchteil eines Herzschlags mit nach hinten gedrehten Armen in der Luft und verschwand.
    Die Gewächshäuser drüben! dachte Berling noch, und da war es auch schon, das ekelhafte Klirren und Knirschen eines berstenden Glasdachs.
    »Scheiße!« brüllte Konnarz. »Jetzt müssen wir außen rum!«
    Er hatte recht.
    Berling blickte zur Leiter. »Ruf Rister an, Erich. Und lauf! Beim Gärtnerhaus muß es ja auch irgendeinen Eingang zu den Gewächshäusern geben.«
    »Und du?«
    Berling blickte zu dem Stahlträger hoch.
    »Du bist ja verrückt.«
    Sicher war er das. Aber er kletterte trotzdem hoch, diesem dämlichen, beschissenen Träger entgegen …
    * * *
    Der Parkplatz war voll. Richard Saynfeldt hatte den Porsche ziemlich weit vom Raststätteneingang entfernt geparkt. Er ließ die Augen nicht von den drei Granitstufen, die zur Terrasse und zu den beiden geschwungenen Türen hochführten. Geranien wuchsen an den Fenstern, und in Schmiedeeisen war zu lesen: RASTHAUS ZUM SCHWEIZER KREUZ.
    »Bist du noch da?« kam es aus dem Handy.
    »Ja, natürlich.«
    »Hast du überhaupt begriffen, was ich dir gesagt habe?«
    »Begriffen schon – nur klar ist es mir nicht.«
    Fünf Minuten, dachte er, fünf Minuten braucht Isa bestimmt für den Toilettenaufenthalt. Aber wenn Karla jetzt zu einer ihrer berühmten Grundsatzansprachen ansetzte …? Am liebsten hätte er das verdammte Handy aus dem Porsche geschmissen. Was für eine Schnapsidee, Karla anzurufen und seine Ankunft anzukündigen!
    »Hör mal, Karla«, sagte er mühsam, »wenn du glaubst, schon im Ansatz von einer Negativbehauptung ausgehen zu müssen, kann ich keinen Sinn darin sehen, wieso wir jetzt eine Diskussion …«
    »Negativbehauptung?« Ihre Stimme war nicht schrill wie in ähnlichen Situationen, sie war geradezu unheimlich ruhig: »Steck dir dein Advokatendeutsch an den Hut. Hier geht's nicht um ›Ansätze‹ oder ›Negativbehauptungen‹, sondern um schlichte Tatsachen – wie zum Beispiel die, daß du, statt dich mal um deine Familie und die Kinder zu kümmern, jeden freien Tag dazu nutzt, um mit deiner bescheuerten Psychologin in den Tessin abzuhauen.«
    »Noch so eine Unterstellung! – Karla, ich muß schon bitten …«
    Wieder schielte Richard hinüber zum Eingang. Lieber Gott, laß sie ewig dort bleiben. Bescheuerte Psychologin …? Er fühlte sich elend, überrumpelt, ungeschützt und irgendwie betrogen durch die unerwartete Direktheit dieses Angriffs. Aber ist ja deine Schuld. Wieso mußtest du Idiot sie anrufen?
    »Daß Staatsanwälte Weltmeister im Lügen sind, ist bekannt. Schließlich haben sie mit nichts anderem zu tun als mit Lügen. Aber daß sie derartig dämlich lügen, hätte ich nun wirklich nicht …«
    »Karla, ich weiß nicht, auf was du hinaus …«
    »Auf gar nichts. Jetzt ist ganz einfach Schluß. Es ist zu Ende, Richard.«
    »Was ist zu Ende, Karla?«
    »Alles. Vor allem das, was du eine ›Ehe‹ nennst.«
    Kein Schluchzen, kein Zittern in der Stimme, der Satz kam vollkommen ruhig und überlegt – dieser Satz, der kein Satz, sondern ein Hammer war!
    »Und wie war das?« Die leise näselnde Hamburger Arroganz in ihrer Stimme wurde ihm unerträglich: »Ich ›unterstelle‹, daß du mit Isa unterwegs bist? Ist ja witzig … Na gut, wenn wir schon dabei sind, unterstelle ich noch ein bißchen mehr, Richard: Der März zum Beispiel, erinnerst du dich, dreiundzwanzigster bis siebenundzwanzigster März, als du unbedingt nach Ascona fahren mußtest, um den Wassereinbruch im Haus von Onkel Hans in Ordnung zu bringen? Auch da mußte natürlich deine Psychologin dabeisein. So was geht ja nicht ohne Isa …! Warum eigentlich? Hast du sie inzwischen zur Klempnerin ausbilden lassen? Und weiß dein Onkel, daß du ständig mit ihr in seinem Haus herumbumst? Letzten Oktober zum Beispiel …«
    Er holte Luft. »Woher hast du das? Hast du dir einen Privatdetektiv besorgt?«
    »Dazu braucht es keine Privatdetektive.«
    Drüben am Restaurant war

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