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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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was, zum Kabarett, wenn wir beide im Gericht gegeneinander antreten … Aber mach dir keine Illusionen, ehe es soweit kommt, werde ich dich flachbügeln! Nicht ich, du wirst es am Ende sein, über die man sich totlacht.«
    Der Stau hielt an. Der Polizist fuchtelte mit den Armen und pfiff. Die Ampeln standen auf Gelb.
    Sie war froh darum, warf ihm noch nicht einmal einen Blick zu, öffnete die Tür, stieg aus dem Porsche und lief zwischen den qualmenden, hupenden Autos hinüber zum Rasenstreifen …
    * * *
    Irgendwann hatte Freddy den Tick mit der alten Frau in die Birne bekommen, wann und warum, das wußte keiner von ihnen, jedenfalls lief er seitdem nur noch mit Zeitungsberichten über diesen bescheuerten Kreuz-Mörder herum, hielt sie jedem unter die Nase und sagte, er wisse schon, was da zu tun wäre. An diesem Nachmittag redete Freddy nicht von Ladowsky, er hatte einen Kasten ›Fürstenberg‹ angeschleppt, und sie alle dachten schon, jetzt geht's rund – doch dann sahen sie: Die Flaschen waren leer.
    »Was willste mit leeren Flaschen, Freddy?«
    Doch Freddy sagte nichts und machte weiter. Er war dabei, Kiffs Moped zu frisieren. Wenn er den Auspuff richtig hinkriegte, behauptete er, gebe der Scheißbock mindestens zehn Kilometer mehr her.
    »Mensch, leere ›Fürstenbergs‹?« fragte Atze. »So was schmeiß' ich weg.«
    »Von wegen.« Freddy ließ die Feile sausen. »Mit denen läuft 'ne Party.«
    Freddy hielt sich stets an dieselbe Masche: sagte was und ließ sie raten, machte die Sache spannender. Auch jetzt nahm er scheinbar gleichgültig das Auspuffstück hoch, um es einzupassen. Er schüttelte den Kopf und schien nicht zufrieden.
    Kiff griff sich eine der Flaschen, als hätte er noch nie eine ›Fürstenberg‹ in der Hand gehabt, schüttelte sie und stellte sie mit dem Kopf nach unten zurück.
    »Und was soll das?«
    »Na, was denkste?«
    »Ich? – Das Denken besorgst doch du.«
    Freddy sagte es: »Mollis zum Beispiel. Und damit heizen wir der Alten in der Hermann-Kurth-Straße ein.«
    Damit erwischte er sie alle. ›Er hat 'nen Keks‹, war das erste, was der Kleine dachte, und dann: ›Der ist wirklich verrückt! – Und du hast das immer gewußt.‹
    »Was sind denn Mollis?« Atze blieb mal wieder der Doofste.
    »Molotow-Cocktails, Atze.«
    »Mönsch.«
    Die anderen brachten nichts, sie starrten nur immer auf Freddys ölverschmierte Hände. Irgendwann war er fertig und schob Kiff den Bock zu: »Draußen ist 'n Kanister Benzin, Alter, gleich rechts an der Ecke, bring den mal rein.«
    Noch immer blieben sie stumm. Kiff brachte den Kanister, Freddy hatte einen Trichter geholt und begann in aller Ruhe die Flaschen abzufüllen: Sechs Flaschen, und in jede kam ein Pfropfen Putzwolle – zum Anzünden.
    Der Kleine beteiligte sich nicht daran. Jetzt wußten alle, um was es ging. »Sechs?« fragte er langsam. »Ja Scheiße, willst du der Ladowsky das ganze Haus abbrennen?«
    Freddy antwortete nicht. Er war damit beschäftigt, die Flaschen abzudichten.
    »Mann«, fing der Kleine wieder an, »Mann, Freddy, das wird doch Scheiße. Sechs Flaschen? Da glaubt doch jeder, das ist so 'ne blöde Ausländer-Abfackelnummer.«
    Freddy stopfte weiter.
    »Na und?« grinste Kiff. »Ist doch genau, was er will. Mal so richtig in die Zeitung kommen … Darauf biste scharf, Freddy, was?«
    Stimmt, dachte der Kleine, der Kiff hat recht: Mal richtig in die Zeitung will er kommen … Seit Wochen war Ladowsky das Hauptthema Freddys, dann wurde er richtig komisch, hatte es mit ›Zeichen setzen‹ und ›Schweinepest austilgen‹ und brachte auch solche Sätze, die man jetzt überall in der Presse lesen konnte: ›Schluß mit der Toleranz gegenüber Sexualtätern …‹ Es konnte einem schlecht werden bei dem Scheiß. Schließlich war die alte Frau drüben in der Hermann-Kurth-Straße nicht Ladowsky, sondern seine Mutter – aber bei Freddy kam man damit nicht ran: »Na und? Preungesheim kann ich ja nicht in die Luft sprengen, oder? Da komm' ich noch nicht mal rein … Das hier ist Walldorf, das sind wir … Und wer hat den Ladowsky in die Welt gesetzt? Die doch, oder? Und überhaupt – die ganze Gegend hier denkt doch so, diese ganzen Ärsche im Scheißkaff werden uns dankbar sein.«
    Die Mollis waren fertig. Die ersten drei packte er gleich in Kiffs Helmfach.
    Der Kleine suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    »Mensch, Freddy, was soll denn das bringen? Hast du das schon mal überlegt? Ich sag' doch, wenn's da brennt, meinen

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