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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Freund, suchte einfach Anschluß, verstehen Sie?«
    Berling nickte.
    »Na ja, wer denkt denn so was? Sieht doch aus, na ja, wie 'n unreifer Bengel einfach – aber so einer, dem man nicht böse sein kann, mein' ich.«
    »Er hatte also kein Zuhause in letzter Zeit?«
    »Doch, ich hab' ihm dann 'n Zimmer besorgt. Von 'nem Kumpel. Stand zufällig leer. Aber von was er das bezahlte, keine Ahnung …«
    Berling erhob sich. Viel mehr war wohl nicht drin. Ich glaube, Sie haben uns sehr geholfen, Herr Faber, wollte er sagen, doch das Funktelefon unterbrach ihn. Er hob den Apparat ans Ohr. Es war Köster von der Einsatzleitung: »Berling, sind Sie's?«
    »Ja.«
    »Berling, da ist was passiert, was Sie interessieren wird. Ist gerade durchgekommen … Sie wollten doch auch noch zu der Mutter von Ladowsky? Fahren Sie bloß gleich hin. Auf die ist gerade ein Brandanschlag verübt worden …«
    * * *
    »Hilfe, Hilfe! – Ich brenne!«
    Und es stimmte: Hilde Ladowsky brannte.
    Isabella hatte es geschafft, sie aus dem röhrenden Feuerofen, in den sich das Zimmer verwandelt hatte, bis zur Tür zurückzureißen, sie hatte es dazu noch fertiggebracht – über das Wie würde sie jahrelang rätseln –, alle Panik in ihr, den Überlebenstrieb, das ›Weg! Bloß weg, weg!‹ zu unterdrücken.
    Sie sah den brennenden Haarkranz, diesen schrecklichen Heiligenschein, der sich um den Schädel der Frau gebildet hatte, heller als das Orange der Flammen, erstarrte – riß dann die Decke mit den gelben Entchen von der Couch, die die Flammen noch nicht erreicht hatten, warf sie über den grotesk leuchtenden Kopf, schrie: »Kommen Sie! Kommen Sie!«, versuchte Hilde Ladowsky an den Schultern mit sich zu zerren, schaffte das auch, aber sie war zu schwer – und da, tatsächlich, die Frau kroch, kroch qualmend, schreiend, japsend zur Tür hinaus, der Treppe entgegen, und hinter ihnen donnerten die Flammen.
    Hier, an der Treppe, sah man nur noch den Feuerschein. Irgendein Stromkabel war durchgeschmort und hatte einen Kurzschluß ausgelöst.
    Isabella dachte: Das Dach brennt!
    Sie dachte: Herrgott, die Decke wird runterkommen! Wir müssen aus dem Haus … Sofort …!
    Verzweifelt packte sie Hilde Ladowskys Arm, versuchte die Schmerzensschreie zu überhören, zog den schweren Körper der ersten Stufe zu, zog weiter. Hilde Ladowsky rutschte. Isa versuchte, das Gewicht mit dem Rücken aufzuhalten, doch sie beide rutschten, Isa auf dem Rücken, Hilde Ladowsky auf dem Bauch, die Arme vorgestreckt, um Isas Hals geklammert – so rutschten sie in die Tiefe.
    Ein höllischer Schmerz zuckte durch Isas Schultern, als sie aufprallten. Über ihr war das Knattern der Flammen. Auf ihrer Haut brannte es unerträglich heiß, es war der rechte Arm, die rechte Hand, mit denen sie Hilde Ladowsky zuvor aus dem Feuer gezogen hatte, aber sie waren unten. Isas Kräfte waren erschöpft. Die Haustüre … Sie mußten hier raus! Sie versuchte hochzukommen, doch da ging die Tür schon auf, irgendeine Männerstimme schrie etwas, ein Schatten kam auf sie zu, nun wurde alles taghell, der hereinströmende Sauerstoff wirkte wie ein Blasebalg, nein, es war nicht ein, es waren zwei Schatten, und da war jemand, der die schreiende Hilde Ladowsky einfach wie einen Kohlensack auf dem Rücken aus dem Haus schleppte, da war eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte. Sie sah in das Gesicht eines jungen, kräftigen Mannes mit kurzgeschorenen Haaren. Im Licht des Feuers wirkte er wie von Spots angestrahlt.
    Aber sie waren draußen.
    »Haben Sie Schmerzen? – Mensch, haben Sie vielleicht Schwein gehabt …«
    »Ja …«
    »Wir sind vorbeigekommen. Zufällig. Wir haben drüben bei einem Kumpel was gefeiert …«
    »Danke«, flüsterte Isa. Ihr Körper zitterte.
    »Los! Können Sie laufen?«
    »Ja.«
    Er zerrte sie hinter sich her. Er trug einen olivfarbenen Pullover mit Schulterpatten und Uniformhosen. Selbst das nahm sie wahr und würde ein Leben lang daran denken.
    »Sind Sie Soldat?« Ihre Zähne klirrten gegeneinander.
    »Ja«, rief er ihr ins Ohr. »Wir sind auf Urlaub hier.«
    »Auf Urlaub«, sagte sie, während hinter ihr die Flammen weißgelb sprühend bis zu den Baumwipfeln stiegen.
    »Über die Straße!« schrie er. »Das Dach kommt gleich runter, die ganze Bude bricht ein.«
    Von irgendwoher vernahm sie Feuerwehrsirenen. Hilde Ladowsky lag auf einem Bürgersteig. Der zweite junge Mann schlug mit einem Pullover auf sie ein, um die Brandnester in ihren Kleidern zu ersticken – alles

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