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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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oder?«
    »Richtig, wegen Ladowsky. – Können wir das? Ich meine, sind Sie einigermaßen klar? Oder wär's nicht besser, ich würde mit Ihrer Frau sprechen, daß sie uns einen Kaffee …«
    »Bloß nicht …«
    Schnaubend und stöhnend setzte er sich auf, betrachtete sie beide, so gut das ging, und schüttelte dann den Kopf wie ein angeschlagener Boxer.
    »Da drüben in der Ecke, auf dem Schreibtisch, da steht ein Klarer. Und daneben die Thermo. Nehm' ich mir immer hier hoch, wenn's Ärger mit Ida gibt.« Er grinste und zeigte dabei riesige Pferdezähne, aber in der Sorte Gesicht fielen sie noch nicht einmal sonderlich auf. »Ist hier wie in meiner Fahrerkabine, wissen Sie. Das heißt, wie's mal in meiner Fahrerkabine war, als es noch was zu fahren gab. Aber was soll's …«
    Berling goß den Plastikbecher der Thermosflasche mit heißem Kaffee voll und gab den Schluck Schnaps obenauf, den Faber offensichtlich brauchte. Er brachte ihm beides. Eddy Schiermann stand da und schüttelte den Kopf.
    »Momentmal …«
    Faber hatte sich inzwischen auf die Kante gesetzt, versuchte hochzukommen und schaffte das auch, als Eddy zugriff. Er übersah den dargebotenen Becher und machte statt dessen drei Kniebeugen. Auch das schien zu gehen. Bei der vierten begann er zu keuchen. »Jetzt«, sagte er, nahm den Becher und schüttete ihn hinunter.
    Er blieb auf der Couch hocken, und sie zogen sich Stühle heran. Wieder musterte er sie: »Bullen? Kommissare sogar. – Kripoleute … Mit denen hab' ich in letzter Zeit mehr zu tun als mit diesem Arschloch von Chef.«
    Berling kannte den Betrieb: ›Kammerer-Transport‹. Ein Garagenviereck in der Nähe der Ausfahrt Griesheim.
    Faber stierte weiter, und Berling war sich nicht darüber klar, ob er überhaupt eines seiner Worte verstand, doch dann sagte er plötzlich: »Ludis Charakter? Is' ja 'n Witz … Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich bin hier gelegen und hatte dasselbe Problem, ehe ich mich besoffen habe … Nicht, daß ich mir wegen Ladowsky die Birne zerbreche, is'n Vierkantarschloch – aber was sie mit dem angestellt haben. So 'n Saftladen … Der Chef frisiert den Fahrtenschreiber, hält sich an keinen Vertrag, keine Vorschrift, und wenn du mit dem Arbeitsgericht kommst, fliegste. Und der Kollege killt kleine Mädchen – was sagen Sie dazu?«
    Sie sagten nichts.
    »Na ja, also nochmals der Ludi …« Seine Stimme war klarer geworden, die Kaffee-Schnaps-Mischung schien zu helfen. »Der ist überhaupt kein Thema. Wieso muß ich mich über den unterhalten? Der gehört sofort an die Wand gestellt. Bei den Nazis jedenfalls hätten sie das gemacht.«
    »Aber die gibt's nicht mehr.«
    »Ein Jammer, nicht? In solchen Fällen wenigstens. Was ist denn euer Problem? Warum sperren Sie die Sau nicht einfach weg? Was wollen Sie da eigentlich noch ermitteln? Ist doch alles klar, oder?«
    »Für uns vielleicht, Herr Faber. Nicht für das Verfahren. Dort wird er uns mit ›Unzurechnungsfähigkeit‹ kommen.«
    »Was heißt'n das eigentlich? Können Sie mir sagen, wer heute noch zurechnungsfähig ist?«
    Berling warf einen raschen Blick auf die Bierflaschen, und da reagierte er sofort: »Na klar doch – wenn ich stockbesoffen mit 'nem Zehntonner im Kreuz bei Glatteis und mit Vollgas 'ne Hangstraße mit Kurve runterdonnere, klar bin ich dann unzurechnungsfähig. Und manchmal, gerade in letzter Zeit, bei diesem Scheißchef, hatte ich 'nen richtigen Bock, das zu bringen. – Und dem Ludi, ja, dem ging's nicht viel besser. Den hat der Kammerer total zur Sau gemacht. Dem hingen nur noch die Nerven aus der Hose. Nicht nur, daß ihn die ganzen Weiber im Laden, auf die er scharf war, verarschten, dabei sieht er ja gar nicht so übel aus, nicht nur, daß ihn der Chef rausschmeißt, obwohl er sich anstrengt wie 'n Verrückter – dann kam auch noch seine Mutter.«
    »Seine Mutter? Was war mit der?«
    »Na, die wohnt doch in so 'nem kleinen Haus in der Hermann-Kurth-Straße. Da wohnten sie schon immer. Kam mir auch komisch vor, ich meine, in dem Alter, da zieht man doch von zu Hause aus. Aber nein, der wollte nicht … Deshalb nahm ihn ja auch keiner so richtig ernst.«
    »Und was ist mit der Mutter? Hat sie …«
    »Ja, sie hat ihn rausgebolzt. Er hat sogar mal 'ne Nacht hier geschlafen, genau auf der Couch, wo ich jetzt sitze, da hat er gepennt und geheult wie 'n Schloßhund. Is'n komischer Kerl … Und wir mochten ihn eigentlich, intelligent, tat alles, was er konnte, für einen, so wie 'n richtiger

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