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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gerichtssaal zu Brei klopfen? Was glaubst du denn, wie das enden wird? Die ganze Atmosphäre um deinen Auftritt ist derart verheerend, daß es einem schlecht werden könnte … Weißt du, daß diese ›Liga gegen Gewalt‹ über zweieinhalb Millionen Unterschriften gesammelt hat, um zu erzwingen, daß dein Klient als ganz gemeiner Straftäter auf lebenslänglich im Knast landet, wo er meiner Meinung nach auch hingehört. Bundesweit läuft das, Isabella … Und genau das ist auch das richtige Wort: Bundesweit stehst du im Scheinwerferlicht, bundesweit sind die Kameras auf dich gerichtet, bundesweit wird jeder verdammte Redakteur sich die Finger lecken, damit er dir an den Karren fahren kann. Und was da jetzt rund um dich abgeht und hochbrodelt, das ist der ›Volkszorn‹, berechtigt oder nicht, sicherlich berechtigt, aber auch durchmischt mit Sensationsmacherei, und du …«
    »Was morgen abläuft, ist ein Prozeß.«
    Sie sah Reuters Gesicht vor sich, dachte an die endlosen Diskussionen mit ihm und fühlte sich nun zum erstenmal sicher, als sie sagte: »Es geht um Recht, es geht um Paragraphen, es geht um Inhalte und um Gesetze.«
    »Und das glaubst du?«
    »Natürlich glaube ich das.«
    »Und Ladowsky? Um den geht's auch. – Verdammt noch mal, hast du denn die Plakate nicht gelesen? Auf dem Römer wird eine gewaltige Massenversammlung veranstaltet, da kommen Busse von überall her, sie erwarten Tausende von Demonstranten. Was im Gericht abgehen wird, daran wage ich gar nicht zu denken … Und du, du streitest dich darum, ob dieser Scheißkerl jetzt im Gefängnis oder in einer Maßregelklinik weggesteckt wird? – Was willst du denn? Die Jeanne d'Arc spielen …? Und noch was, Isa: Lüttker, dein Gutachterkontrahent, ist ein alter Fuchs, das weiß ich. Der hat zwanzig Jahre Gerichtssaalpraxis, ist Lehrstuhlinhaber für forensische Psychologie, hat mit nichts anderem zu tun – und du mit deinem lächerlichen Kurs von zwanzig Stunden!«
    Sie schwieg.
    »Wenn du dir nur darüber im klaren wärst, daß du gegen solche Leute nichts in der Hand hast.«
    »Wir werden sehen …«
    »O ja! Jeanne d'Arc! Nur, für wen? Für einen Sexualmörder.«
    »Wir werden sehen«, wiederholte sie müde. Und dann sagte sie: »Ich habe die Gesetze nicht gemacht, aber ich finde es noch immer vernünftig, einen kranken Menschen dorthin zu bringen, wo er hingehört, und sei es ein Leben lang, statt ihn kaputt und zerbrochen, wie er nun mal ist, ins Gefängnis zu stecken.«
    »Gitter sind Gitter.«
    »O nein.« Sie wandte sich ihm zu, und er sah zu seinem Erschrecken, daß sie Tränen in den Augen hatte. »Das ist nicht wahr. Gitter sind nicht gleich Gitter. Wenn du einen solchen Menschen in eine normale Vollzugsanstalt schickst, dann ist das etwa so, als würdest du einen Sklaven in einer römischen Kampfarena den wilden Tieren vorwerfen.«
    Peter Aman schüttelte den Kopf. Dann stöhnte er leise und vergrub sein Gesicht in beide Hände.
    »Auch noch«, flüsterte er. »Auch noch sentimental …«
    Es war der Tag des Handys. Um ihren Schock zu überwinden, wollte Isabella in ihre Wohnung fahren, doch schon unterwegs fing das verdammte Ding in ihrer Handtasche zu piepsen an.
    Sie zog es heraus und nahm es ans Ohr.
    »Frau Dr. Reinhard?« sagte eine Männerstimme. Sie konnte sie nicht gleich einordnen, doch sie schien ihr bekannt.
    »Ja.«
    »Hier ist Berling, Oberkommissar Berling – Sie erinnern sich?«
    »Aber natürlich.«
    »Frau Dr. Reinhard, ich rufe Sie dienstlich an, und leider – ist es kein besonders angenehmer Anlaß.«
    »So?« sagte sie und dachte: Auch noch!
    »Frau Dr. Reinhard, morgen beginnt der Prozeß, bei dem Sie als Gutachter auftreten. Ich muß Sie bedauerlicherweise darauf hinweisen, daß damit gewisse Gefahren verbunden sind …«
    Sie sah rechts eine Parklücke, steuerte den Golf hinein, stoppte und holte tief Luft. »Herr Berling, lassen Sie doch bitte dieses schreckliche Amtsdeutsch. Was für Gefahren? Um was geht's denn? Ihr werdet doch in der Lage sein, das Landgericht so abzusichern, daß nichts passieren kann.«
    »Das schon, Frau Dr. Reinhard. Nur, da war dieser Anschlag auf Ladowsky. Und dieser Mann, der da in Preungesheim geschossen hat, um den geht es.«
    »Ja?«
    »Nun, wir haben herausgefunden, wer das ist. Wir hätten ihn auch beinahe festgenommen, aber er ist uns im letzten Augenblick entkommen.«
    »Und?«
    »Wir kennen seine Motive nicht. Bei unserem Gespräch jetzt handelt es sich daher um eine

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