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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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reine Vorbeugungsmaßnahme. Aber bei der Entschlossenheit, mit der der Mann vorgeht, sind wir der Ansicht, daß auch Sie zu dem gefährdeten Personenkreis gehören könnten.«
    »Was heißt wir?«
    »Nun, die leitenden Herren hier. Auch der Staatsanwalt.«
    »Richard Saynfeldt?«
    »Ja. Er macht sich Sorgen.«
    »Wie nett von ihm«, sagte sie. »Aber darin – im Sich-Sorgen-Machen, meine ich – hat er sich schließlich bisher auch nicht besonders hervorgetan. Dieser Verrückte, der mit seinen Brandflaschen Frau Ladowsky und mich beinahe umgebracht hätte, läuft schließlich auch noch rum, und ich habe bis jetzt noch kein Wort von Saynfeldt gehört.«
    »Das ist kein Verrückter – das waren Verrückte, Frau Dr. Reinhard. Eine Jugendbande, ein Haufen bescheuerter Analphabeten, die haben wir alle schon hochgenommen, und die sitzen. Übrigens auch in Preungesheim.«
    »Wie sinnig«, sagte sie mühsam. »Was soll ich also Ihrer Meinung nach tun?«
    »Aufmerksam sein. Vor allem in Ihrer Wohnung. Die ersten Vorsichtsmaßnahmen, die ich Ihnen empfehle: Ziehen Sie die Vorhänge zu. Vor allem auch bei Nacht. Schließen Sie alle Türen besonders sorgfältig ab. Auch die Haustüre … Und: Sobald Sie eine Beobachtung machen, die Ihnen verdächtig erscheint, rufen Sie sofort an. Ihr Haus wird ab jetzt ständig von unseren Streifenwagen kontrolliert; sobald Sie irgend etwas beobachten sollten, bekommen Sie Polizeischutz gestellt.«
    »Wie aufmerksam«, sagte sie. »Ja nun, vielen Dank, Herr Berling. Ich werde mich daran halten.«
    »Bitte, tun Sie das, Frau Dr. Reinhard.«
    Sie legte auf und änderte die Absicht, sofort nach Hause zu fahren. Es gab noch etwas anderes zu tun. Gestern schon hatte sie in ihren Schubladen nach der großen Sonnenbrille gekramt, die sie in Ascona entdeckt und die ihr dann Richard in einer seiner Anwandlungen von Großzügigkeit bezahlt hatte. Doch alle Mühe war vergebens gewesen, sie fand sie nicht, und das ärgerte sie, denn ihre Hoffnung war, sich hinter dem Schutz der Brille im Gerichtssaal einigermaßen unbemerkt bewegen zu können. Nun schien das blöde Ding geradezu überlebenswichtig zu werden.
    Sie sah sich um.
    Richtig, sie befand sich in der Nähe der Hauptwache. Schnell stieg sie aus, warf ein paar Münzen in die Parkuhr und machte sich auf die Suche nach einer neuen Brille. Eleganz war nicht mehr wichtig, möglichst große Gläser waren gefragt, und die gab's bereits beim nächsten Optiker.
    Sie nahm die erstbeste Brille, bezahlte und war gerade dabei, den Laden zu verlassen, als das Handy schon wieder zu zwitschern begann.
    An einem kleinen Tisch in der Nähe des Schaufensters setzte sie sich hin und sagte: »Ja?«
    Diesmal war es der Herr Oberstaatsanwalt Saynfeldt persönlich. Irgendwie hatte sie diesen Anruf erwartet, nur nicht so schnell. Sie spürte, wie ihr bei seinem metallenen ›Saynfeldt‹ ein heißer Strom über den Rücken fuhr und zu allem Überfluß auch noch das Herz zu klopfen begann.
    »Hat dir Berling Bescheid gesagt?«
    »Ja.«
    »Und du wirst dich daran halten?«
    »Ja.«
    »Ja«, äffte er sie nach. »Doch da wäre noch etwas: Ich möchte, daß du dir darüber im klaren bist, daß diese Geschichte das allerletzte Positive ist, das ich in meinem Leben für dich unternehmen werde … Und ich habe mich dabei noch gefragt, ob ich nicht ein Idiot bin, es zu tun … Du siehst: Es ist genau so gekommen, wie ich dir vorausgesagt habe – aber daß es dieses unfaßliche Ausmaß annimmt, hätte selbst ich nicht zu träumen gewagt.«
    Sie nahm den Hörer etwas vom Ohr weg, weil er so schrie, und kam sich albern dabei vor. Da hockte sie auf einem goldlackierten Stühlchen mit rotweißem Damastbezug und hatte jede Menge Spiegel, Stühle und Brillenkäufer um sich, die sich nur flüsternd unterhielten, während ihr ein Oberstaatsanwalt die Ohren vollbrüllte.
    »Von was redest du eigentlich?«
    »Von was ich rede? Das wagst du zu fragen? Von dieser unsäglichen Schweinerei, die du dir da geleistet hast.«
    »Ich versteh' kein Wort …«
    »Das Foto!« brüllte er. »Dieses verdammte Foto!«
    »Beruhig dich mal, Richard, und hör auf, mich anzuschreien.«
    »Beruhigen …?«
    »Das kannst du. Die Fotografie, die ich hatte, ist im Müll gelandet, wie alles, was ich von dir bekommen habe.«
    »Im Müll?« keuchte er. »Im Müll?«
    »Ja, und das bereits vor drei Wochen. Ich war genauso fassungslos, und für mich war es genauso schlimm wie für dich, das verdammte Bild in der

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