Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)
mit Condé denn mit Coligny zu einigen. Ich weiß nicht, wer einmal gesagt hat Condé sei ein kleiner Prinz,
so hübsch und fein, der lacht und singt tagaus, tagein.
Das trifft ihn haargenau, potz Blitz! Er war tapfer im Kampf, den Freuden des Lebens zugetan, streitbar, hitzig und – bei der Wahrheit zu bleiben – leichtfertig. Mehr Feuerkopf als politischer Denker, hat er zweimal mit der Medici Verträge geschlossen, welche für die Unseren höchst nachteilig waren. Doch lest laut, was Rouffignac über Coligny schreibt.«
»›Der Admiral – so ich dies sagen darf – erweist sich nicht immer als ein glänzender Feldherr und Schlachtenlenker, wie sich bei Jarnac gezeigt hat. Doch unerschütterlich in Glauben und Zuversicht, beharrlich und niemals der Verzweiflung erliegend, ist er überzeugt, daß der Krieg nicht mit einer Schlacht verloren ist. Deshalb beherrscht er auch die Kunst des Rückzuges. Und so rettete er nach dem unglückseligen Tag von Jarnac wiederum seine Armee, indem er sich dem Gegner entzog, und konnte mit ihr einen Sicherheitsplatz erreichen. Dort suchte ihn die Königin von Navarra auf. Oh, mein Freund! Welch mutigeund unbeugsame Hugenottin ist diese Frau! Sie hat Condé, den Sohn des toten Helden, und ihren eigenen Sohn, Heinrich von Navarra, welcher kaum sechzehn Jahre zählt, in die Armee eingeführt.‹
»Oh, ist es nicht Jammer und Schande«, sprach ich, nicht ohne einigen Neid, »Navarra ist zwei Jahre jünger denn ich und dient in der Armee!«
»Mein Herr Sohn«, entgegnete mein Vater mit spöttischer Miene, »was muß ich hören? Seid Ihr ein Bourbone? Seid Ihr ein Prinz von Geblüt? Erbet Ihr den Thron Frankreichs, so die drei Söhne der Medici ohne Nachkommen sterben? Lasset also Navarra sich für sein Fortkommen mühen, und mühet Ihr Euch hier für das Eure. So gebietet es die Vernunft.«
Nach solchem Tadel und Zurechtweisung, doch darob mehr lächelnd denn betrübt, fuhr ich mit der Lektüre von Rouffignacs Brief fort:
»›Nachdem der Admiral die Schlacht zu Jarnac infolge des vorbesagten Fehlers verloren, ging die von Moncontour durch die Schuld seiner deutschen Reiter verloren.
Kaum hatten sie die befestigten Stellungen bezogen, welche ihnen Coligny angewiesen, was tun da die lieben Deutschen? Sie legen die Waffen ab und verlangen ihren Sold! Ohne Geld kein Kampf! schreien sie in ihrem Kauderwelsch. Oh, mein Freund, welch mißliche Lage, welche Fährnis! Und insonderheit welch unheilvolle Verzögerung! – für niemanden unheilvoller als für sie selbst. Denn im flachen Lande überrascht, während sie disputieren, werden sie von den Schweizern des Herzogs von Anjou umzingelt, überrannt und aus altherkömmlichem Brotneid bis auf den letzten Mann niedergemacht. Und das war der ganze Lohn, der diesen armen Schluckern im Leben hienieden zuteil ward.
Wir unsererseits verloren nach Jarnac die Schlacht zu Moncontour, was dem Herzog von Anjou (welcher im übrigen nichts dazu beigetragen, da alles allein Tavannes Werk war) großen Ruhm einbrachte und worüber die Medici, die alte Hündin, höchst erfreut war, denn es entzückte sie, daß das Ansehen ihres Lieblingssohnes über das des Königs hinauswuchs. Doch vermeinet Ihr, dies schlechte Glück hätte Coligny, dem eine Kugel die Wange durchbohrt und vier Zähne ausgerissen hatte, entmutigt, so schmerzlich es für ihn war? Keineswegs!Mit Moncontour beginnt für den Rest unserer Armee ein langer, unglaublicher Marsch, welcher uns in weitem Bogen durch das Land führt und von dem Ihr vielleicht schon einige Kunde erhalten.
Höret wohl! Von Saintes, wohin wir uns zurückgezogen, ritten wir gegen Aiguillon, nahmen dort sogleich das Schloß im Sturm und plünderten es. Von Aiguillon zogen wir, unsere lahmen Pferde überall auf den Wegen zurücklassend, gen Montauban, allwo die Armee der sieben Vicomtes zu uns stieß. Solcherart ermutigt und verstärkt, verwüsteten wir das Land um Thoulouse, um diese törichte Stadt wegen des Meuchelmordes an Rapin zu strafen. Von dort ging es nach Carcassonne, welche Stadt wir uns hüteten anzugreifen, da wir uns nicht die Zähne an ihren wehrhaften Mauern ausbeißen wollten. Dann nach Narbonne, wo wir ebenfalls nicht angriffen; wir begnügten uns damit, das Umland zu plündern, und unsere Trompeten schmetterten, die Papisten verhöhnend, papi-papa-papo! Geradewegs weiter nach Süden vordringend, überschritten wir, Ihr werdet es nicht glauben, die Grenze des Roussillon, um dem spanischen
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