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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Euch in Gefahr bringen könnte. Stoßet nur zu, wenn Ihr ganz sicher seid, und nur zum Kopf.«
    »Giacomi«, sprach ich, »auch von mir einen Rat: versuche nicht, unseren Kampf in allen Einzelheiten zu verfolgen. Behalte ein Auge auf den Steilhang von Taniès, auf die Büsche und die Arkebusenschützen, welche du dort versteckt wähnst. Ich vertraue dir das Leben meines Samson an, und dir auch, Miroul.«
    »Monsieur!« schrie Fontenac. »Dieses Gebet währet ewig! Ist Eure Seele so schwarz, daß Ihr sie so lange Gott empfehlen müßt?«
    »Herr Baron«, entgegnete ich mit lauter Stimme und stolz erhobenem Haupt, »ich bete nicht für meine Seele, sondern für die Eure!«
    Mit einigem Stolz ob dieser großsprecherischen Entgegnung wand ich meinen Mantel um den linken Unterarm, zog meinen Dolch – den Degen hatte ich bereits in der Hand – und sprang, ohne auf Fontenac zu warten, denn ich fürchtete einen heimtückischen Stoß in den Rücken, die Wegböschung hinab; im Handumdrehen hatte ich die Mitte der Wiese erreicht, allwo ich mit einer plötzlichen Drehung in Fechtstellung ging, leicht geneigt und beide Klingen nach vorn gestreckt. Meine Schnelligkeit verfehlte nicht, Fontenac in einiges Staunen zu versetzen,denn ich stand schon bereit, indes er noch vom Weg zur Wiese hinabstieg, und zwar mit kleinen schweren Schritten, nicht im Sprung, wie ich es getan und was ich als gutes Vorzeichen nahm.
    Ich warf einen letzten Blick auf unsere Beunes-Mühle, von der Hilfe und Unterstützung kommen sollte, doch dort rührte sich keine Seele und war auch kein Laut zu hören außer dem Bellen der Hunde. Den Blick abwendend, beschloß ich, keine Rettung mehr von dorther zu erwarten, sondern mein Heil nur in meinen eigenen Kräften zu suchen.
    Indes kam der Baron mit hocherhobenem Degen schweren Schrittes auf mich zugelaufen, jedoch mit einer Schnelligkeit, welche mich mit Erstaunen und auch mit Besorgnis erfüllte, denn nach der Art zu urteilen, wie er die Böschung hinabgestiegen, hätte man ihm solches nicht zugetraut. Und als ich von diesem Koloß von Mann berannt ward, welcher, das Gesicht zu einer Teufelsfratze verzerrt, unversehens seine Maske der Höflichkeit fallengelassen hatte und brüllend, unter gemeinen widerwärtigen Beleidigungen mit seinem Degen Schläge austeilte, welche eine Mauer hätten zum Einsturz bringen können, rutschte mir das Herz in die Hose, zumal er mir beim ersten Zusammentreffen der Klingen fast den Degen aus der Hand geschlagen hätte. Und wie ich zurückwich! Ich floh schier, indes der Haufe seiner Spießgesellen, welche mich schon bezwungen und niedergemacht sahen, auf dem Wege ein Gebrüll voller Haß und Verachtung hören ließ.
    »Ha! Feigling!« zischte der Baron, »du fliehst! Sieh mich an, Hänfling! Ich werde Lochspitze aus deinen Eingeweiden machen!«
    Darauf traf seine Klinge nochmals mit solcher Wucht auf die meine, daß sie mir aus der Hand gerissen worden wäre, hätte ich nicht, entgegen allen üblichen Regeln, die Schlinge der Degenquaste noch um mein Handgelenk geschlungen gehabt. Ich machte wieder eine Meidbewegung, doch diesmal zur Seite, und da er wie ein Stier nach vorn stürmte, vermochte ich mit der Klinge sein Bein zu streifen, indem ich mich zu Boden warf. Womit ich allen guten Ratschlägen Giacomis zum Trotz ein nicht geringes Wagnis einging, denn Fontenac, welcher brüllend wie die siebzig Teufel der Hölle auf mich zugestürzt kam, hätte mich mit seiner Klinge am Boden festgenagelt, wenn ich mich nicht zur Seite gerollt hätte, ehe ich, gewandtwie eine Katze, wieder auf die Füße sprang und weiter zurückwich. Unter schrecklichen Beleidigungen stürmte der Baron von neuem auf mich ein, doch wie ich sah, zog er das linke Bein, welches ich getroffen, etwas nach. Ich sprang zur Seite, aber anstatt mich niederzuwerfen, wie ich zuvor mit großem Leichtsinn getan, begann ich, um ihn herumzutänzeln, wobei meine Klinge seinen Kopf wie eine Wespe umschwirrte, ohne jedoch zuzustoßen. Der anfängliche Schrecken wich von mir, und mit wiederkehrendem Selbstvertrauen erinnerte ich mich der guten Lehren Giacomis. Ich stellte mich seiner Klinge, wohl achtend, daß ich die seinige stets derart band, daß er keine kraftvollen Klingenschläge ausführen konnte, wie schon zweimal geschehen. Er versuchte es freilich noch einmal, doch es gelang ihm nicht, und so führte er Stoß um Stoß gegen mich, welche ich indes alle parierte, denn er focht mehr mit Ungestüm als mit

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