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Die guten Schwestern

Die guten Schwestern

Titel: Die guten Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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»Was ist mit der Videoüberwachung des Hotels?«
    »Wir haben die Filme durchgesehen, die die Lobby, den Haupteingang, das Kasino und den Parkplatz abdecken. Natürlich ist da viel drauf zu sehen, aber eben keine alten Bekannten. Oder sonstwie verdächtige Personen. Tut uns leid.«
    »Die hier auch nicht?« sagte Toftlund und legte ihm das Foto von Maria vor. Krozsel warf einen Blick darauf, dann sah er den Oberst an, der unmerklich nickte.
    »Auf diese Frau möchte Oberst Karancsi mit Ihrer Erlaubnis gern ein wenig später zurückkommen, aber ich bin befugt zu sagen, daß sie nicht auf den Videobändern auftaucht und es keine Zeugen gibt, die sie in der Nähe des Hotels oder überhaupt in Budapest gesehen haben. Wir sehen da keine Verbindung zu dem Mord. Leider. Wir halten daran fest, daß es sich um Raubmord ohne weitere Implikationen handelt. Selbstverständlich werden Sie unterrichtet, wenn wir den oder die Täter fassen. Aber die Chancen stehen bedauerlicherweise schlecht. Das ist der Nachteil der Freiheit. Der große Unterschied zwischen Reich und Arm. Der Höhenflug der Kriminalität. Es gibt viele Zigeuner in Budapest. Wir liegen am Rande des Balkans. Wir ziehen die verschiedensten Individuen an.«
    Krozsel lehnte sich zurück. Als ob die Sache damit abgeschlossen wäre. So faßte Toftlund es auch auf. Der Fall würde wenn schon nicht offiziell eingestellt, dann auf jeden Fall auf einen stetig wachsenden Haufen unerledigter Fälle gelegt werden, mit dem es die überlastete und unterbezahlte Polizei in diesen neuen Zeiten tun hatte.
    »Kann man in das Hotel gelangen, ohne von den Überwachungskameras gefilmt zu werden?« wollte Toftlund wissen.
    »Das ist möglich, ja.«
    »Wie?«
    »Leider funktionierte die Kamera am Lieferanteneingang nicht. Der Sicherheitschef meinte, es sei zu verantworten, mit der Reparatur bis zum nächsten Morgen zu warten.«
    »War sie schon lange kaputt?«
    »Sie wurde zerstört.«
    »Wann haben Sie das herausgefunden?«
    »Leider erst gestern.«
    »Also scheint doch mehr Planung dahinterzustecken, als es erst aussah?«
    »Das ist auch unsere Meinung. Leider, Herr Toftlund. Unsere Banden sind professionell und rücksichtslos. In Hotels finden viele Raubdelikte statt. Aus Rücksicht auf unsere Touristenbranche machen wir nicht viel Wind darum.«
    Toftlund schwieg, dann sagte er:
    »Letzte Frage: Wurden in dieser Nacht noch andere Zimmer überfallen?«
    »Nein.«
    »Wundert es Sie nicht, daß man sich so gründlich vorbereitet und sich dann mit einem Zimmer begnügt? Herrgott, ein paar Reiseschecks und ein Computer!«
    »Das ist in unserem Teil der Welt, wo eine Rente unter hundert Mark beträgt, gar nicht so wenig. Aber wir glauben, daß der Däne nicht vorsätzlich getötet wurde. Der Täter geriet in Panik und flüchtete. Vielleicht wollte das Opfer nichts herausgeben. Vielleicht schrie es.«
    »Und keiner hat es gehört?«
    »Das eine Nachbarzimmer war leer. In dem anderen hatte ein deutscher Gentleman Besuch von einer jungen Dame. Er hat nichts bemerkt. Er hatte sozusagen etwas anderes zu tun. Wie er es nicht ohne einen gewissen Stolz formulierte: ›Meine Bettgenossin schrie selber wie am Spieß.‹«
    Toftlund mußte lächeln. Und Krozsel lächelte auch. Von Kollege zu Kollege. Tut mir leid, Kamerad, aber du kennst das ja, wollte dieses Lächeln wahrscheinlich sagen. Krozsel packte denn auch seine Papiere zusammen, stand auf, reichte Toftlund die Hand und ging. Es war offensichtlich, daß ein simpler Kripobeamter an der jetzt folgenden Unterhaltung nicht teilnehmen durfte. Jetzt war der Oberst an der Reihe.
    Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die gefalteten Hände. Eine alberne Position, die Wichtigkeit signalisieren sollte, fand Toftlund. Er wußte nicht, woher sein Verdacht kam, aber der Oberst wirkte, als wäre er aus politischen Gründen ernannt worden und nicht weil er ein professioneller Nachrichtendienstler war. Wie Gelbert in Polen, aber der Unterschied war die Ehrlichkeit. Hier der Opportunist, der den Finger in die Luft streckte, um zu sehen, woher der Wind wehte, dort der Idealist, der glaubte, daß er etwas verändern konnte.
    Oberst Karancsi sagte langsam und ernst:
    »Die Lage ist kompliziert, Herr Toftlund. Sehr kompliziert. Mir wurde die ehrenhafte Aufgabe übertragen, die Sicherheitsinteressen unseres Landes zu wahren. In dieser Eigenschaft bin ich selbstverständlich bereit, auf allen Ebenen mit einem verbündeten

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