Die Habenichtse: Roman (German Edition)
Stock, aber sie konnte es nicht sagen, und er merkte nichts, sie wünschte so sehr, daß er fragen würde. –Little cat, hatte Dave gesagt, ich merke immer, wenn du nicht die Wahrheit sagst. Aber Jim merkte nichts, und vielleicht sagte er selbst nicht die Wahrheit. Er hielt sie fest. Er führte sie auf ein Haus zu und ein paar Stufen hinunter, schloß die Tür auf, –dein Bruder kommt bestimmt hierher, er kommt manchmal, um hier zu schlafen, sagte er, vielleicht kommt er nachher noch, und schob sie vorwärts in ein dunkles Zimmer und schloß die Tür hinter sich ab.
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Bevor sie klingeln konnte, öffnete Alistair ihr die Tür zur Kanzlei, als hätte er auf sie gewartet. –Alles nur eine Idee unseres kleinen Gehirns, sagte er zusammenhangslos. And our little life is rounded with a sleep. Er ging mit hinaus, lehnte sich an die spitz zulaufenden Eisenstäbe, innen war daran ein Fahrrad angeschlossen. –Bentham bat mich heute, ihn beim Spazierengehen zu begleiten, dabei nimmt er in letzter Zeit meist Jakob mit. Er war schwermütig, das ist nicht selten, nur Jakob gegenüber ist er immer heiter, als wollte er ihn schonen, wer weiß. Wir gingen in den Regent’s Park, die übliche Strecke, es waren nicht allzu viele Leute unterwegs, wegen des kühlen Windes, weil es bedeckt war, weil der Park scheußlich aussieht, so vertrocknet, wie er ist. Über das Gras, nicht weit von dem kleinen Rondell, lief eine Frau in Zeitlupe, ihre Hände machten seltsame, eigentlich anmutige Bewegungen, tasteten vor jedem Schritt in der Luft, als wäre viel zu schnell, was man selber tut. Es hat mich so an die Zeitlupe der Aufnahmen von den Twin Towers erinnert, weißt du noch? Wie die Menschen aus den Fenstern stürzten?
Isabelle zog ihre dünne Lederjacke fester um sich und verschränkte die Arme. –Du frierst? fragte Alistair. Jakob kommt gleich runter. Was ist mit dir? Er musterte sie erstaunt und ohne Spott. Dein Gesicht ist ganz anders. Er beugte sich zu ihr und küßte sie auf den Mund, hielt sie an den Schultern und küßte sie weiter, als Jakob in der Tür auftauchte. Dann löste er sich abrupt von ihr, drehte sich zu Jakob um. –Du erlaubst schon, dachte ich mir. Der Spott kehrte in seine Augen zurück, und Isabelle fror bei seinem Anblick, als wisse er alles über sie und Jim und richte über sie. Er warf ihr einen Blick zu, schob sie zu Jakob hin. Wieder spürte sie Hände auf ihren Schultern, auf ihren Lippen andere Lippen, aber es berührte sie nicht. Sie wich einen Schritt zurück, musterte die beiden, wischte sich übers Gesicht. Alistair grinste, stellte sich neben Jakob, lehnte sich an ihn, sie rückten enger zusammen, nur Isabelle erschrak, als um die Ecke ein Motorrad raste, aufheulend weiter beschleunigte, dahinter ein Polizeiwagen, aus dem Beifahrerfenster lehnte sich ein Polizist, hielt etwas, vielleicht eine Waffe. Alistair hatte seinen Arm um Jakob gelegt. Eine schwarze Limousine bremste scharf, fuhr wieder an. Wie auf Kommando wandten sich die beiden Männer Isabelle zu, forschend, abwartend. Sie schaute zum Haus, hoffte Bentham zu sehen oder Maude, jemanden, der ihr ein Zeichen gab, erklärte, was vor sich ging, aber das Haus schien leer, sogar die Fenster der Bibliothek, die Mister Krapohl meist geöffnet hielt, waren geschlossen. Wieder heulte eine Sirene, weiter entfernt diesmal, und eine zweite kam dazu, eine dritte. –Scheiße, was ist denn passiert? Alistair richtete sich auf, ließ seinen Arm sinken. Die Sirenen heulten, heulten, –es muß in der Nähe der Great Portland Street sein, sagte Alistair. Er zog ein Handy aus der Tasche und wählte. –Anthony, wo bist du, in der U-Bahn? Great Portland Street? Lauschte, –ja ja, ist gut, ich wollte nur wissen, was los ist, die ganzen Sirenen. –Was ist mit dir? fragte Jakob erstaunt. –Keine Ahnung, Alistair steckte das Handy wieder in die Tasche, grinste. –Hört ihr den Hubschrauber? Jakob und Isabelle hoben die Köpfe, es ist nichts, dachte Isabelle, doch da tauchte über den Dächern ein Hubschrauber auf, stand in der Luft, lärmend, bedrohlich. –Das sind Krankenwagen, sagte Alistair. Bentham hat mir erzählt, ein Freund von ihm, der im Außenministerium arbeitet, habe Informationen, daß britische Soldaten im Irak foltern. Daß sie Leute erschossen haben, aus Versehen. Unlawful killings , nennen sie das. Ein achtjähriges Mädchen. –Was heißt, er hat Informationen? fragte Jakob. –Es gibt Berichte, sagte Alistair, vielleicht sogar Fotos, und
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