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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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zurück und Cheftu wischte sich das Wasser aus den Augen. Sie betrachtete ihn aus der Nähe. Sein Gesicht war so, wie sie es kannte, mit messerscharfer Nase, einem kantigen Kinn, der intelligenten Stirn und den ausgeprägten Brauen. Seine Augen lagen unter dichten Wimpern in tiefen Höhlen. Doch weil sich sein Teint -und sein Körperbau dazu - so verändert hatte, war sie ausgesprochen froh, dass sie sich auf ihren Instinkt verlassen hatte.
    »Du siehst aus wie vergoldet«, flüsterte sie. »Hier passen deine Haut und dein Bart zu deinen Augen. Du bist von Kopf bis Fuß golden.« Von den tausend Zöpfen seines Haars hingen winzige Tröpfchen, die nicht weniger gleißten als die Krone auf seinem Haupt. Mit ausgestrecktem Finger fuhr sie seinen Wangenknochen und den Lippen nach.
    »O Chloe«, raunte er und küsste sie. Nicht zögernd, auch nicht forschend, sondern einfach das einfordernd, was ihm zustand.
    »Liebe mich«, sagte sie, als sich sein Mund von ihrem löste und über ihr Kinn zum Hals abwärts wanderte.
    Er hielt inne.
    »Was ist denn?«
    Seufzend schaute Cheftu sie an. »Es ist meine Pflicht, gebadet und gereinigt hinauszugehen und diese Sache zu Ende zu bringen. Ich -«
    Sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Ich verstehe. Brauchst du jemanden, der dir den Rücken wäscht?« Sie grinste spitzbübisch.
    Sein Blick loderte auf. »Wenn du mir wirklich helfen willst, dann verschwinde aus meiner Wanne und besorg mir was zu essen.«
    Sie erhob sich, tropfnass in ihrem transparenten Schleiergewand.
    »Und wenn ich wieder da bin, will ich hören, wie du hierher gekommen bist«, sagte er.
    »Und ich will hören, woher du diese Sachen hast.« Sie zupfte an ihrem Gewand, während sie aus der Wanne stieg. »Diese Frauensachen.«
    Cheftus Ohren begannen zu glühen.
    Sie lachte. »Du wirst ja rot!«
    Er zerrte sich den Umhang vom Leib, schleuderte ihn über die Trockenstange und tauchte tiefer ins Wasser. »Gar nicht!«
    »Du hast helle Haut«, stellte sie fest. »Du bist zwar von der Sonne gebräunt, aber eigentlich bist du hellhäutig.«
    »Ich bin ein Berber«, betonte er. »Jedenfalls in diesem Körper. Die Berber stammten ursprünglich aus den Bergen, es sind große, hellhäutige Menschen mit blondem oder rotem Haar. Bevor sie sich in Afrika niedergelassen haben.«
    »Ich kann das gar nicht glauben, bis jetzt warst du immer dunkel. Und plötzlich bist du ganz weiß.«
    Er senkte den Blick. »Du hast ja gar keine Ahnung.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, doch Cheftu zog sie herab und gab ihr einen zweiten, tiefen und durchdringenden Kuss. Chloe schnappte nach Luft, als er sie schließlich freigab. »Essen«, kommandierte er.
    Seine Wangen leuchteten knallrosa unter der bronzefarbenen Haut. »Bin schon unterwegs«, sagte sie.
    Chloe saß auf einem Stuhl, als Cheftu frisiert und in frischen
    Gewändern aus dem Bad trat. Er hatte gerade noch Zeit für einen Kuss und drei Happen Brot, bevor ein Priester ihn vom Gang aus rief. »Geh nicht weg«, flüsterte er ihr zu. »Ich bin gleich wieder da. Schlaf ein wenig.«
    Dann zog er die Tür hinter sich zu, und Chloe war allein in seinen Gemächern. Nichts deutete darauf hin, dass Cheftu hier wohnte. Der Raum wirkte prunkvoll mit den intarsienverzierten und mit Blattgold überzogenen Möbeln, überladen mit den Fransen an sämtlichen Decken und den mit Lapislazuli- und Karneolperlen bestickten Kissen, den überall aufgestellten Statuen und Flaschen, und ausgesprochen farbenfroh. Was nicht rot war, war blau oder gelb. Die Wände waren mit rot-blaugelben Kegelmosaiken geschmückt, im einen Zimmer in riesigen Zickzack-Bändern und im Schlafgemach im FischgrätMuster. Cheftus Bett war mit hauchdünnen Wolldecken überzogen und mit Kissen aller Art überhäuft. Ganz zu schweigen davon, dass dieses Lager dreimal so breit war wie die gewöhnlichen Betten, die sie bis jetzt zu sehen bekommen hatte.
    Schließlich, rief Chloe sich ins Gedächtnis, ist er der Hohepriester der Fruchtbarkeit.
    Auf dem mit Intarsien verzierten Tisch neben dem Bett sah sie die einzigen Hinweise auf jenen Cheftu, den sie kannte: einen Stapel von Schrifttafeln und eine Hand voll Zylinder aus Lapislazuli und Achat, fein gearbeitete Siegel, die regelrechte Kunstwerke darstellten. Sie warf einen Blick auf die Tafeln; da sie im Priestercode geschrieben waren, würden die Zeichen für sie keinen Sinn ergeben.
    Sie setzte sich aufs Bett. Eigentlich sollte sie baden - und sie konnte es auch, schließlich

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