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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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früh bezahlen.«
    Schnell wie der Blitz entzog sie ihm den Krug. »Nicht so hastig, mein Kleiner. Erst zahlst du, dann trinkst du.«
    »Ich habe dir doch erklärt, dass ich meine Börse vergessen habe. Morgen früh schicke ich meinen Sklaven mit dem doppelten Betrag vorbei. Ich bürge dafür. Schließlich wohne ich am Krummen Weg.« Das war die Wahrheit.
    Ihr Blick musterte ihn ab. »Und was treibst du dort am Krummen Weg? Wohnst du bei deiner Familie?«
    Er richtete sich auf. »Natürlich nicht! Ich bin Sterndeuter, das habe ich doch schon gesagt.«
    »Du bist der, der den Lugal und die Ensi berät?«
    Ezzi lächelte. Endlich bekam er die verdiente Anerkennung. »Eben jener.«
    »Und du hast den neuen Stern entdeckt und vorhergesagt, dass der Mond die Sonne bekämpfen würde?«
    »Du bist eine Frau von großem Wissen«, schmeichelte er ihr mit seinem charmantesten Lächeln.
    Sie reagierte mit einem gekünstelten Lachen, zog das Siegel endgültig vom Krug und löste dann den Wachsverschluss. Er konnte es schon riechen; süßes Bier, das seinen Körper wärmen und seinen Bauch füllen würde. Wer brauchte schon etwas zu essen, wenn es Bier gab?
    Sie reichte ihm den Krug, den er mit fragendem Blick entgegennahm. »Meine gute Frau«, erklärte er ihr, »ich brauche auch einen Trinkhalm.« Sie war zwar auf dem Laufenden, was die Tagesnachrichten anging, aber als Tavernenwirtin war sie eine Katastrophe. »Und ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn du mir einen Tisch abwischen könntest.«
    »Reich mir den Krug, dann mach ich was rein«, sagte sie.
    Ezzi reichte den Krug zurück, woraufhin sie ihn neben sich am Boden abstellte. Dann wackelte sie mit dem Hintern und ging umständlich in die Hocke, bis er Flüssigkeit auf Flüssigkeit plätschern hörte. »Ahh«, sagte sie und reichte ihm den Krug erneut. Der Hals war nass -
    »Du hast in mein Bier gepisst! Was für eine Hure bist du eigentlich?«
    Sie schlug den Krug mit der Hand um, sodass die Mischung über den Tresen und in Ezzis Gesicht, auf seinen Umhang spritzte; dass er klatschnass wurde. »Mein Sohn ist gestern gestorben, nur weil so ein Idiot ein Zeichen in den Sternen gesehen hat! Verzieh dich und lass dich hier nie wieder blicken!«
    Ezzi starrte sie fassungslos an.
    »Er hat euren Bruder auf dem Gewissen«, erklärte sie den beiden Matrosen. Sie fassten Ezzi ins Auge und erhoben sich.
    Er drehte sich um und rannte los. Die Tür knallte hinter ihm zu, gleich darauf hörte er sie noch zweimal knallen. Die nackte Angst hetzte ihn über die Brücke. Er hörte ihre Schritte auf dem Holz, doch sie fielen allmählich zurück.
    Keuchend duckte Ezzi sich in den Schatten eines Hauses. Feuer brannte in seiner Brust, und sein Gesicht schien in Flammen zu stehen. Er bekam keine Luft mehr. Dann linste er um die Ecke. Keine Menschenseele war zu sehen.
    Der Sterndeuter-Gehilfe humpelte heim in seine dunkle, leere Villa und kroch die Stiege hinauf. Das Bettzeug war zum Waschen abgenommen und nicht wieder aufgelegt worden. Ein schwarzer, glänzender Käfer krabbelte im Mondschein über die Palmwedelmatte.
    Er riss sich den Umhang vom Leib und schlug den Käfer tot, dann schleuderte er alles miteinander, die uringetränkte Wolle und das zerquetschte Insekt, durch das Zimmer, ehe er auf dem Bett zusammenbrach.
    Niemand rief ihn, um zu fragen, ob alles in Ordnung war.
    Niemand klopfte, um nachzusehen, ob er etwas zu trinken oder zu essen brauchte.
    Niemand war im Haus.
    Ezzi vergrub den Kopf unter den Armen. Es war besser so. Auf diese Weise mischte sich auch niemand ein.
    Cheftus Magen knurrte, und Chloe schlang die Arme um ihn. Sie wollten einander nicht loslassen. Jemand klopfte an die Tür.
    »Wer ist da?«, rief Cheftu.
    »Herr, im Hof sammeln sich immer mehr Mandanten, die ihren Angehörigen die letzte Ehre erweisen wollen.« »Und du musst sie empfangen?«, flüsterte ihm Chloe ins Ohr.
    Er nickte. »Ich komme gleich nach dem Baden«, rief er.
    »In einer halben Doppelstunde«, mahnte der Priester.
    »Ja«, sagte Cheftu. »Danke.«
    »Ich habe dir Wasser eingegossen, aber das ist inzwischen bestimmt abgekühlt«, sagte sie.
    Cheftu machte ein paar Schritte vorwärts, ihren leicht umhüllten Körper an sich drückend. Dann trat er in die Wanne, ließ sich ins Wasser sinken und durchnässte dabei auch ihre Kleidung. »Halt die Luft an«, warnte er, bevor sie hineinplumpste und er sie beide unter die Wasseroberfläche zog.
    Als sie wieder auftauchten, strich Chloe ihr Haar

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