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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Antwort wissen. Du bist nur ein Hirte.«
    Er hätte gern ihre Hand berührt, doch das ging auf keinen Fall. Sie hatte sich entschieden, abgesondert von den Männern zu leben, in einer Welt der Forschung und der Wissenschaften, und diese Entscheidung nicht durch die Verantwortung für ein Heim oder eine Familie zu verwässern. Er hatte Hartas Antrag angenommen. »Bereust du es manchmal?«, fragte er.
    Ihre Hand zuckte zurück. »Ich muss den Unterricht für morgen vorbereiten. Denn für dich bin ich möglicherweise eine Denkerin und eine Cousine, aber für fünfundzwanzig Jungen bin ich Nergel, der Gott der Unterwelt, der gekommen ist, die Spreu vom Weizen zu trennen.«
    Er stand lachend auf, weil er gehen wollte. »Ich kann mich noch gut an deine Zeichnung von unserem Tafelvater mit Ner-gels Sense erinnern.«
    »Diese Beleidigung habe ich bitter büßen müssen«, bestätigte sie leise lachend. »Wie oft bin ich inzwischen selbst so gezeichnet worden!«
    »Wie nett, ihnen zu sagen, dass sie damit nichts Neues schaffen«, bemerkte er, als beide auf der Schwelle standen. »Angenehmen Unterricht«, wünschte er ihr.
    »Ich werde es dich wissen lassen, wenn ich irgendwas herausfinde«, sagte sie. »Ich schicke dann Ukik.«
    »Du brauchst ihn nicht zu wecken«, meinte Asshur.
    Ihr Blick blieb kühl. »Er ist gerade hier.«
    »Ukik?«
    Sie nickte. Schweigend.
    Asshur murmelte etwas vor sich hin und floh. Er sollte sich lieber Gedanken über seine Gäste machen als über alternde Cousinen, die mit ihren jungen Gehilfen zusammenwohnten.
    Sie saßen im Tempel, damit Inana, die Schutzgöttin der Stadt, am Fest teilnehmen konnte. Eigentlich handelte es sich um zwei im rechten Winkel stehende Tempel. Dazwischen erstreckte sich ein Hof, dessen Mauer mit bunten Kegelmosaiken in schwarz-weiß-roten Zickzackstreifen verziert war. Eine Seite des Hofes führte zu einer Terrasse, die von dicken, mit Muschel- und Perlmuttrosetten besetzten Säulen gesäumt war.
    Niedrige Tische, üppiger Blumenschmuck, mit Schafsfell überzogene Kissen und Trinkhalme aus Metall vervollständigten das Bild von absolutem Luxus. Chloe und Cheftu lagerten nebeneinander - schon wieder ein Ort, an dem Frauen und Männer gemeinsam aßen, dachte Chloe. Im Nahen Osten. Wann sind die Menschen davon abgekommen? Zum Zeitpunkt, als David vor Jerusalem auftauchte, war dieser Brauch längst ausgestorben. Wer war verantwortlich für diesen Rückschritt?
    Lautenspieler zupften leise im Hintergrund. Asshur war der neue Lugal, Gilgameschs Nachfolger und als solcher für das Festmahl verantwortlich. Fische aller Arten wurden aufgetragen, mitsamt den Augen. Das Marschmädchen in Chloe verriet ihr, dass es als Zeichen des Respektes galt, den Fang mit den Augen zu servieren. Damit der Gast wusste, wie frisch der Fisch war.
    Die Augen von Chloes Fisch bestätigten, dass zwischen dem Fang und dem Ende auf ihrem Teller allerhöchstens eine Stunde verstrichen war. Wenn ich ihn nur zudecken könnte, dachte sie. In der Mitte des Tisches lag Brot, zu einer Zikkurat aufgestapelt. Auf bunten Tellern wurde in Gewürzsud gekochtes, in Öl ausgebackenes sowie mit Käse belegtes und überbackenes Gemüse serviert. »Kaum zu glauben, dass sie in Ur hungern müssen«, flüsterte sie Cheftu zu.
    »Nicht allzu sehr«, erwiderte er. »Wenn die Bevölkerung weit genug zurückgegangen ist, dann können alle ernährt werden. Eventuell sind ja genügend Leute geflohen.«
    »Gut, aber in Larsa müssen sie hungrig bleiben.«
    »Nachdem du ihnen das Wunder der Fleischbällchen gebracht hast?«
    »Sei nicht so sarkastisch.«
    »Ich, Chérie?« Langsam schob er ihre Hand über seinen Schenkel.
    »Cheftu!«
    »Ich bin absolut unzurechnungsfähig, soweit es dich angeht. Ich habe dich gewarnt.«
    »Trink dein Bier.«
    »Das macht es später nur noch schlimmer«, prophezeite er.
    »Gut«, erwiderte sie mit einem boshaften Lächeln.
    Er warf lachend den Kopf zurück.
    Nachdem das Mahl beendet war, war Nimrod an der Reihe,
    Asshur Geschenke zu überreichen. Den ganzen Nachmittag über hatten die Menschen aus Ur ihre Vorräte zusammengelegt. Als Ergebnis würde Asshur ein schwangeres Mutterschaf und einen Ziegenbock überreicht bekommen. Mimi und Dadi würden Eltern werden. Es war ziemlich verwickelt. Aber endlich wäre Chloe den Bock los.
    Nirg überreichte einen Elfenbeinkamm, Nimrod trennte sich von einem Löwenfellumhang, Cheftu stiftete drei Goldketten, und auch alle anderen Frauen, Soldaten und Kinder

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