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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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der »Schiedsrichter«, kam durch den Portikus angelaufen und zeichnete einen Kreis auf den Boden. Cheftu und Asshur zogen sich bis auf den Lendenschurz aus.
    Asshur war ein Koloss, vor allem für dieses Zeitalter. Doch jung war er nicht. Chloe hätte nicht einmal schätzen können, wie viele Jahre er zählte. Näher, als sie ihm bis jetzt gekommen war, wollte sie ihm gar nicht kommen. Cheftu hatte sich in eine andere Welt zurückgezogen, in eine geistige Welt des Ringkampfes. Er erhob sich vom Tisch und nahm seinen Platz ein, ohne sie auch nur einmal anzusehen.
    Das muss Kidu sein, dachte Chloe. Sonst hätte er nie im Leben zugelassen, dass ich als Einsatz herhalten muss. Er hat seinen Urzeitverstand verloren. Asshur sah lüstern zu ihr herüber, woraufhin sich Nimrod schützend neben sie stellte.
    »Es gelten folgende Regeln«, erklärte der Kampfrichter den beiden Männern. »Keiner darf den Kreis übertreten. Ihr kämpft, solange ihr beide stehen könnt.«
    Cheftus Blick musterte kurz Asshurs Körper, Asshur hingegen verweigerte Cheftu dieses Zeichen des Respekts.
    »Die ganze Zeit über müssen beide Hände den Gegner berühren.«
    Cheftus Miene war steinern.
    »Keiner darf getötet werden.«
    Gut zu hören.
    Der Kampfrichter brachte die Krüge heraus. »Um zu gewinnen, muss der Krug des Gegners zerschlagen werden und der eigene Krug heil bleiben.«
    Die Bürger Uruks jubelten. Asshur ging in die Knie, dann wurde der Krug auf seinen Kopf gestellt, noch über die Krone, und schließlich unter seinem Kinn festgebunden. Cheftu war mit seinem Krug mindestens zwei Meter groß, aber Chloe entging nicht, welche Anstrengung sein Körper schon jetzt leisten musste. Als Cheftu sich zu bewegen versuchte, traten die Adern in seinem Hals blau hervor.
    Der Kampfrichter zog Asshur und Cheftu behutsam in den Kreis.
    »Möge Inana entscheiden«, sagte er, wobei er Cheftus Hände auf Asshurs Arme legte und Asshurs Hände auf Cheftus Arme. »Ihr beginnt, sobald die Musik erschallt.«
    Die beiden Männer standen eine Kopfbreite auseinander;
    Cheftus einziger Vorteil war seine Größe, die aber gar kein Vorteil war, da dadurch auch sein Krug höher und deutlich wackliger stand. Der Flötenspieler setzte an, und Asshur stieß Cheftu zurück. Cheftu balancierte sofort sein Gleichgewicht aus und erwiderte den Druck. Die Sänger stimmten in ein sanftes, von Glöckchen untermaltes Lied ein.
    Als würde Enya zu einem Boxkampf spielen, schoss es Chloe durch den Kopf.
    Beide Leiber glänzten vor Schweiß, und Asshur schien abzuwarten. Cheftu ließ keine Sekunde lang locker, seine Muskeln bebten und schwollen unter der verschwitzten Haut. Sein Griff schien immer fester zu werden, außerdem hatte er ein Bein zwischen Asshurs Füße geschoben und versuchte ihn so zu Fall zu bringen.
    Asshur rammte seinen Kopf und damit auch seinen Krug gegen Cheftus. Der Jubel der Menge übertönte die sanfte Musik und das Jubilieren der Sänger.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Asshur seinen Gegner, vor Anstrengung keuchend.
    Wahrscheinlich irgendwas auf Französisch oder Ägyptisch oder Englisch, dachte Chloe. Ihre Hände schmerzten, so fest umklammerten sie ihre verschränkten Arme.
    Cheftu schubste Asshur mit aller Kraft. »Nichts.« Der Schweiß aus seinem Gesicht tropfte auf Asshurs Arme, und der Lugal ließ seine Hände zu Cheftus Schlüsselbein hochgleiten. Soweit Chloe erkennen konnte, war ein Sieg nur möglich, wenn einer von beiden seinem Gegner das Brustbein brach und dann bei dessen Sturz den Krug zertrat. Oder indem er ihn in einem unachtsamen Augenblick erwischte und einen hohen Tritt landete.
    Cheftus Anspannung und Konzentration waren ungebrochen. Sein Atem ging schwer, sein Leib glänzte nass, doch er hielt eisern stand.
    Das Klatschen der Menge spornte Asshur weiter an. Er versetzte Cheftu einen Stoß und zwang ihn dadurch rückwärts.
    Cheftu wich zur Seite aus, woraufhin Asshur ins Stolpern und der Krug auf seinem Scheitel ins Wanken kam. Cheftu holte mit seinem Krug nach Asshurs aus, doch jener drehte schnell den Kopf zur Seite. Der Streifschlag schien beide zu betäuben. Einen Moment klammerten sie sich aneinander fest, nicht im Kampf, sondern nur in dem Bemühen, auf den Beinen zu bleiben.
    Dann drückten sie von neuem, und die Stimme des Sängers erhob sich in der Stille. Die Menge jubelte nicht mehr; stattdes-sen verfolgten alle atemlos den Kampf.
    Keiner von beiden konnte den anderen besiegen.
    Oder gegen ihn verlieren.
    »Dürstet

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