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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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über das ganze Gesicht gezogen, seit Asshur sie das letzte Mal gesehen hatte. »Oder sollte mir die Tatsache, dass du Lugal bist, schon Aufschluss genug geben?«
    Lachend überlegte er, ob er als Cousin in ihre Kammer treten sollte, oder ob er von ihr einfordern musste, ihn als Herrscher zu behandeln.
    »Bist du zu bedeutend, um dich auf ein Bier zu mir zu setzen?«, fragte sie, und er sah Belustigung in ihren Augen aufleuchten.
    »Bestimmt nicht.« Er trat ein. Ima ließ von ihrer Gehilfin ein Bier bringen und bot ihm einen Stuhl an. »Wie geht die Suche voran?«, fragte er.
    »Du triffst dich doch ständig mit Ukik. Er berichtet dir von meinen Ergebnissen, bevor ich mich selbst davon überzeugt habe«, sagte sie. »Was willst du noch mehr wissen?«
    Asshur verschränkte die Finger im Schoß. »Gibt es irgendeinen Anlass zur Hoffnung?«
    Die Gehilfin brachte einen Bierkrug und reichte Asshur einen Trinkhalm. Das Getränk war kühl und erfrischend, doch Asshur musste daran denken, dass er es eigentlich nicht trinken sollte. Jedes Abweichen von seinen eigenen Maßstäben konnte in den Tod führen. Zurückgelehnt beobachtete er, wie Ima ihren halben Krug leerte. Die Konzentration in ihrem Gesicht, die sichtbare Anstrengung, irritierte ihn. Asshur rutschte in seinem Stuhl herum.
    Zum Glück lehnte sich Ima gleich darauf zurück und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich hatte gehofft, dass Lud die Antwort bringen würde.«
    Asshur wartete ab.
    »In meinen Studien bin ich auf nichts gestoßen, was den gleichen Effekt hervorrufen würde. Mischungen, die das Wasser so trübe machen, wie es überliefert ist, verhindern nicht, dass es immer noch kalt getrunken werden kann. Beifügungen, die es sprudeln lassen, was es Augenzeugen zufolge tun müsste, trüben das Wasser nicht. Es handelt sich um eine Verbindung verschiedener Elemente, und jedes muss für sich geprüft werden, und wenn wir das erste gefunden haben -«
    »Dann fügst du das zweite Element, die zweite Beigabe hinzu.«
    Sie nickte. »Was die anderen Dinge angeht - hast du die Sagen überprüft?«
    Asshur lehnte sich ebenfalls zurück. »Das ist doch eine Altweibergeschichte«, wehrte er ab. »Genau wie der Unfug, dass man durch eine Höhle in der Stadtmitte in die Unterwelt gelangen könnte.«
    Imas Augen wurden schmal. »Meine Großmutter war eine weise Frau, sie hätte keine Unwahrheiten erzählt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, es ist doch einfach nicht schlüssig, dass der Erste Vater gewusst haben soll, dass die Erde einmal durch Wasser und einmal durch Feuer zerstört werden soll. Und dass er darum befohlen haben soll, die Geschichten auf zwei verschiedenen Tafeln zu verzeichnen. Einmal auf Ton, einmal auf Stein, damit wenigstens eine davon überlebt.«
    »Vielleicht wusste er, dass sich das Wasser ändern würde?«
    »Und hat darum den Ort verzeichnet, an dem es entspringt? Oder gar die Formel, um es zu erschaffen?« Asshur beugte sich vor, wie um Imas Arm zu tätscheln, unterließ es aber. »Du bist eine Frau der Wissenschaften. Der Erste Vater lebte in einer Höhle, sein Sohn war ein Mörder, was sollte er vom Schreiben oder vom Kartenzeichnen oder auch nur vom Begriff der Zeit
    verstehen? Er war ein ahnungsloser Ahnvater.«
    »Sind wir denn besser?«, wollte Ima wissen. »Aus Staub sind wir geboren, Staub sollen wir wieder werden, zu weißem Staub für unsere Knochen und Adern, zu grünem für unsere blasse Haut, zu schwarzem für unsere Eingeweide und zu rotem für unser Leben, unser Blut.«
    Asshur konnte es mitsprechen, dieses oft verwendete Zitat, das einem im Haus der Tafel eingebläut wurde, bis man es schreiben konnte wie der Tafelvater selbst. »Wir bestehen aus den gleichen Dingen wie der Erste Vater, aber wir sind weit über seinen Horizont hinausgereist«, wandte er ein.
    Ima wandte sich von ihm ab. »Vielleicht wissen ja die Seher etwas.«
    »Sie sind zu jung, keiner von ihnen wurde vor der Großen Flut geboren.«
    »Hast du schon daran gedacht, Ziusudra aufzusuchen?«
    »Der wollte nicht einmal mit den eigenen Söhnen über diese Sache sprechen, warum sollte er sich ausgerechnet mir öffnen? Ich bin nur der Sohn eines Sohnes.«
    Sie beugte sich vor und berührte ihn am Arm. Sogar durch seine Verzweiflung hindurch spürte Asshur, wie sein Körper zusammenzuckte. »Du bist dazu gewählt, uns durch diese Zeit hindurchzuführen, nicht um uns zu retten. Uns zu führen, Asshur. Du musst nicht auf alles eine

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