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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Ziusudra sei nicht mit Noah gleichzusetzen, doch inzwischen kamen ihm selbst Zweifel. Wenn Cheftu nur die Namen von Noahs drei Kindern, seinen Söhnen, einfallen wollten. »Was willst du? Was suchst du?«
    »Das heilige Wasser.« Asshur erhob sich langsam. »Wasser, das unser Leben bewahrt und erhält.«
    Das Wort »Jungbrunnen« zog durch Cheftus Kopf, aber ohne dass es mit irgendeinem Bild verknüpft war. »Woher weißt du, was es ist?«
    »Ich habe es gesehen, ich habe davon gehört. Es ist ein ganz besonderes Wasser«, sagte er. »Es hat die folgenden Eigenschaften .«
    Die Höhlen waren feucht und lagen tief, tief unter der Erde. Chloe war erstaunt, in einem Land, dessen Boden vornehmlich aus Öllagern und Moskitobrutgebieten bestand, einen so großen Hohlraum zu finden. Kein Wunder, dass die Mütter früher geglaubt hatten, hier befände sich das Tor zur Unterwelt. »Klamm genug ist es jedenfalls«, stellte sie halblaut fest.
    Die Wände waren mit schlampigen Skizzen von schwangeren Frauen und wilden, gehörnten Tieren verziert. »Ach du meine Güte«, hauchte Chloe ungläubig auf Englisch. »Das sind ja Höhlenzeichnungen!« Sie hatte Grotten in Spanien und Frankreich besichtigt, wo die Jäger und Sammler vergangener Jahrtausende ihre Geschichten in Bildern auf den Wänden ihrer Höhlenwohnungen hinterlassen hatten. Und im Irak sollte es Höhlenmenschen gegeben haben? Sie betastete die Zeichnungen, fast als wollte sie prüfen, ob die Farbe schon getrocknet war, so lebendig wirkten sie, so schwungvoll waren die Illustrationen. Waren sie auch zu dieser Zeit schon alt?
    Immerhin war man hier in Uruk, wenn sie es recht überlegte, erst knapp jenseits der Vorgeschichte angelangt. Falls Cheftu hier nichts wiedererkannte, dann waren entweder kleine grüne Männchen für die Entwicklung der Zivilisation verantwortlich oder es musste eine andere Erklärung für alles geben.
    Inzwischen würde sich Chloe auf keine der angebotenen Möglichkeiten mehr festlegen wollen.
    Sie ging weiter.
    Fackeln hatten überall in der Höhle Wände und Decken geschwärzt, und sie fragte sich, wie lang es wohl her war, seit der Mensch sich erstmals das Feuer zu Nutze gemacht hatte. »Nicht dass ich das aus erster Hand miterleben möchte oder so«, verkündete sie laut, nur für den Fall, dass jemand zuhörte.
    Auf dem Boden im nächsten Raum entdeckte sie die Wächter. Hunderte, wenn nicht Tausende von großäugigen Statuen und Figurinen, von Gemälden und Püppchen standen dort aufgereiht, das Gesicht einem offenen Bogen zugewandt.
    »O mein Gott«, flüsterte Chloe, während sie behutsam durch das Meer von Votivgaben watete. »Hier ist es, Cheftu, das Tor nach draußen.«
    Sie trat unter den Bogen - einen von der Natur geformten Bogen, unförmig, unverziert, und sah sich dann um. Natürlich, ein blaues Licht oder dergleichen konnte jetzt nicht leuchten -es war die falsche Jahreszeit. Aber . »Es gibt hier gar keine Symbole«, sagte sie zu sich selbst. Als sie in den Raum hinter dem Bogendurchgang blickte, hörte sie ein leises Plätschern wie von Wasser, das in einen Tümpel fällt. Fern, aber deutlich.
    Sie war durstig. Kühles, frisches Wasser würde nach den Monaten, in denen sie nur warmes, brackiges Euphratwasser zu trinken bekommen hatte, bestimmt köstlich schmecken. Darum tranken hier alle Bier, erkannte sie. Hauptsache, man brauchte das Wasser nicht zu schmecken.
    Von einer hohen, nicht einsehbaren Quelle rann das Wasser an der Wand herab, bevor es zuletzt in einen kleinen Tümpel plätscherte. Genug, um sich damit das Gesicht zu benetzen und den Magen zu füllen. »Komisch«, meinte sie mit einem Blick auf das fließende Rinnsal. »Vielleicht ist das gar kein Wasser?«
    Cheftu hatte den Lugal ausgefragt, trotzdem hatte er nach wie vor Zweifel, ob dieser Mann die Wahrheit sagte. Aber welches Motiv konnte es für eine so offenkundige Lügengeschichte geben? Er senkte den Blick.
    »Du zweifelst an meinen Worten?«
    »Du erzählst mir, dass es irgendwo einen Bach gibt, dessen Wasser zu kalt zum Trinken ist, beim Fallen dampft und weder in Behältern noch in Schläuchen weggebracht werden kann, weshalb man es gleich an der Quelle trinken muss.«
    »Wir glauben, dass es eine Verbindung zwischen dem Schnee in den Bergen und dem Wasser gibt«, antwortete Asshur. »Es ist geheiligtes Wasser, und alle Quellen dafür sind ausgetrocknet. Kannst du dich erinnern, ob es in den Bergen Teiche oder Tümpel oder möglicherweise unterirdische

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