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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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bestimmt. Menschen müssen sterben, damit die Übrigen Platz zum Leben haben.«
    »Red keinen Quatsch«, fuhr Chloe ihn an. »Komm mit!«
    Sie waren drei Häuser von dem ihres Helfers entfernt, der darauf bestanden hatte, sich dem Pöbel entgegenzustellen; jenen Männern, die er aus dem Rat, aus dem Tempel und aus der Verwaltung kannte. Alle waren sie Anwälte. Und wie er selbst zugegeben hatte, hatte ihn seine Gier hierher geführt. Chloe und die Übrigen hatten ihm gedankt, die Schafe zurückgelassen und die Leitern mitgenommen.
    Cheftu hatte Blut an den Händen; Chloe meinte zu wissen, warum, doch sie würde bestimmt nicht fragen. Die Tiere lebend zurückzulassen, wäre Quälerei gewesen, davon war sie überzeugt. Sie legte die Leiter zum nächsten Hausdach hinüber und huschte über die Kluft. Cheftu als Schwerster kam stets als Letzter, gleich hinter Nirg.
    Wie grässlich, nach diesem Gott benannt zu sein, dachte Chloe.
    Sie war mitten auf der Leiter, als der Mob auf der Straße das Feuerwerk entzündete. Es gab hier Feuerwerk? Stammte das nicht aus China? Verdattert drehte Chloe sich um.
    Das Haus ihres Retters stand in Flammen. Noch während sie verharrte, erlosch das Feuer an seiner Tür für eine Sekunde, bevor mitten auf der Straße eine Stichflamme hochschoss. Es wurde kurz dunkel, dann flammte woanders ein Feuer auf. Im Park; die Tür gegenüber der ihres Gastgebers. Ein Innenhof.
    Die Feuer, die ihr Retter erwähnt hatte. Keine gelegten Brände, sondern natürliche Feuer.
    »O Gott«, hauchte Chloe. »Ölbrände!«, rief sie Cheftu zu. »Öl!«
    Für die Leiter blieb keine Zeit mehr: Chloe nahm Anlauf und sprang zum nächsten Haus. Unter ihr, hinter ihr verwandelte sich die Straße in ein Inferno. Die brüllenden Flammen leckten an ihren Sohlen. In ihrer Nase stach der Gestank nach Brand, nach verbranntem Haar und geplatzten Backsteinen. Sie konnte nur beten, dass sie nicht in die verkehrte Richtung flohen. Lea und Nimrod folgten ihr, alle paar Schritte drehte sie sich nach den beiden um, genau wie nach dem blonden Giganten, der die Nachhut bildete.
    Die Häuser wurden kleiner, einstöckig, die Binsendächer brüchiger. In den Straßen wartete der Tod, darum mussten sie auf den Gebäuden bleiben. All die Teerpfützen, all die klebrigen Asphaltreste, die Ölspuren auf der Straße fingen Feuer, loderten auf und züngelten im Zickzack zwischen den Häusern nach oben. Das Feuer sprang von einer Pfütze zur nächsten und zur übernächsten weiter, ohne dass jemand es löschen konnte.
    Was war passiert?
    Sie drehte sich um; die anderen waren noch hinter ihr.
    Durch die Rauchschwaden konnte sie die Hafenanlagen erkennen und Boote, die mitten in diesem Irrsinn Segel zu setzen versuchten. Fluoreszierendes Orange, Neonrot und kreischendes Gelb spiegelte sich im Fluss, leuchtete von den weiß gekalkten Wänden und schimmerte in den glatten Öl- und Teerpfützen auf den Wegen.
    Das wird ewig nicht wieder ausgehen, dachte Chloe. Dieses Feuer würde erst erlöschen, wenn alles Öl verbrannt war. Verglichen hiermit waren die Brände an den Bohrstätten von Kuwait, die von CNN übertragen worden waren, ein Lagerfeuer-chen. Und wir haben gedacht, die ausgefallenen Ernten seien eine Katastrophe ...
    Sie sprang auf den Boden, kam sofort wieder hoch und raste über das Pier zu einem Boot. Irgendeinem Boot. Nimrod folgte ihr auf dem Fuß und hackte mit seinem Messer auf die Taue ein. Ratten flohen quiekend ins Wasser; Lea prügelte sie vom Bug des Schiffes hinunter. Cheftu schob mit einem festen Tritt das Schiff vom Kai weg, während Nirg den Anker hoch wuchtete. Dann schnappte sich jeder ein Ruder und stemmte sich in die Riemen, um das Boot zur Hafeneinfahrt zu steuern, an den Booten vorbei, in denen die Menschen mit offenen Mündern auf die brennende Stadt starrten. Sobald sie es aus den Brackwasser-Armen herausgeschafft hatten, ließ Cheftu anhalten.
    Shapir war ein einziger Scheiterhaufen.
    »Die Götter vernichten sie«, flüsterte Nirg. »Sogar im Wasser.«
    Eine Stichflamme züngelte auf der Flussoberfläche auf und folgte einer Ölspur zu einem Boot, das auf der Stelle Feuer fing. Sie sahen, wie eine weitere Flamme die Ölspur zu einem anderen Boot weiterverfolgte.
    »Keiner soll entkommen«, stellte Nirg fest.
    »Rudert!«, brüllte Cheftu.

    »Wenn du einem Feind sein Feld wegnimmst, dann wird dieser Feind kommen und dir dein Feld wegnehmen.«
    Der Adjutant salutierte, doch der Lugal beachtete ihn nicht. »Feuer

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