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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Dann würden ihn die beiden Matrosen grün und blau prügeln. Und schließlich würden sie allesamt vor Gericht landen.
    Wo jegliche Hoffnungen Gulis, je wieder ein Siegel zu besitzen, zunichte gemacht würden.
    Darum schluckte Guli die Spucke hinunter, die er sich für Vi-zas Gesicht aufgespart hatte, und rollte stattdessen sein Siegel über den feuchten Lehm. Viza überreichte dem Schreiber das Original und gab Guli eine Kopie. Auch darüber rollte jener sein Bild als Inanas Friseur. Diese Kopie wurde dem Schreiber für die offiziellen Akten übergeben. Die letzte Scherbe, die Guli ausgehändigt bekam, war praktisch schon getrocknet -doch das tat nichts zur Sache. Wann immer Viza den Vertrag zu ändern wünschte, brauchte er nur in Gulis Haus einzubrechen und diese Abschrift zu Staub zu zermahlen.
    So ein Leben führte man also als ehrlicher Mensch. Es stank wie die Scheiße unter den Palmen. Nein, noch schlimmer, denn der Unrat unter den Palmen war zumindest reiner Müll, der seiner Bestimmung zugeführt wurde.
    »Das kannst du behalten«, meinte Viza. Der Schreiber schlug die beiden anderen Kopien in einen Umschlag ein, den Guli ebenfalls versiegelte. »In ein paar Wochen dürfen wir also mit der ersten Zahlung rechnen?«, verabschiedete sich Viza. Dann drängte die gesamte Horde zur Haustür hinaus.
    Ulu streckte den Kopf zur Tür herein. »Guli, hast du ... geöffnet?«
    Viza lächelte sie an. »Entschuldigt uns, ihr Damen«, sagte er zu den drei Frauen in ihrem Gefolge; der Bierfrau, ihrer Tochter und einer pockennarbigen Priesterin. Viza warf Guli einen letzten Blick über die Schulter zu. »Freut mich zu sehen, dass die Geschäfte gut gehen.«
    Er war schon zur Tür hinaus, bevor Guli das Siegel in seiner
    Hand zerquetschen konnte.
    »Sollen wir ein andermal wiederkommen?«, fragte die Bierfrau. »Wir haben nur gehört, dass du aufgemacht hast, und wollten deine ersten Kundinnen sein.«
    Ulus Art von Wiedergutmachung.
    Sein Blick wanderte über die zerschmetterten Stühle, die umgekippten Töpfe und die Überreste seiner Abschriften. »Was braucht ihr denn?« Seine Stimme war flach wie der Euphrat. Die Lockenzangen waren zerbrochen; das Gerät zum Glätten der Haare zertrümmert. »Ich kann nur noch schneiden.«
    »Schneiden! Genau das wollten wir!«
    »Ganz recht!«
    »Schneiden, genau, und kannst du auch waschen?«
    Ihm war noch ein einziger anständiger Topf zum Waschen geblieben; er nahm nicht an, dass sie in seinen Brunnen gepin-kelt hatten. »Natürlich«, bestätigte er. »Waschen und schneiden kann ich.«
    »Dann laufe ich schnell los und hole uns ein bisschen Frühstücksbier«, bot die Bierfrau an.
    »Nicht -«, wollte Guli sie zurückhalten. Er hatte kein Geld für Bier.
    »Gleich um die Ecke gibt es eine Taverne, die mir Konkurrenz macht«, erklärte die Bierfrau. »Ich habe Gerüchte über ihr Bier gehört und wollte es mal probieren. Du könntest mir helfen, wenn du ebenfalls davon kosten würdest.«
    »Weil du praktisch ein Professioneller bist und Erfahrung hast und so«, ergänzte die Priesterin. Wo sie gerade von Professionellen sprach, fiel ihm ein, dass er auch sie schon in der Taverne gesehen hatte.
    Ulus Hand lag tröstend und beharrlich auf seinem Rücken. »Wir sind deine Freundinnen«, flüsterte sie. »Hilf uns, in unserer Menschlichkeit zu wachsen, indem wir einem Mitmenschen helfen können.«
    Guli senkte den Blick auf den Boden seines Ladens, jenes
    Hauses, nach dem er so lange gesucht hatte. »Vielen Dank«, sagte er zu der Bierfrau. »Ein Bier wäre wunderbar.«
    Schon in der Morgendämmerung waren die Schafe hellwach und tanzten vor Freude. Wer hat die schönsten Schäfchen, die hat der goldne Mond ... Die Ironie darin sah das Mädchen nicht, doch es spürte die Absicht.
    Der Ziegenbock interessierte sich sehr für ihre neue Schärpe, doch Chloe schaffte es, sie seinen Zähnen zu entreißen, während sie die Schafe nach Schnitten, Wunden oder sonstigen Hinweisen auf irgendwelche gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Appetitlosigkeit untersuchte. In nur wenigen Tagen waren die Lämmer eindeutig gewachsen. »Ich komme euch jetzt öfter besuchen«, versprach sie ihnen. Schließlich waren sie ihre Familie.
    Nachdem sie dem Hirten kurz ihre Urkunde gezeigt hatte, hatte sie die Weide schon wieder verlassen und war auf dem Rückweg zur Stadt.
    Ihr Körper erbebte unter einem Dröhnen, das über die Ziegel des Bogengangs und in den Boden lief. Donner. Ein Zug. Ein Jumbo. So

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