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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Vergebung bitten möchte. Ich vermute, dass die Austern aus der Krabbenhütte nicht mehr gut waren - darum gibt es wohl keinen wirklich guten Zeitpunkt für mich, etwas zu erbitten, worum es auch gehen mag. Habe ich Recht?«
    Er klappte den Mund auf und wieder zu. Kniff die Lippen zusammen und trommelte weiter mit den Fingern. »Theoretisch -«
    »Ja?«
    »Wieso musst du ins Haus der Tafel? Solltest du nicht ein paar maunzende Bälger haben? Einen Mann oder einen Beruf? Was hat deine Mutter gearbeitet? In der neuen Weberei bieten sich ausgezeichnete Möglichkeiten. Ich könnte mich bei der Vorarbeiterin für dich einsetzen.«
    »Ich möchte lesen lernen.«
    »Warum?«
    »Weil ich wissen möchte.«
    »Was musst du denn wissen?«
    Sie nahm eine Tafel von seinem Tisch. »Was steht darauf?«
    »Es ist ein Angebot aus dem Karum der Silberschmiede, es geht um einen Handel.«
    »Ich will das wissen.«
    »Jetzt weißt du es, ich habe es dir eben erklärt.«
    »Du hättest mir irgendwas erklären können. Ich weiß gar nichts.«
    »Ich bin der Lugal. Ich bin vom Volk gewählt und an die Regeln Enkis, Enlils, Inanas und des Rates der Götter gebunden. Ich empfinde es als Beleidigung, dass du auch nur in Betracht ziehst, ich könnte etwas Falsches behaupten.« Aus seinen braunen Augen sprühten Zornesfunken.
    »Es geht nicht darum, dass ich dir nicht vertrauen würde. Nur dass ich mir selbst noch mehr vertraue. Ich möchte einzig auf mich selbst angewiesen sein. Jeder Mensch sollte lesen können.«
    »Erst sollte nur ein Weib lesen lernen, und jetzt schon die gesamte Menschheit? Wer würde dann die Felder bestellen? Die Rinder kastrieren? Die Schiffe bemannen?« Er beugte sich vor und sammelte seine Tafeln zusammen. »Geh mir aus den Augen, Mädchen. Du redest wirr.«
    »Die Stunden im Haus der Tafel beginnen in der Woche nach Neujahr. Ich möchte hingehen.«
    »Verführ irgendeinen Tafelvater und lass dich von ihm unterrichten. Es ist nicht nötig, dass du einer ganzen Schar von jungen, leicht zu beeindruckenden zukünftigen Mandanten und Edelmännern die Zeit stiehlst.«
    Sie hatte nicht damit gerechnet, heute schon einen Sieg davonzutragen - natürlich ließ er sich nicht einfach umprogrammieren. Was hatte dieser Ausdruck zu bedeuten?, rätselte sie. Immerhin hatte sie einen Eindruck hinterlassen. Die Auseinandersetzung würde sich zu einem Zermürbungskrieg entwickeln. Sie wollte dringender zur Schule, als er sie fern halten wollte. Somit war es lediglich eine Frage der Geduld. Wer mehr davon aufbrachte.
    »Ich danke dir, dass du mir deine Zeit gewährt hast, Lugal.«
    Sie öffnete die Tür und stolzierte, ohne den Schreiber eines Blickes zu würdigen, lächelnd an Nimrod vorbei zum Ausgang. Auf dem Heimweg störten die Trommeln kaum noch. Ein Ratschlag war durchaus nützlich gewesen - sie konnte jemanden dazu bringen, sie zu unterrichten.
    Wobei sich zwei Jemands besonders anboten.
    Das Neujahrsfest begann für alle in Ur im selben Moment: als die schwarzen Lederpauken, an denen seit drei Tagen geübt wurde, mit voller Kraft und im Einklang geschlagen wurden. In jedem Tempel gab es mindestens zwei davon; je größer und angesehener der Tempel und seine Götter waren, desto mehr Kesselpauken besaß er.
    Ur vibrierte.
    Außerhalb der Stadtmauern brüllten die völlig verstörten Tiere.
    Außerhalb des Gemeinwesens schaute man ängstlich zum Horizont, zornige, schwarze Wolken und den unerschöpflichen Groll der Götter erwartend. In den anderen Städten hörten die Menschen die Pauken von Ur nicht, weil sie dort ihre eigenen hörten.
    Beim Frühstück tranken Ningal, Kalam und Chloe ihr Bier und versuchten, die relative Ruhe zwischen den Paukenwirbeln zu genießen.
    »Darum«, brüllte Ningal schließlich, »betrinkt man sich an Neujahr am besten und wird die ganze Woche nicht wieder nüchtern.«
    »Klingt viel versprechend«, brüllte Chloe zurück. Kalam machte sich Notizen auf seinen Lehmscherben und nahm kommentarlos einen Schluck Bier.
    Nirg und Nimrod lagen in ihrem Ehebett. Nimrod war der behäbige Schlag der Trommeln zu langsam, und Nirg passte der Rhythmus nicht. Schließlich verschwand sie in die Küche und kehrte mit Quark und Honig zurück. Selbst wenn es keinen oder nur schlechten Sex gab, so gab es bei Nirg immer was Gutes zu essen.
    Lea lag allein im Bett, mit nichts als einer Pazuzu-Statue zur Gesellschaft, schenkte dem König der Dämonen ein BierTrankopfer aus und bat ihn um eine Schwangerschaft oder

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