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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Luft zu; in Gedanken war er ganz bei dem Damespiel, das er gegen den Torwächter spielte. Er konnte einfach nicht fassen, dass er die letzte Partie verloren hatte.
    Puabi keuchte Kidus Namen; offenbar erklommen die beiden soeben den Gipfel. Bestimmt würde sie gleich nach einem Bad und süßem Bier rufen. Kidu hingegen würde Opium und Fleisch verlangen. Wenn der junge Mann nicht aufpasste, würde ihn seine Sorglosigkeit noch umbringen.
    Shama änderte den Winkel seines Fächers, damit die Luft kühlend zwischen die beiden verschwitzten Leiber fuhr. Puabi schrie ununterbrochen den Namen ihres Bergmenschen, der sie rammelte, als wäre sie ein Schaf.
    Shama hatte bis zur Genüge kopuliert, während er durch die Große Flut gesegelt war. Männer und Frauen, die aus Angst kopulierten, was weitaus besser war als Menschen, die mit Tieren kopulierten - das war mit ein Grund dafür gewesen, dass der Gott der Götter fast alle Geschöpfe vernichtet hatte, als er die Erde leerte. Die Auslöschung war verfügt worden, als die auf der Erde wohnenden weiblichen Menschen sich mit den männlichen Wesen der Himmel vermählt hatten. Ihre Nachkommenschaft hatte die Ebene unbewohnbar gemacht, indem sie die Bäume gefällt, die schwarzen Seen entflammt und ihre überlegene Intelligenz dazu genutzt hatte, andere zu beeinflussen und zu verstümmeln und allen anderen Geschöpfen das Leben zur Qual zu machen.
    Anschließend hatten sie sich über die Tiere gestürzt und sie befleckt.
    Shama schüttelte den Kopf. In dem großen Schiff und rundherum hatte einundsechzig Tage lang ein solches Getöse geherrscht, dass er fast taub geworden war. Die unzähligen Tiere und ihr unaufhörliches Lärmen. Seither schätzte er sich glücklich. Er sah kurz hinüber; Puabi war fertig, im Gegensatz zu dem Bergmenschen.
    Vielleicht war Kidu ja ein Überbleibsel aus der Welt vor der Großen Flut. So dumm und unschuldig, dass er nie vom rechten Weg abgekommen war und deshalb auch nicht ausgelöscht werden musste.
    »Bier!«, befahl seine Herrin.
    »Opium«, forderte Kidu. Er kletterte von ihrem Bett und entschuldigte sich, um den Nachttopf aufzusuchen. Wenigstens so viel hatte sie ihm beigebracht.
    Shama erbrach das Siegel auf Puabis Bierkrug, führte einen Trinkhalm ein und stellte den Krug neben ihrem Bett ab. Dann wählte er ein paar Knospen aus und entzündete den Apparat, durch den Kidu seine Droge aufnehmen würde. Schließlich verbeugte Shama sich.
    Sie entließ ihn mit einem Winken. »Du kannst jetzt ein Bad nehmen oder so«, schlug sie vor. »Später möchten wir dann etwas essen.«
    Shama zog sich über die Geheimtreppe zurück in die Haupthalle. Dort bestätigte er noch einmal seine früheren Anweisungen an die Küche, um sich anschließend auf den Weg zu den Torwächtern zu machen. Es war Zeit für eine Revanche; inzwischen war Shama klar, wie er die nächste Dame-Partie gewinnen würde.
    Noch bevor Guli Gelegenheit hatte, seine Schulden zurückzuzahlen, bekam er Besuch - vom Edlen Herrn Viza und den Matrosen, die er als Tagelöhner angeheuert hatte. Obwohl das Geschäft gut gelaufen war, hatte Guli nicht genug verdient. Er flehte, er bettelte, er machte Versprechungen - doch anbieten konnte er lediglich, nächstes Mal 25 Prozent zu zahlen. Mit Zinseszins. Viza stellte einen neuen Vertrag aus und zermahlte den vorigen zu Staub.
    Bis Guli sein verwüstetes Haus aufgeräumt hatte, stand bereits eine Kundin im Laden.
    Einen Moment blieb er in der Tür stehen und schaute hinaus auf die Palmen, die in der zunehmend drückenden Hitze schwankten. Es sah ganz so aus, als wären sie ihm bestimmt, falls es ihm nicht doch noch gelang, die Götter auf seine Seite zu ziehen.
    Am ersten Schultag war es brüllend heiß. Noch vor Sonnenaufgang wurde Chloe von dem Sklavenmädchen geweckt. Sie frühstückte etwas Gerstenmaische, steckte dann das Päckchen mit ihrem Pausebrot ein und trat auf die Straße. Chloe hielt den Kopf zu Boden gesenkt, um nicht in irgendwas zu treten, und wandte nur die Augen ab, wenn ihr Blick auf die Hinterlassenschaften der wilden Hunde fiel.
    Das Haus der Tafel war vier Straßen entfernt. Als sie die Studenten eintreten sah, hielt sie kurz inne. Knaben jeden Alters lernten in demselben Raum. Sie wäre das einzige Mädchen.
    In der Tür stand ein schlaksiger Bursche. »Suchst du jemanden?«, fragte er herablassend.
    »Ich lerne hier«, sagte sie. Doch aus ihrem Mund kamen die Worte: »Ich bin ein Kleiner Bruder im Haus der Tafel.«
    »Dann

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