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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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bekräftigte Nimrod. »Aber jetzt sind beide grün. Und ... Was ist eigentlich mit dir los? Hast du nicht gewusst, wie du aussiehst?«
    Nein, eigentlich nicht. Chloe rieb sich über Augen und Gesicht, während sie versuchte, diese Erkenntnis zu verdauen. Ich bin eine Mulattin, meine Augen können ihre Farbe verändern -wie ist das passiert?
    Jedes Mal, wenn ich durch die Zeit gereist bin, hatte ich selbst die Reise ausgelöst. Es geschah immer am 23. Dezember. Ich wurde durch einen Torbogen gezogen. Dann gab es ein blaues Licht und einen stürmischen Wind. Ich musste es tun. Jedes Mal. Diesmal hingegen gehe ich in Jerusalem als rothaarige, hellhäutige Frau ins Bett und erwache an einem unbekannten Ort und in einer unbekannten Zeit als jemand, den ich nicht kenne? Was soll das jetzt? Ich dachte, inzwischen hätte ich die Regeln kapiert. Wann wurden sie geändert? Warum bin ich hier? Und wie bin ich hierher gekommen?
    Cheftu . wurde er ebenfalls aus unserem Bett gerissen, oder ist er nach wie vor in Jerusalem und rätselt, wo zum Teufel ich abgeblieben bin? Und was hat dieses Weib zu mir gesagt, dass ich ihn nicht finden würde, weil ich nicht bereit sei? Chloe befingerte die Wunde an ihrem Kopf; wie passte die zu alldem?
    Rauch, für einen Sekundenbruchteil roch sie Rauch. Was ist mit meinem Leben passiert?
    »Chloe, ist alles in Ordnung?«
    »Ich, ich hätte einfach nicht geglaubt, dass Gott launisch sein kann. Warum sollte ich sonst hier sein?«
    »Natürlich sind die Götter launisch! Der Regen kommt oder auch nicht; entweder gibt es zu viel Wasser oder zu wenig. Die Flüsse steigen, sie fallen, sie tun, was ihnen gefällt. Keine noch so großen Opfer, keine Gebete können daran etwas ändern. Wir bauen Tempel und versuchen. die Götter mit unseren Gaben zu bestechen, aber . wir bleiben nur ihr Spielzeug. Ihre Sklaven. Die Götter sind absolut launisch. Genau darum hat jeder Mensch einen persönlichen Gott und Dämon. Die sich für ihn einsetzen.«
    Sie sah in den wolkenlos blauen Himmel auf. »Soll das heißen, dass alle Dinge ohne jeden Grund geschehen?«
    »Natürlich gibt es einen Grund«, widersprach er. »Darum haben wir ja Weissager und suchen nach Omen und deuten die Sterne und lesen aus Schafslebern und versuchen, die Geburt von getüpfelten Lämmern zu erklären. Es gibt durchaus einen Grund, nur kennen wir ihn nicht.«
    »Was für eine schreckliche Einstellung.«
    »Schrecklich oder nicht, es ist die Wahrheit.«
    »Wo auch immer wir uns hier befinden, es ist ganz eindeutig der Nahe Osten«, murmelte sie. »Diesen Fatalismus würde ich überall wiedererkennen.« Sie legte eine Hand auf Nimrods seidenweichen Arm. »Wer ist hier König?«
    Doch die Worte kamen nicht in ... der hier üblichen Sprache aus ihrem Mund. Was bedeutet, dass es in dieser Sprache keinen derartigen Begriff gibt, so viel habe ich in den vergangenen vier Jahren gelernt. »Zeichne mir eine Karte eures Landes, ja?«
    Achselzuckend begann Nimrod zu zeichnen: Flüsse, das Südmeer, Berge und Wüste.
    »Weißt du, wie dort drüben die Meeresküste aussieht?«, fragte sie, wobei sie auf das Land im Westen deutete.
    »Dort ist Wüste, es gibt keine Küste außer dieser. Und die sieht ungefähr so aus.«
    Sie sah Kurven, Geraden, aber nichts, was sie wiedererkannt hätte. »Was ist mit der anderen Küste, dem Ufer dahinter? Wie weit ist es?«
    »Es ist weit weg, in großer Entfernung. Weiter als ganz Shinar groß ist.«
    Ein großes, weites Meer. Irgendwo in der Nähe Inder. Keine Berge, keine Hügel, nur eine Ebene, eine flache Schwemmland-Ebene, durch die sich zwei Flüsse wanden. Zwei Flüsse und eine Ebene. Die Wiege der Zivilisation.
    »Ach du Schreck. Der Tigris und der Euphrat.«
    »Ja, genau. Die Flüsse.«
    Sie starrte auf die Karte. »Babylon. Zikkurats.« Sie sprach mit sich selbst, flüsterte auf Englisch jene Worte vor sich hin, die ihr hoffentlich ihre geistige Gesundheit bezeugten. »Es sind gar keine Stufenpyramiden, sondern Tempel, die so hoch gebaut wurden, damit sie nicht überflutet werden können. Ich bin durch die Zeit gereist und im . Irak gelandet. Wann? Warum? Es ist doch gar nicht die richtige Jahreszeit . Ich hatte überhaupt keinen Einfluss darauf . Ich -«
    »Ist alles in Ordnung, Chloe?«, fragte er.
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Kann ich dir helfen?«
    »Vielleicht kannst du ja die Zeit zurückdrehen?«, meinte sie und schnitt eine Grimasse. »Nein, leider nicht, Nimrod.« Sie seufzte. »Ich komme schon

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