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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Fest konnten die Götter der jungen Frau bieten, um ihren Zukünftigen kennen zu lernen?
    »Wenn mir das Schicksal wohlgesonnen ist, dann bringe ich dir morgen Gerstenkuchen mit«, versprach sie, auf den Zehenspitzen balancierend, um ihn auf die Wange zu küssen.
    »Wenn dir das Schicksal wirklich wohlgesonnen ist«, widersprach Guli. »Dann wirst du den ganzen Tag nicht aus dem Bett kommen!«
    Die Kundin errötete, Ulu lachte grölend, und Guli gab dem Mädchen einen Kuss auf die Wange. »Halt dich von den Dek-kenleuchten fern. Bleib immer in der Nähe von Lampen, die weiter unten brennen.«
    »Von den Hängelampen fern halten«, wiederholte die Kundin. »Ich bin ja so nervös. Von überallher kommen Verwandte. Sogar aus Nippur.«
    Guli hörte ihr zwar zu, schob sie aber dabei dezent zur Tür. Sie gab ihm einen letzten Kuss und wackelte dann unsicher in ihren Festtagsschuhen davon. Er schloss die Tür und drehte sich zu Ulu um.
    »Dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Wie geht es dir?«, erkundigte er sich nach einem Kuss. »Was ist mit deinem Haar passiert?«
    »So viel«, antwortete sie, während sie ihren Korb auspackte. »Ich habe Datteln mitgebracht -«
    »Ich liebe Datteln.«
    »Das weiß ich doch«, antwortete sie mit listigem Lächeln. »Dazu drei Tagesrationen Erbsen, Linsen und einen Zwiebelkuchen.«
    »Drei Tagesrationen für einen gewöhnlichen Mann sind keine drei Tagesrationen für mich«, wandte er ein.
    Ulu lehnte sich zurück und drückte ihre Brüste zusammen, indem sie die Arme vor dem Bauch verschränkte. »Ich weiß sehr wohl, dass du ein Mann von außergewöhnlichem Appetit bist. Darum habe ich dir auch besonders große Portionen gemacht.«
    »Das Geschäft läuft gut?«
    Sie seufzte. »Es könnte nicht besser gehen.«
    »Dann leiste mir ein wenig Gesellschaft und erzähl mir davon«, schlug er, ein Stück Brot abreißend, vor. »Was möchtest du im Austausch für diese reichhaltige Gabe?«
    »Zwei Dinge.«
    Er verschlang das erste Brotstück und schaufelte mit einem zweiten etwas Linsenbrei auf. »Erstens?«
    »Will ich diese Wurzeln weg haben. Es ist mir ja schon peinlich, wenn man mich selbst in meiner Gesellschaft sieht.«
    Er begutachtete ihr Haar. »Bist du noch rot?«
    »Ich dachte eher an braun.«
    »Ach so, du willst eine Shemti werden?«
    Sie lachte kurz. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich bin eine Shemti.«
    »Und unten passt alles?«, erkundigte er sich mit einem Zwinkern.
    »Die Götter haben es für richtig erachtet, dir diese Arbeit abzunehmen. Wie gesagt, ich bin tatsächlich eine Shemti.«
    »Ich muss erst auf den Markt gehen und etwas Palmenmark besorgen, um die Färbung anzurühren. Was war dein zweiter Wunsch?«
    »Außerdem möchte ich, dass du mit mir kommst.«
    »Ich bin schon oft mit dir gekommen, meine liebe Ulu.«
    »Sei nicht so derb. Ich will einiges verändern.«
    Mit hoch gezogener Braue zupfte Guli das nächste Stückchen Brot ab. »Erzähl.«
    »Ein ganz neues Aussehen, eine ganz neue Ulu.« Sie schluckte. »Du kennst dich mit edlen Sachen aus, und ich ... ich nicht.«
    Guli ließ seinen Blick über das Essen wandern - um den Wiederverkaufswert zu schätzen. »Ulu, du weißt, dass ich dir liebend gern helfen würde, aber das kann ich mir nicht leisten.«
    »Schon wieder wegen Viza?«
    Er nickte.
    »Ich bezahle dich.«
    »Ulu -«
    »Komm ein paar Tage mit zum Einkaufen. Ein paar Kleider, ein paar Möbel. Bitte!«
    »Ich würde liebend gern mit dir gemeinsam dein Geld verprassen, aber ich kann es mir einfach nicht leisten.«
    »Musst du das Essen, das ich mitgebracht habe, verkaufen?«
    »Es ist der Laden«, erklärte er. »Er liegt einfach miserabel. Zu mir kommen die paar Kundinnen, die wissen, wo ich zu finden bin, aber ich habe praktisch keine Laufkundschaft. Ich bin umzingelt von Krokodilen, ich weiß einfach nicht mehr wohin.«
    »Du könntest einfach zu mir ziehen«, schlug sie vor. »In deine eigenen Räume.«
    Guli kaute auf dem letzten Stückchen Brot herum. Wenn er sein Essen verkaufen wollte, dann sollte er aufhören, es aufzuessen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mandanten im Krummen Weg begeistert wären«, sagte er. »Außerdem bin ich an meinen Vertrag gebunden. Ganz gleich, was ich tue, ich habe Schulden.«
    »Viza ist ein Verbrecher«, fauchte sie. »Du bist ein anständiger Mensch!«
    »Ich habe mir etwas geleistet, was über meine Verhältnisse ging«, bekannte er, während er die übrigen Speisen wieder einpackte.

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