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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Felder. Auch wenn die Stadtbewohner als Schiffsbauer oder Kaufleute, Handwerker oder Schreiber arbeiteten, so war ihnen doch allen der Ackerbau so nahe, dass sie Rost erkennen konnten.
    Ningal war da keine Ausnahme, darum mischten er und Chloe sich unter die Massen halb angekleideter Stadtbewohner, die sich vorsichtig an den schmalen Gräben zwischen den Gerstenreihen vorwärts arbeiteten. Jede Ähre musste begutachtet, jedes Feld genau untersucht werden. Der Lugal ritt in langsamem Trott auf einem Esel über das Land, gefolgt von seinen Schreibern, die alle Meldungen der herbeieilenden Mandanten, welche Felder befallen waren und welche nicht, festhielten.
    Jedes Anzeichen von Rost bedeutete, dass der Halm abgeschnitten und verbrannt werden musste, damit keine weiteren Ähren angesteckt werden konnten. Kein Gesang war zu hören, kein Lachen, als die Menschen - Mütter mit Kindern in Tragetüchern, Ururgroßväter am Stock, Jungen und Mädchen mit angstgeweiteten Augen und junge Bauern, die Kredite aufgenommen hatten, um ihre Felder zu bepflanzen - durch die mehreren tausend Morgen rund um Ur wanderten.
    Man munkelte, dass der große En und die Ensi schon im Morgengrauen auf den Feldern gewesen waren, den Schaden gesehen hatten und sich nun bei den Göttern für die Stadt einsetzten.
    »Samana!«, würden sie aus einer Richtung hören, dann »Samana!« aus einer anderen.
    »So wie hier«, erläuterte Ningal und deutete dabei auf die Ähre. Chloe ging in die Hocke und begutachtete den rötlichen Streifen auf dem Blatt der Pflanze. Ningal kniete nieder und ritzte das Zeichen für »Gift« in den Boden. »Lauf los und berichte dem Lugal, dass wir in dieser Reihe Samana haben.«
    Chloe merkte sich die Stelle und balancierte dann den schmalen Pfad neben dem Bewässerungskanal entlang. Kaum zu glauben, dass an einem so schönen, wolkenlosen Tag Tod und Elend drohten. Sobald sie den Hauptweg erreicht hatte, sah sie, dass die Menschen in Fünferreihen um den Esel des Lugal herumstanden. Schreiber notierten die Angaben und schickten Priester aus, die Reihen zu kennzeichnen. Vom anderen Ende her rumpelte langsam ein Karren heran, der die vergifteten Halme wegbringen würde.
    »Abschneiden«, befahlen die Schreiber den Umstehenden. »Es ist zu viel. Schneidet alles ab, bevor es sich weiter ausbrei-tet.« Nachdem sie mehrmals die gleiche Anweisung gehört hatte, lief sie zu ihrer Reihe zurück und schlängelte sich durch die Ähren. »Ningal!«, rief sie leise. Er hatte sich wieder hingekniet, um eine Markierung anzubringen. »Ningal!«
    Er drehte sich um, und sie eilte zu ihm, erschüttert über die Menge an Halmen, die er markiert hatte. Der Rost hatte sich über die gesamte Reihe ausgebreitet. »Wir schneiden alles ab«, sagte sie. »Es sind zu viele Halme, haben sie gesagt.«
    »Hast du eine Klinge?«
    Chloe zückte ein fein gearbeitetes Knochenmesser, das sie zusammen mit ihrer übrigen Garderobe erworben hatte.
    »Gib Acht, dass du auch die Wurzel erwischst«, mahnte er. »Lass die Halme nicht ins Wasser fallen oder andere Halme berühren, sonst breitet sich der Rost noch weiter aus. Du fängst hier vorne an, ich komme dir von der anderen Seite entgegen. In der Mitte treffen wir uns.«
    Sie nickte und kniete vor dem ersten Zeichen für »Gift« nieder. Gerste hatte flache Wurzeln, und ihr Messer war nicht so praktisch, wie eine Harke es gewesen wäre, aber sie kam voran. Sie legte die Halme auf dem Boden ab, stieg darüber hinweg und legte die nächste Wurzel frei. Die Sonne kletterte höher in den Himmel. Die »Samana«-Rufe verschmolzen zum Refrain eines tieftraurigen Liedes. Rechts von ihr schwitzte und schnitt Ningal. Die Reihe zwischen ihnen beiden wurde zusehends dünner.
    Chloe bündelte die vergifteten Halme und trug sie ans Ende der Reihe. Jemand hatte den Boden mit Laken abgedeckt, damit die Halme nicht das Erdreich berührten. Dann kehrte sie zurück, um das nächste Bündel zu machen. Keiner rastete auch nur eine Minute. Es gab keine Essenspausen, lediglich das schlammige Wasser aus den Gräben, um Arme oder Gesicht zu besprenkeln und um sich die Zunge zu benetzen, obwohl es brütend heiß wurde.
    »En Kidu!«, rief irgendwer irgendwann. »En Kidu kommt!«
    Chloe hob den Kopf über ihre Reihe und erblickte eine Prozession von Priestern, erkennbar an den kahlen Köpfen und den Troddeln an den Röcken. Sie marschierten in Zweierreihen. Wie Mäuse huschten die Worte »En Kidu« durch die Felder.
    Die Ochsen vor

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