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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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seinem Haar verschmolzen. Wie Puabi trug auch er Gold rund um die Augen und auf den Lippen sowie Goldstaub auf jedem Fleck entblößter Haut. Die Gefolge der beiden Hohepriester vermischten sich, und die Machthabenden des Tempels zogen los, den Entscheidungsträgern des Gemeinwesens entgegen.
    Cheftu erwachte schweißgebadet, die Hände in die Laken ver-krallt. Er hatte - unerträglich lebhaft - von Chloe geträumt. Von Chloes Geist, ihrem Lachen, ihrem Lächeln, ihrer boshaften Zungenfertigkeit. Doch zu seiner Schande musste er sich eingestehen, dass er von ihr im Körper dieser Feldarbeiterin geträumt hatte, die ihre Beine um seinen Rumpf geschlungen hatte, deren elegante Hände ihn umklammert hatten, die ihn in ihren Leib gelenkt hatte -
    Er bespritzte seinen Kopf, seine Brust und alles darunter mit Wasser. Es war bestenfalls lauwarm.
    Cheftu rief barsch nach einem Hilfspriester, jenem Jungen, der ihm den Meteor besorgt hatte. »Wie übe ich gewöhnlich meinen Körper?«, fragte er.
    »Äh, Herr, manchmal ringst du.«
    »Noch was?«
    »Jagen. Laufen -«
    »Auch Schwimmen?«
    »Ja, Herr. In dem See vor der Stadt, gleich neben den Feldern.«
    »Ich habe vergessen, wie man dorthin kommt.«
    »Ich werde dich führen, Herr«, erbot sich der Knabe.
    Cheftu band seinen Schurz fest. »Sehr gut. Gehen wir.«
    Noch am Morgen besuchte Chloe ihre Schafe. Nachdem die Stadt eine Woche lang gegen den Samana angekämpft hatte, wurde heute der Geburtstag eines Gottes - welches, wusste sie nicht mehr -, begangen: Geschäfte und Schulen blieben geschlossen, und auf den Straßen drängten sich die Menschen. Der En würde durch die Stadt reiten und seinen perfekten, goldenen Körper zur Schau stellen; sie musste der Versuchung widerstehen, sich unter die sabbernden Massen zu mischen.
    Und das hieß, sie musste raus aus der Stadt. »Ich wette, ihr würdet heute gern mal auswärts essen«, begrüßte sie ihre Herde. »Ich hoffe nur, dass ich nicht vergessen habe, wie ich euch
    führe, nachdem ich jetzt wieder ich selbst bin.«
    Der Hirte winkte ihr zu - sie brauchte nicht einmal ihre Bestätigung vorzuzeigen.
    Sobald alle Schafe eingesammelt waren, begann Mimi an Kami herumzuknabbern. »Wie wär’s mit einem Spaziergang durch den Palmenwald?«, schlug Chloe vor. »Dort ist es schön kühl, und die frischen, zarten Sprossen bieten bestimmt ein köstliches Mittagessen.«
    Die Tiere machten Mäh, was Chloe als Zustimmung deutete. Statt fort von der Stadt durch die nun gerstenlosen Felder zu ziehen, schlug sie den Weg an der Stadtmauer entlang zu den Palmenwäldern ein. Sie schienen sich endlos dahinzuziehen.
    Dort wuchsen nicht nur Dattelpalmen, sondern eine ganze Reihe unterschiedlicher Palmengattungen, die ihr bislang unbekannt gewesen waren. Sklaven, die sich dem Gemeinwesen oder einem Landbesitzer verkauft hatten, um ihre Schulden zu tilgen, wateten durch den Schlamm. Die Schafe knabberten das zarte Gras, während der Ziegenbock nach Vögeln und anderen kleinen Tieren jagte.
    Hier im Schatten war es kühl. Chloe ließ sich nieder und merkte, wie die Süße des Morgens sie unmerklich durchdrang. Die Schafe hatten einen angenehmen Fleck zum Grasen entdeckt, der Ziegenbock ebenfalls. Chloe hockte im Gras und schaute ihnen beim Spielen zu. Einen Moment lang fühlte sie sich vollkommen friedlich.
    Dann schaute sie auf.
    Nicht weit entfernt stand ein Mann, der sie aus dem Schatten einer Palme heraus beobachtete. Als würde er wollen, dass sie ihn sah, trat er in die Sonne. Er war groß gewachsen und glänzte wie Bronze. Ein heißer Schwall schoss durch ihren Körper. Der En. Die sich deutlich abzeichnenden Muskeln in seinen Schenkeln, seinem Bauch und seinen Armen glänzten schweißig. Die langen, blonden Flechtzöpfe fielen ihm über Schultern und Rücken.
    Was hatte ein Hohepriester der Fruchtbarkeit in einem Palmenhain unter lauter Schafen und Ziegen zu suchen?
    Mit nichts als einem winzigen Lendenschurz bekleidet, trat er vor sie hin. Dann begriff sie, dass auf seinem Körper kein Schweiß, sondern Wasser glänzte. Er war schwimmen gewesen. Sie hätte schon früher herkommen sollen.
    Auf der Stelle schämte sie sich für ihre Phantasie.
    Einen Schritt vor ihr blieb er stehen, und sie sah zu ihm auf. Seine Größe, seine Nähe, der Duft seiner nassen, heißen Haut brachten sie beinahe um den Verstand.
    »Ich bin En Kidu«, grüßte er sie mit einer Stimme, bei der ihr ein Schauer über den Rücken lief. Zu spät begriff sie, dass sie

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