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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Gott sie bestechen konnte, um Guli zu helfen.

    Cheftu verschwand und folgte dem Diener in seine Gemächer zurück. Der Rat hatte seiner Ernennung zugestimmt; nun wollte er nur noch schlafen. Er öffnete die Tür und tastete sich durch die dunklen Räume bis ins Schlafzimmer vor. Dort schlüpfte er aus den Kleidern, schnappte sich eine Kanne mit Wein sowie ein Glas und verzog sich ins Bett. Durch das kleine Fensterloch drangen die Düfte der Stadt und der Gärten herein. Es war vorbei. Er nahm einen Schluck Wein und ließ sich langsam zurücksinken.
    Gegen einen nackten Leib.
    Die Empfindung war so anheimelnd, so verwirrend, dass Cheftu eine Sekunde verharrte, bevor er wieder hochschoss -umgeben von Frauengekicher. Er entzündete eine Lampe und nahm sie nacheinander in Augenschein - drei Frauen, alle splitternackt, alle in seinem Bett. Zwei davon kannte er bereits.
    »Chloe?«, fragte er mit hoch erhobener Lampe die Dritte, die er noch nie gesehen hatte, eine ältere, rundliche Frau.
    Sie grinste und entblößte dabei schwarze Zahnstümpfe.
    »Ma chère?«
    Ihre Augen waren grün, doch sie hatten die Farbe von dunklen Fichten, nicht von Smaragden.
    »Wir haben dir dein grünäugiges Mädchen gebracht. Das hier ist Jesi.« Die gerissen aussehende Blondine gab Jesi einen Kuss und drehte sich zu ihm um. »Bist du jetzt bereit, Kidu?«
    Cheftu setzte die Öllampe ab und starrte die drei Frauen an.
    Sie starrten ihn ebenfalls an. »Nein.«
    »Nein? Wir hatten eine Vereinbarung!«
    »Ihr müsst mir verzeihen, aber die Lage hat sich geändert.«
    »Was soll das? Damit verstößt du gegen eine Übereinkunft zwischen zwei -«
    Er hob die Hand, um ihr das Wort abzuschneiden. »Es gab düstere Vorzeichen«, wandte er ein. »Ich bin der Priester der Fruchtbarkeit, und die Gerste reift auf den Feldern. Ich kann nicht zulassen, dass ihr bezaubernden Frauen«, wobei er allen dreien der Reihe nach in die Augen sah, »an meinen Kräften zehrt. Das wäre verwerflich dem Volk von Ur gegenüber.«
    Die Blonde fluchte. Weil keine der drei Anstalten machte, aus seinem Bett zu verschwinden, verschränkte Cheftu die Arme und ließ sich gegen die Wand sinken. »Sich keine Sorgen um die Ernte zu machen, wäre unehrenhaft«, erklärte die Blonde schließlich. Sie spie die Worte aus. »Kommt mit«, befahl sie ihren Begleiterinnen. »Hier können wir nicht bleiben.«
    Cheftu begleitete sie zur Tür, wobei er sich ihren fragenden Händen und gierigen Mündern so gut wie möglich zu entziehen versuchte.
    »Unsere Vereinbarung ist nach wie vor gültig«, sagte die Blonde. »Du bist verpflichtet, deine Zusage einzuhalten. Vielleicht nicht jetzt, aber sobald die Felder abgeerntet sind.«
    »Bringt mir eine andere Grünäugige«, antwortete er. Dann ließ er ihren Kuss über sich ergehen und schob sie zur Tür hinaus.

Sein Bett roch durchdringend nach den drei Frauen. Er zog ein frisches Laken aus der Truhe und warf es auf den Boden. Wenn Casanova auch so gelebt hatte, dann war er mehr als wahnsinnig gewesen.
    »Samana! Samana!«
    Der Ruf ging von den Stadttoren aus, und Cheftus Augen flogen auf. Rost.
    Sekunden später wurde gegen seine Tür gehämmert. Bis der
    Hilfspriester seine Schlafzimmertür aufgestoßen hatte, war Cheftu bereits aufgesprungen und in seinen Umhang gehüllt. »En Kidu! Rost hat die Felder befallen!«
    »Schickt einen Boten zum Lugal.«
    »Er wird bereits informiert.«
    »Dann lauf zur Ensi.«
    Der Junge zögerte, verbeugte sich dann und stürzte aus der Tür. Cheftu verbannte seine herbeiströmenden Helfer ins Vorzimmer und nahm sich einen Moment Zeit, um in seinem geliehenen Gedächtnis nach Fakten über Rost zu stöbern.
    Ein Schimmelpilz, der die reifenden Gerstenähren befiel. Wenn er sich von Feld zu Feld ausbreitete, konnte er die gesamte Ernte vernichten. Die Menschen in der Ebene ernährten sich praktisch ausschließlich von Gerste. Wenn die Ernte ausfiel oder auch nur auf die Hälfte zurückging, standen den Bewohnern der Ebenen schwere Zeiten bevor.
    Wenn sie noch weiter zurückging, konnte das eine Hungersnot bedeuten.
    So oder so war es eine weitere Bestätigung dafür, dass die Ensi - die für die Ernte und das Wetter zuständig war - bei den Göttern in Ungnade gefallen war.
    Er riss die Tür auf. »Besorgt mir einen Schlitten«, befahl er. »Wir fahren auf die Felder.«
    Die Schule fiel aus.
    In manchen Ländern gibt es hitzefrei, in Ur gab es rostfrei. Die gesamte Bevölkerung strömte aus den Toren auf die

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