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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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seinem Schlitten waren weiß, hatten goldene Ringe in den Nasen und Zuggurte aus blauem und rotem Leder. Flankiert wurde er von Priestern in Weiß und Gold. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um den großen En zu sehen, den Hohepriester des Stufentempels. Wie ein Hohepriester der Fruchtbarkeit wohl aussah?
    O Mann o Mann. Er sieht einfach super aus.
    Er war groß, breitschultrig, und hatte die blonden Haare zurückgekämmt und mit einem goldenen Band gestrafft. Sein Bart war voll.
    Die Männer riefen seinen Namen, und die Frauen kreischten wie Groupies in einem Rockkonzert. Wenn er an ihnen vorbeikam, warfen sie sich zu Boden. Chloe sah ihn Hände schütteln, winken, lächeln und segnen.
    Bei ihren Reisen durch die Zeit hatten die Priester und Adligen gewöhnlich das einfache Volk ignoriert, ganz besonders bei ihren Prozessionen. Doch andererseits war Ur eine Demokratie, und selbst wenn der En nicht direkt vom Volk gewählt wurde, so musste er sich doch der Macht des Volkes bewusst sein. Er erzeugte einen solchen Aufruhr, dass sein Tross kaum vorankam. Wie gebannt von seiner Erscheinung wanderte Chloe an ihrem Feld entlang.
    Mit seinem in der Sonne vor Schweiß glänzenden Körper sah er aus wie ein elegant gekleideter Athlet, wobei Sehnen und Muskeln in seinen Armen und Schultern besonders betont wurden. Er war größer als alle anderen und auch breiter. Gerade als sie die Halme auf das Laken am Ende ihrer Reihe fallen ließ, schaute er in ihre Richtung. »Mögen die Götter mit dir sein, Mandantin. Wir werden den Samana besiegen.« Sein Lächeln strahlte, seine Stimme klang tief.
    Seine Augen konnte sie nicht erkennen, doch sie spürte die unwiderstehliche Anziehungskraft, die von ihm ausging. Als sie sich abwandte, sprach er bereits mit jemandem am Ende einer anderen Reihe, doch spürte sie seinen Blick deutlich wie eine Berührung auf ihrem Körper. Bei dem Gedanken wurde ihr noch heißer, als der Tag ohnehin schon war, und sie kniete am Bewässerungsgraben nieder, um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Ihre Blicke trafen sich noch mal, und Chloe spürte, wie ein elektrischer Schlag sie durchzuckte.
    Erneut dem Wasser zugekehrt, zwang sie ihren Körper mit aller Gewalt, nicht zu zittern. Du bist verheiratet, ermahnte sie sich. Selbst wenn dein Ehemann tausend Meilen und tausend Jahre von dir entfernt sein mag, hast du doch ein Gelübde abgelegt. Du flirtest gerade mit dem Hohepriester der Fruchtbarkeit - hast du den Verstand verloren?
    Sie hörte die Glocken der Ochsen bimmeln, der Schlitten fuhr wieder an, und sie atmete erleichtert aus. Zurück zur Gerste.
    Cheftu beobachtete, wie das Mädchen sich noch einmal Wasser ins Gesicht spritzte, und kam angesichts ihrer graziösen Bewegungen ins Träumen. Ihre Hüften schwangen im gemächlichen Rhythmus jener Frauen, die es gewohnt sind, enorme Gewichte auf ihrem Kopf zu tragen. Alle Frauen bewegten sich ähnlich, nur hatten die meisten von ihnen keine so langen, schlanken Beine und hohen Brüste, die nicht einmal ein unförmiges Filzkleid verbergen konnte. Weil die Augen des Mädchens im Schatten ihrer Kopfbedeckung lagen, konnte er lediglich erkennen, dass sie volle Lippen und hohe Wangenknochen hatte, dass ihre Haut von der schweren Arbeit glühte und dass sie afrikanische Vorfahren hatte.
    In ihrer Reihe arbeitete ein gut aussehender Mann mit weißem Bart und karamellfarbener Haut. Ihr Vater? Ihr Ehemann? Die Lust, die Kidu auf alle Frauen empfand, war ihm mittlerweile fast zur Gewohnheit geworden. Aber nie zuvor hatte sich
    Cheftu so für eine einzelne Frau interessiert. Für Kidus anspruchslose Neigungen genügte es bereits, weiblich und am Leben zu sein, um als Bettgefährtin in Frage zu kommen. Jetzt kehrte das Mädchen in seine Reihe zurück. Cheftu winkte dem Ochsenführer zu, der die Tiere wieder antrieb, bis Cheftu die Fremde aus dem Blick verloren hatte.
    Und das war gut so, ermahnte sich Cheftu. Du bist ein verheirateter Mann. Vielleicht hatte sie ja grüne Augen, überlegte er. Nein, sie war eine dunkelhäutige Khamitin. Bestimmt hatte sie keine grünen Augen.
    Er widmete sich wieder ganz und gar seinen Pflichten und nahm die Bündel in Augenschein, die am Ende jeder Reihe zum Verbrennen bereitgelegt worden waren. Inzwischen waren die Felder grob gesäubert. Die Mandanten, Freien, Sklaven und Adligen des Gemeinwesens schwitzten unter der Sonne, aber es war zu spät. Natürlich würde man Erkundungen unter den Wächtern einziehen, warum sich der

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