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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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ihn nicht bezahlt?«
    »Ich hab’s vergessen«, antwortete sie.
    »Und nicht nur der Fleischer, Mutter. Alle. Hast du auch nur einen Händler bezahlt?«
    Seufzend fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn. »Ich war die ganze Nacht auf -«
    »Du bist immer die ganze Nacht auf.«
    Sie kam zu ihm, woraufhin er das Gesicht abwandte. »Du stinkst wie eine Ziege!«
    »Lass deinen Umhang an«, fuhr sie ihn an. »Ich war den ganzen Tag und die ganze Nacht auf, und zwar mit einer Geiß als Gesellschaft. Ich kann dir nichts Genaueres verraten, aber ich versuche einem Mann dabei zu helfen, einen Fluch abzuwenden. «
    »Das ist mal ein neuer Ausdruck dafür.«
    Ihre Augen schleuderten Blitze, dann zerrte sie sich die Perücke vom Kopf. Das Haar darunter war wie Stroh. Sie kratzte sich am Kopf, und er meinte, schwarze Punkte durch die Luft fliegen zu sehen. Bestimmt von der Ziege.
    »Verdienst du Geld damit?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Und . wo ist es?«
    »Was kümmert dich das? Ich werde die Händler schon bezahlen. Wieso führst du dich auf wie ein Lugal? Wenn du verhungerst, dann weil du nichts mehr essen willst, nicht weil es uns am Essen fehlt!«
    Die junge Sklavin brachte Bier und Brot für beide herein.
    Ezzi war der Appetit vergangen.
    »Wieso bist du überhaupt auf?« Ulu ließ sich auf ihren Hok-ker sinken. »Ich kann mich kaum mehr auf den Beinen halten. Ich bin es nicht gewohnt, so lange nicht ins Bett zu kommen.«
    »Das ist wahr, wahrer als du je gesprochen hast.«
    Zornig sah sie zu ihrem Sohn auf.
    »Was hat eine Geiß mit einem Fluch zu tun?«, fragte er und riss sich ein Stück Brot ab. Das würde er den Göttern überlassen. Nur für alle Fälle.
    Sie riss einen Brocken von ihrer Hälfte und schlürfte dann geräuschvoll ihren halben Krug Bier durch den Trinkhalm leer. »Die Geiß dient als Ersatz, aber die Austreibung hat nicht funktioniert, weil das verfluchte Mädchen nicht aufgewacht ist.«
    »Wieso muss sie wach sein?«
    »Die Ziege wird an ihre Stelle treten. Sie teilen das Bett -«
    »Bei Sin!«
    »Nicht was du denkst! Nur bis man erkennen kann, dass der Fluch nicht mehr dem Mädchen, sondern der Ziege anhängt. Sie essen vom selben Teller, tragen dieselben Sachen, tun alles zusammen.«
    »Und wie lange?«
    »Bis die Ziege wie das Mädchen riecht und das Mädchen wie die Ziege.«
    Ezzi nippte an seinem Bier.
    »Aber noch ist sie nicht aufgewacht. Wir flößen ihr durch den Trinkhalm Bier ein, setzen sie auf, ziehen sie um, aber sie bleibt vollkommen leblos. Wie die Götterstatuen an Neujahr.«
    »Die Götter sind nicht leblos!«, widersprach Ezzi entsetzt und verängstigt. »Sie sind ausgesprochen lebendig! Sie können dich oder mich jeden Moment verfluchen!«
    »Ganz ruhig«, erwiderte sie und schlürfte weiter an ihrem Bier. »Sie wirken leblos. Macht es deine Menschlichkeit in ihrer Frömmigkeit glücklicher, wenn ich es so ausdrücke?«
    Er nickte. Abgehackt.
    »Nachdem der Austausch stattgefunden hat, töten wir die Geiß und begraben sie unter Chloes Namen.«
    »Chloe heißt das Mädchen?«
    Seine Mutter sprang auf und umklammerte Gulis Hände. »Sprich diesen Namen nie wieder aus. Ich werde gut dafür bezahlt, dieses Geheimnis zu bewahren. Du bist mein Sohn, du wirst uns doch nicht in Gefahr bringen, nicht wahr?«
    Sie wirkte verängstigt, besorgt. Sie flehte ihn geradezu an.
    Ezzi genoss es, ihre Angst zu spüren. Dass es in seiner Hand lag, diese Angst zu lindern. Oder auch nicht. »Natürlich nicht.« Er löste sich lächelnd aus ihrem Griff. »Ich werde ihn nie wieder erwähnen.«
    »Schwörst du das bei den Göttern?«
    »Ich schwöre es. Aber Mutter, Ulu, woher kommt dieser Zauber?«
    Sie kaute an ihrer Unterlippe, als müsse sie überlegen, wie viel sie ihm preisgeben konnte. »Sie hat einen mächtigen Beschützer, der früher Asipu war.«
    Einen Medizinmann, Weissager und Exorzisten in einer Person. Kein Wunder, dass seine Mutter Angst hatte. Ein Asipu konnte in die Zukunft blicken, die Wünsche der Götter lesen und dadurch alles erlangen, was er sich im Leben ersehnte. Und er hatte bestimmt tiefe Taschen. »Er hat dich ausgesucht? Weshalb?«
    »Wegen meiner Hände, weil ich immer genau weiß, wie viel Druck ich damit ausüben muss.«
    Ezzi lachte schnaubend. »Er weiß, was du normalerweise drückst?«
    »Er ist ein vornehmer Mensch.«
    Ezzi zuckte mit den Achseln. »Er bezahlt dich dafür, dass du bei der Ziege und dem Mädchen bleibst, nicht wahr?«
    »Er zahlt gut. Ich habe nur

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