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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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fragte sie.
    Nimrod roch nach Fisch, doch er hatte keinen mitgebracht. Er schüttelte den Kopf.
    »Hat der Lugal noch ein paar von diesen Bällchen übrig? Von Chloes?«
    Nimrod schüttelte den Kopf. Der Samana hatte Chloe vom Kochen abgehalten. Stattdessen hatte sie auf den Feldern ausgeholfen.
    »Sie will mir einfach nicht verraten, was -«
    Ein Klopfen, dann streckte Roo, die kleine Kröte, den Kopf zur Tür herein. »Komm mit«, sagte er nur zu Nimrod, bevor er die Tür zuknallte. Sie hörten ihn unter dem Säulenvorbau entlangrennen, dann die Treppe hinunter in den Hof.
    Seufzend fuhr Nirg fort, Nimrods Kleider zusammenzufalten. »Der Junge geht mir schon den ganzen Nachmittag auf die
    Nerven«, sagte sie. »Ständig fragt er, wann du heimkommst.«
    »Roo spricht sonst nie mit mir«, sagte Nimrod. »Das scheint ein neues Spiel zu sein.«
    Sie bannte ihn mit ihren humorlosen, fast durchscheinenden blauen Augen. »Das glaube ich nicht.«
    »Warum?«
    »Als er heute heimkam, hat er sich zur Hoftür hereingeschlichen. Ich habe ihn ertappt, weil ich gerade den Müll sortierte. Er war von Kopf bis Fuß mit Schlamm verdreckt.«
    »Wahrscheinlich war er heute im Wald, weil er lieber Ziegelmacher gespielt hat als bei den Feierlichkeiten mitzumachen.« Alle Stadtjungen, die nichts als Unfug im Kopf hatten, machten das so. In der Stadt aufzuwachsen tötete die menschliche Fähigkeit ab, Tiere zu erlauschen und Gefahr zu wittern. Diese unwissenden Knaben, denen es nicht erlaubt war, die Gefahr kennen zu lernen oder ihre Nahrung selbst zu töten, unternahmen alles, um diesen Raum auszufüllen. Sie spielten Sachen. Malten sich Dinge aus. »Höchstwahrscheinlich hat er zu viel Bier getrunken.«
    »Roo ist ein Nichtsnutz, ein Strolch und eine Pest«, bestätigte sie. »Aber auf seinem verdreckten Gesicht waren nasse Furchen. Der Junge hat geweint.«
    »Vielleicht hat er was Verbotenes getan oder -«
    Achselzuckend wandte sich Nirg wieder ihrer Arbeit zu. »Wie du meinst.«
    Ihr Tonfall verriet, dass er mit seiner »Meinung« komplett und grundlegend falsch lag. Bald wäre sie genauso schwer zu durchschauen wie eine in der Stadt geborene und aufgewachsene Frau.
    Wieder klopfte es. »Nimrod. Komm endlich!«
    Wieder knallte die Kröte die Tür zu und raste los.
    Nimrod erhob sich; dann würde er Roo eben nacheilen. Nirg sah ihm verächtlich nach. Heute Nacht würde er mit Lea schlafen. Was wahrscheinlich gar nicht schlecht war - sie hatte schon zu viele Nächte damit zugebracht, darauf zu warten, dass der En Kidu ihr seine Zeit widmete.
    Bis Nimrod seinen halbwüchsigen, halbdebilen Halbbruder eingeholt hatte, war es schon fast dunkel. Ob nun von Tränen oder Schweiß, jedenfalls war das Gesicht des Knaben dreckig und durchfurcht. »Wasch dich lieber vor dem Essen«, mahnte Nimrod ihn. »Und jetzt erzähl endlich, was eigentlich vorgeht.« Er verkniff sich die Bemerkung, dass Roo Nirg wütend machte; das würde Roo noch mehr verschüchtern.
    »Die Khamitin, deine Freundin, geht mit mir ins Haus der Tafel.«
    »Ja«, bestätigte Nimrod.
    »Ein paar Jungs, sie ... sie haben sie heute gesehen.«
    Wenn man es mit einem verängstigten Tier zu tun hat, muss man jede unbedachte Bewegung vermeiden. Nimrod blieb ganz ruhig und fragte scheinbar gleichmütig: »Und wo war das?«
    Roo schüttelte den Kopf. »Im Palmenwald -« Er sah zu Nimrod auf. »Sie hat die Jungs wütend gemacht.«
    »Was für Jungs? Woher weißt du das?«
    »Irgendwelche Jungs«, war die Antwort. »Ich bin ihnen nachgelaufen, als sie von der Feier weg sind.«
    »Wohin sind sie gegangen?«
    »Erst haben sie was getrunken. Das war sterbenslangweilig. Und dann sind sie weitergezogen in den Palmenwald. Ich wollte gerade heimgehen, da habe ich das gelb gesprenkelte Schaf entdeckt.«
    »Weiter.«
    »Die anderen haben es auch gesehen, und dann haben sie die Frau gefunden. Sie hat geschlafen.«
    »Du musst mir unbedingt die Wahrheit sagen. Haben die Jungen sie berührt?«
    Roo schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat uns gesagt, was sie mit uns anstellen würde, wenn wir sie berühren würden, aber eigentlich meinte sie damit vor allem -« Roo konnte sich gera-de noch bremsen, bevor er den Namen ausgesprochen hatte. »Er ist älter und größer. Er wollte sie unbedingt unter ihrem Rock anfassen, aber dann -«
    Roo reichte Nimrod ein schlammverkrustetes Gartengerät. »Sie haben miteinander gekämpft und er hat sie ge... Sie ist hier rauf gefallen.«
    Nimrod betrachtete die

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