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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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weiterspreche.« Plötzlich ging Ezzi auf, was er da tat. Wie weit er sich aus der Sicherheit seines bis dahin vorgezeichneten Lebens herauswagte.
    »Du hast Recht, was meine Unehrlichkeit bezüglich meines Augenlichtes betrifft«, meinte Asa barsch, »doch wenn ich dir mein Wort gebe, dann ist das ein Vertrag zwischen aufrechten Männern, den ich keinesfalls brechen werde.«
    Ezzi hatte da seine Zweifel, doch er musste mit Asa sprechen und seinen Plan in die Tat umsetzen, bevor Asa sich umentscheiden konnte. »Dann werde ich deinem Wort als Ehrenmann vertrauen«, stimmte er zögernd zu.
    Asa lehnte sich zurück. »Also, verblüffe mich.«
    »Die Ernte ist verloren. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Ensi zurücktreten muss.«
    Asa zeigte kein zustimmendes Nicken.
    Ezzi hielt kurz inne.
    »Noch etwas?«, fragte Asa. »Du magst vielleicht den Nachthimmel erkennen, doch nur ich kann dir sagen, was die Zeichen zu bedeuten haben. Die Ernte ist verloren. Dieses Omen ist unmissverständlich.«
    »Was sagt es uns?«
    »Dass die Ensi sterben muss.«
    VIERTER TEIL Die Gruft

    Als Ningal am Morgen im Gericht erschienen war, hatte ihm Kalam voller Häme berichtet, dass Guli verhaftet worden sei.
    Den ganzen Tag hatte Ningal, tieftraurig über diese Verschwendung, darauf gewartet, dass Guli ihm wieder vorgeführt werde. Inzwischen war es schon nach dem Zwielicht, ohne dass er von Guli gehört hatte. Der Nachbar hatte ausgesagt, dass Viza ganz friedlich im Garten spazieren gegangen sei, als dieser Riese sich auf den Edelmann Viza gestürzt und ihn mit bloßen Händen erwürgt habe.
    Ningal stellte klar, dass Viza kein Edelmann war; er war nicht einmal ein eingetragenes Mitglied des Gemeinwesens. »Was sich schon aus seinem ausländischen Titel >Edler Herr< ergibt«, sagte er. »Wo ist der Angeklagte?«
    Nach langem Warten wurde er endlich mit vorgehaltenen Speeren vorgeführt. Guli hielt sich betont aufrecht; seine Hände waren blutbefleckt. Ningal registrierte das blau geschlagene Auge, das andere, halb abgeheilte Auge, die aufgeplatzten Knöchel und den abgehackten Atem - seine Rippen waren höchstwahrscheinlich gebrochen. Ningal bezweifelte, dass die Zeugenaussage des Nachbarn stichhaltig war; ganz offensichtlich war Guli in einen Kampf verwickelt gewesen. Kalam musterte den Angeklagten mit verächtlichem Blick, und Ningal wurde das Herz schwer.
    »Mandant Guli.«
    »Sklave Guli, Herr«, korrigierte der Schreiber.
    »Wessen Sklave?«, erkundigte sich Ningal.
    »Des Edlen Herrn Viza. Des Opfers.«
    Einen Menschen umzubringen und den eigenen Besitzer umzubringen waren zwei Paar Schuhe. Ningal wusste genau, warum Guli seinem Blick auswich. Das eine stellte eine Schuld dar, über die sich verhandeln ließ, das andere war eine Schuld, die Guli nur mit dem Tod begleichen konnte.
    »Wie lange ist er schon versklavt?«, fragte Ningal.
    »Er wurde vor zwei Tagen versteigert, Herr. Die Dokumente sind noch nicht einmal im Archiv.« Ningal sah den Schreiber fragend an. »Der Schreiber, der sie bearbeitet hat, ist ein Freund von mir. Wir haben über die Angelegenheit gesprochen«, war die Antwort.
    »Ich verstehe.« Ningal sah Guli an. »Sag mir die Wahrheit. Was ist passiert?«
    Guli sah ihm in die Augen. »Ich bin schon dreimal verurteilt worden. Was passiert ist, tut nichts mehr zur Sache. Ich habe einen Mann umgebracht. Ich bin ein Sklave und ermorde meinen Besitzer. Wir wissen beide, welche Strafe darauf steht.«
    Ich wollte dir eventuell mildernde Umstände gewähren, du junger Esel!, zürnte Ningal insgeheim. Er winkte ab. »Bringt ihn fort, bis das Urteil gefällt ist.«
    »Euer Ehren«, meldete sich Kalam zu Wort, »eure Urteile, die auf der Standarte draußen angeschrieben sind -«
    Die steinernen Standarten erhoben sich vor seinen Amtsräumen und verkündeten aller Welt, wie Richter Ningal Recht sprach. Noch nie war bei ihm ein dreimal verurteilter Krimineller mit dem Leben davongekommen. Noch nie hatte ein Sklave, der seinen Besitzer umgebracht hatte, Gnade gefunden. Mit schnellen und festen Urteilen war Ningals Auffassung nach dem Gemeinwesen am besten gedient. Sollte auch nur ein einziges Mal Gnade gezeigt werden, würde sie irgendwann erhofft und schließlich erwartet werden. Sollte ein Urteil abgemildert werden, würde das als Begünstigung ausgelegt und einen
    Spaltkeil in die Bevölkerung treiben.
    Kalam setzte noch einmal an: »Laut deinen -«
    Ningal brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Drinnen entzündeten

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