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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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sich das Lächeln zu verkneifen, starrte er die Tür an. »Du versuchst nur, dein schlechtes Gewissen zu erleichtern«, fuhr er fort. »In Wahrheit ist dir das alles egal.«
    Sie eilte zu ihm, schlang die Arme um seinen Leib und sprach in seinen Rücken: »Ezzi, mein Sohn. Weißt du denn nicht, wie sehr ich dich liebe? Ich werde zu Sin gehen und um dein Leben flehen. Sag nicht -«
    Ezzi drehte sich zu ihr um. Die schweren Brüste an seinem Brustkorb, ihr Duft in seiner Nase ekelten ihn an. »Ich werde dir nicht mehr lange im Weg sein«, sagte er. »Bald kannst du deine Kunden auch hier empfangen, und du brauchst nicht mal mehr leise zu sein.« Er riss sich aus ihrer Umklammerung. »Ich war dir doch ewig nur im Weg.«
    »Was? Nie! Ich habe um dein Leben gekämpft, ich gab dir -«
    »Das tut nichts mehr zur Sache, ich werde sterben.«
    »Hör auf, so zu reden. Du wirst ganz bestimmt nicht sterben. Kein Mensch hat die Macht dazu -«
    »Der Sterndeuter, Puabi, der En.« Er blinzelte die Tränen in seinen Augen weg, sodass sie über seine Wangen rannen. »Wahrscheinlich denkst du, ich hätte es nicht anders verdient.«
    »Red keinen Blödsinn. Du wirst nicht sterben.«
    »Du wirst sie nicht davon abbringen können.«
    »Nein, aber ich kann an deiner Stelle gehen. Ich bin ein Weib, ich bin alt und ich bin mit dir verwandt.«
    Ezzi vergrub sein Gesicht im Nacken seiner Mutter. »Das würdest du wirklich für mich tun?«
    Ihr versagte fast die Stimme, doch jetzt glaubte sie ihm. »Ich würde alles für dich tun, mein Sohn.«
    Er hatte gewonnen.
    Cheftus Tür flog auf, und Puabi stand vor ihm, in stolzer Nacktheit und mit erhitztem Gesicht. »Ich habe einen Ersatz gefunden!«
    Er ließ den Kopf in die Hände sinken. Ihm war vom ersten Augenblick an klar gewesen, dass diesem jungen Sterndeuter nicht zu trauen war. Puabi stürmte auf ihn zu, riss seine Hände fort und hielt sie in ihren fest. »Eine Frau hat sich bereit erklärt, als Puabi zu sterben. Jetzt kann der Lugal sicherstellen, dass ich bei der nächsten Wahl wieder zur Ensi ernannt werde, natürlich unter einem anderen Namen.«
    »Niemand darf davon erfahren, falls wir uns entscheiden sollten, einen Ersatz für dich zu töten«, widersprach Cheftu. »Nicht einmal der Lugal.«
    »Das ist unmöglich. Natürlich muss der Lugal davon wissen.
    Ich sehe ihn jeden Nachmittag. Das ist meine Pflicht.«
    Cheftu hatte ihre Beziehung zu diesem Mann vergessen. »Was ist das für eine Frau?«, fragte er. »Welche Frau ist gewillt, unter deinem Namen zu sterben? Kennst du sie?«
    »Ich werde sie rufen lassen.« Puabi studierte ihre Fingernägel. »Ich bin die Ensi. Das solltest du nicht vergessen.«
    »Sie ist damit einverstanden?« Ihm war die Überraschung anzuhören.
    »Natürlich. Es ist ihr eine große Ehre.«
    Darauf fiel ihm keine Erwiderung ein.
    »Nachdem wir sie gefunden haben, kann die Zeremonie jederzeit stattfinden. Mir ist das egal.«
    »Du weißt, dass dies den Tod deiner gesamten Dienerschaft bedeutet, deiner Zofen, deiner Schreiber«, wandte er ein.
    »Ja.«
    »Auch von Shama.«
    »Ja.«
    »Ist dieser Frau klar, dass ihr Name ausgelöscht wird? Sie wird als Unbekannte sterben.«
    Puabi sah ihn an. »Natürlich, aber dafür bekommt sie Diener und Freunde in der Nachwelt. Der Sterndeuter hat mir alle Namen mitgeteilt. Sie wird nicht allein sterben. Du hältst mich vielleicht für grausam, aber das bin ich nicht. Ich suche nur nach der besten Lösung für das Gemeinwesen. Was mit meinem Überleben gleichzusetzen ist.«
    »Es müssen noch mehr Menschen sterben?«, fragte Cheftu.
    »Hast du die Felder gesehen? Viele Frauen müssen sterben, möglichst im gebärfähigen Alter. Alle, die schwanger von dir sind, werden natürlich ausgenommen, aber wie sonst soll das restliche Volk überleben?«
    »Wie viele?«, flüsterte er. »Und was für Frauen?«
    »Oh, sie müssen schön sein. Jung. Na ja ... hundert, würde ich schätzen?«
    Cheftu merkte, wie es ihm die Kehle zuschnürte. »Wer?« »Es gibt da eine Liste, ich weiß die Namen nicht im Einzelnen, einfach irgendwelche Frauen.«
    »Du hast ihnen bereits eröffnet, dass sie sterben müssen?«
    »Man wird sie zusammenrufen und es ihnen dann mitteilen. Das ist nicht grausam. Sie werden wunderbare Rauschmittel bekommen, sie werden nicht einmal Angst empfinden.«
    »Warum hat man ausgerechnet diese Frau ausgesucht?«
    »Ulu, diese Frau, also, wir sind am gleichen Tag geboren.«
    »Woher weißt du das? Kennst du sie?«
    »Nein,

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