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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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ich mir überlegen kann, wie ich zu Cheftu gelangen kann. Überall sind Spione, hatte er erzählt. Puabi würde Chloes Namen wiedererkennen. Das war kein Problem: Sie würde einen anderen Namen verwenden, und mit ihren kurzen Haaren sah sie wahrscheinlich auch aus wie jemand anderes.
    »Möchtest du etwas essen?«, fragte Ningal. »Oder noch mehr Bier?«
    »Und mach dir keine Gedanken wegen deiner Haare, Kind. Ich habe einen Freund, er heißt Guli und ist ein wunderbarer Friseur.«
    Ningal sah die Frau an und erstarrte.
    »Bestimmt hat der Richter hervorragende Arbeit geleistet, aber es kann nicht schaden, wenn Guli die Haare noch mal nachschneidet.«
    Vor allem weil ich einen guten Eindruck bei Cheftu machen möchte. Nicht dass sie an seiner Liebe oder seiner Zuneigung gezweifelt hätte, doch wenn der eigene Ehemann ein Hohepriester der Fruchtbarkeit war, konnte es keinesfalls schaden, sich ein wenig herzurichten. Und bei keiner von Chloes Reisen waren kurze Haare en vogue gewesen. Entweder wurden sie aus Scham getragen, oder sie waren Zeichen einer öffentlichen Demütigung oder einer Krankheit.
    Zur Abwechslung kann ich ja mal eine ganz neue Mode kreieren.
    Ningal stand auf. »Ulu und ich müssen miteinander sprechen, aber ich schicke dir was zu essen. Und ein Bad, möchtest du eventuell baden?«
    Ihm fehlte Connerys irischer Akzent, doch alles andere hatte er, die spitzen Brauen und den breiten Brustkorb eingeschlossen. »Ja bitte«, sagte Chloe. Schon jetzt fühlte sie sich ein bisschen müde. Kaum hatten die beiden das Zimmer verlassen, war Chloe wieder eingeschlafen.
    Ezzi kam die Treppe herunter. Der Tisch war sauber gewischt, und der Duft von frischem Brot lag in der Luft.
    »Was ist denn los?«, fragte seine Mutter vom anderen Ende des Hofes her.
    Sie war sauber und frisiert, dezent geschminkt und in ein frisches Kleid gehüllt. Das ganze Haus sah besser aus und roch auch besser.
    »Was macht dir so zu schaffen? Ständig kommst oder gehst du, und von der Kupferwanne redest du überhaupt nicht mehr. Irgendwas macht dir Sorgen. Und beleidige mich nicht mit irgendwelchen Lügen.«
    Er blieb stehen. Sein ganzer Körper begann zu glühen, als ihm klar wurde, welche Gelegenheit sich hier bot. Wenn er nur kühn genug war, konnte er einfach alles erreichen. Die Götter hatten seine schlechten Taten belohnt - welch größere Belohnung konnten sie ihm noch gewähren?
    Oder sollte er sich jede Belohnung nehmen, nach der es ihn gelüstete? Mit einem Seufzer blickte Ezzi zu Boden und ließ die Schultern hängen. Er schluckte und fuhr sich mit unsicherer Hand über die Stirn. Dabei blinzelte er, bis er Feuchtigkeit in seinen Augen spürte. Erst dann sah er wieder auf. »Ich soll dich nicht mit Lügen beleidigen? Nun gut, dann sollst du es erfahren.« Er atmete tief durch. »Der En hat erklärt, dass ich als Puabi begraben werden soll.«
    »Begraben?«, wiederholte Ulu. »Was soll der Unsinn?«
    »Weil ich den Stern entdeckt habe«, fuhr er fort, »ist es mir bestimmt zu sterben.«
    »Zusammen mit Puabi?«
    »An ihrer Stelle.«
    »Du bist ein Mann, die Ensi ist eine Frau.«
    »Ich werde sie ersetzen, niemand wird davon erfahren.«
    Ulu kniff die Augen zusammen. »Unfug«, betonte sie. »Die Ensi soll zurücktreten, niemand redet davon, dass sie sterben muss. Die Götter sind manchmal herzlos, aber doch nicht grausam.«
    Achselzuckend ließ Ezzi sich am Tisch nieder. »Natürlich verstehst du von diesen Dingen nichts.« Er begann, an einem Brotkanten zu knabbern. Ulu schaute ihm schweigend zu.
    »Was weißt du?«, fragte sie nach langem Nachdenken.
    »Asa hat eben verkündet, dass die Ensi sterben muss. Aber«, er rang sich ein müdes Lachen ab, »wir wissen beide, dass das nicht passieren wird. Ich werde an ihrer Stelle gehen. Ich bin ein Niemand, ich habe nichts von meinem Leben zu erwarten.«
    »Sag das nicht, Ezzi, du hast eine prächtige Zukunft vor dir«, stritt Ulu ab. »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie das ernst meinen.«
    Er schaute seiner Mutter in die Augen. »Todernst.« Dann wandte er den Blick ab.
    »Darum hast du also nicht mehr nach der Kupferwanne gefragt?«
    »Warum sollte ich noch danach fragen? Mir nützt sie ja doch nichts mehr. Ich werde bald sterben.« Ezzi stand auf, zog seinen Schurz straff und ging zur Tür. Als er sie erreicht hatte, sprach sie ihn an.
    »Sie werden dich nicht umbringen«, sagte sie. »Das lasse ich nicht zu.«
    »Worte wiegen leicht, Weib.« Weil er es nicht schaffte,

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