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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Zeremoniell war trotz allem da und dort nicht eingehalten worden, es gab Leute, die darüber murrten; auf Schloß Tirol bemerkte der Herzog Johann mit grimmiger Befriedigung, daß ihm das nicht passiert wäre.
    Allein wie immer, Kärnten und Krain, die Hälfte ihrer Länder, waren vorläufig für Margarete und ihren Gemahl verloren.
    Margarete war nie eine pathetische Natur gewesen.
    Sie hatte nicht erwartet, daß Kärnten aus Treue zu dem angestammten Herrscherhaus sich nun flammend vor sie hinstellen und schützen werde. Aber die schnöde Art, wie man mit der größten Selbstverständlichkeit das Recht preisgab und sich auf die Seite der Macht schlug, in aller Hast noch kleine Vorteile für sich erschachernd, füllte sie dennoch an mit Ekel und Empörung. Sie hatte keinen Einwand, als Herzog Johann, schäumend, mit überschlagender Stimme, fußstampfend, Order gab, Burg Auffenstein bei Matrei, das Stammschloß des treulosen Kärntner Gouverneurs, zu zerstören. Der kluge Herr von Schenna meinte freilich, es wäre gescheiter gewesen, es einfach zu beschlagnahmen.
    Blieb Kärnten verloren, so entwickelten sich in Tirol die Dinge für die Kinder sehr günstig. Die tirolischen Barone hatten von dem Luxemburger weitgehende Versicherungen, daß er ihnen in die maßgebenden Ämter keine fremden Vögte hineinsetzte; jedenfalls war mit den beiden Kindern leichter auszukommen als mit dem in Gelddingen durchaus nicht gemütlichen Wittelsbacher. Die Tiroler Herren blinzelten also einander zu, verständigten sich, beschlossen, in bewährter tirolischer Treue zu ihrer angestammten Herrin zu stehen, rüsteten bewaffneten Widerstand, schürten die gute Gesinnung im Land.
    So fand Herzog Johanns älterer Bruder, Markgraf Karl, den König Johann vorläufig in seiner Vertretung nach Tirol schickte, die Grafschaft in gutem Stand zur Verteidigung, und die drei Kinder konnten in einem kurzen Krieg, der äußerst sachlich, gründlich und grausam geführt wurde, Tirol halten. Der kleine Herzog Johann zeigte sich übrigens in diesem Krieg von einer persönlichen, verbissenen, krampfhaften Tapferkeit, die nicht ohne Eindruck auf Margarete blieb.
    Mittlerweile konnte auch König Johann wieder vom Krankenlager aufstehen. Seine Augen freilich waren nicht mehr zu retten. Er sah von der Welt nur mehr einen schwachen Schimmer und wußte, daß er bald gar nichts mehr werde sehen können. Dies machte ihn etwas müde, geneigt zu Philosophie und Pazifismus.
    Auch der Habsburger, der lahme Albrecht, war des Kampfes müde; er sah, daß außer Kärnten vorläufig für ihn nichts zu holen sei und daß er, führe er den Krieg weiter, sich lediglich für den Kaiser schlage, der sich, ging es ans Zahlen, diesmal wie stets einsilbig, hochmütig und schofel hinter seine Kaiserwürde zurückzog. Albrecht kam unter diesen Umständen mit Johann bald überein, erkannte die Luxemburger als rechtmäßige Herren von Tirol an, wogegen Johann sich mit der Habsburger Herrschaft in Kärnten einverstanden erklärte; natürlich verlangte er noch einen finanziellen Ersatz: zehntausend Veroneser Silbermark.
    Da er gerade im Verträgeschließen war, schlug er auch dem Kaiser einen Handel vor: Brandenburg gegen Tirol. Ludwig, der mit Leidenschaft solche Geschäfte betrieb, war sogleich dabei, und die beiden Fürsten erwogen stark angeregt die Einzelheiten des Projekts. Da aber schlug die Treue der Tiroler zu ihrer Fürstin in lohen Flammen empor – die Feudalbarone wären ja durch die Herrschaft der Wittelsbacher finanziell schwer beeinträchtigt gewesen; es kam zu den heftigsten Resolutionen, und die Volksbewegung war so stark, daß König Johann feierlich bezeugen mußte, er habe nie an eine derartige Vertauschung gedacht. Ja, sein Sohn und Statthalter, der Markgraf Karl, hielt die Stimmung für so bedenklich, daß er in den Vater drang, sich mit den höchsten Eiden zu verpflichten, Tirol niemals zu veräußern. Was dieser achselzuckend und liebenswürdig lächelnd tat.
    Das junge Ehepaar dachte übrigens nicht daran, die Abmachungen Johanns über Kärnten zu vollziehen.
    Margarete erging sich in den heftigsten Worten, wie ihr Vormund ihre Interessen schnöde verschachere; sie und ihr junger Gemahl hielten ihre Ansprüche auf Kärnten und Krain voll aufrecht. Der junge Herzog Johann fand hierbei willkommenen Anlaß zur Entfaltung einer großen, pathetischen Zeremonie. Er sammelte den Adel Tirols um sich und ließ die Herren, malerisch angeordnet, die Schwerter gezogen, auf

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