Die haessliche Herzogin
merkwürdig zu dem dunkeln Haar, war Jakob von Schennas bester Freund.
Herr von Schenna pflegte zu sagen: »Er ist zweimal so dumm wie ich, aber zehnmal so anständig .« Margarete mochte den festen, biederen, sehr ergebenen Mann gern leiden.
Herr von Schenna ließ Wein und Früchte bringen.
Es ging gegen Abend, man hielt ein geruhsames Gespräch. In eine Stille hinein fragte plötzlich Margarete: »Sagen Sie, Herr von Gufidaun, Sie kommen doch mit vielen Leuten zusammen, mit Aristokraten, Stadtbürgern, Bauern: wie denkt eigentlich das Volk über mich ?« Der ehrliche Mann, überrumpelt, drückte unbehaglich herum, das Volk liebe und ehre sie geziemend. Schwitzte unter dem klaren, ernsten Blick des Mädchens. Schenna kam dem Verlegenen zu Hilfe.
Überall wisse man, wie klug und gewandt sie sei und daß sie das Land vor Habsburg und Wittelsbach gerettet habe.
Margarete fühlte sehr wohl, daß die Vorsicht, die Herr von Schenna ihr riet, sehr am Platz war, mehr, als seine Höflichkeit ihr sagte. Aber sie wollte sich das nicht eingestehen. Sie konnte nun nicht länger untätig bleiben und zusehen, wie Johann an ihr vorbeiging.
Gut, ihr Gesicht war häßlich, ihre Figur breit, unedel, ohne Reiz. Aber sie war gesund, sie hatte Blut, sie war bereit, tüchtig und berechtigt, Fürstenkinder zu empfangen, zu gebären. Die Männer waren blöde, sie wollten gestoßen sein; sicher war es so. Der Junge kam auf nichts, stieß man ihn nicht an.
Sie fragte ihn, ihre Erregung mühsam bändigend, so beiläufig wie möglich, wann er eigentlich und wo die Feier ihres Beilagers abzuhalten für ratsam halte. Das Kloster Wilten, die Stadt Innsbruck warte darauf. Er schaute sie auf und ab, sein Gesicht verzog sich wütend, spöttisch, gehässig, die Augen wurden ganz klein. Eine Feier auch noch? Er habe sie doch geheiratet. Das sei Feier genug gewesen. Er denke nicht daran, ihr Beilager gar noch feierlich zu begehen. Sie möge gefälligst warten, ihn in Frieden lassen. Er schrie. Die Stimme schlug ihm um. Er lachte knurrend, höhnisch, bösartig. Seine Augen glitten von ihrem harten, kupfernen Haar über den kurzen, plumpen Leib bis zu den Füßen. Er sah aus wie ein tückischer kleiner Affe. Margarete schluckte, wandte sich, ging.
Allein, raste sie, schäumte. Wer war er denn? Wie ein bissiger, häßlicher Köter sah er aus. Wer hätte ihn angeschaut, wäre er nicht Herzog? Und sie hat ihn dazu gemacht. Und muß sich nun – wer hilft ihr? – diese frechste Verhöhnung gefallen lassen. Ist sie darum Herzogin? Wann je war eine Frau so verschmäht und gekränkt wie sie? Sie zerkratzte sich die Brust, ihr armes, häßliches Gesicht. Schäumte, knirschte, knurrte, stöhnte, daß ihre Frauen bestürzt hereinkamen.
Andern Tages war sie eisig umkrustet. Warf sich auf die Politik. Beriet mit Volkmar von Burgstall, Jakob von Schenna, Berchtold von Gufidaun. Markgraf Karl, Johanns älterer Bruder, war auf Reisen am Rhein. Eigentlicher Regent des Landes war, den Herzog Johann klug lenkend, der Bischof Nikolaus von Trient, ehedem Kanzler des Markgrafen in Brünn, Domherr von Olmütz, ein energischer, rasch denkender Herr, den Luxemburgern unbedingt ergeben. Jetzt mischte sich Margarete in jede kleinste Angelegenheit, zwang den Bischof, verbindlich in der Form, aber unnachgiebig, sie an allen Regierungsgeschäften teilnehmen zu lassen. Da sie die eingesessenen Feudalbarone, die dem Luxemburger Prälaten nicht zu großen Einfluß einräumen wollten, auf ihrer Seite hatte, fügte sich der geschmeidige Bischof, Schritt für Schritt weichend.
Den Herzog Johann behandelte sie mit eisiger Höflichkeit, nannte ihn Herr Herzog und mit allen Titeln.
Niemals mehr war von Persönlichem zwischen ihnen die Rede. In allen politischen Dingen wurde er beigezogen, aber sie wußte ihn bei aller umständlichen Höflichkeit immer wieder vor den tirolischen Herren als dummen, launischen, kleinen Jungen hinzustellen. Er verzerrte sich vor Zorn; aber wenn er losbrechen wollte, fand er, denn sie hatte sehr klug jede Form gewahrt, erstaunte, mißbilligende Gesichter. Häufig auch traf sie wichtige Maßnahmen selbständig und holte im letzten Augenblick erst seine Zustimmung ein. Sehr geschickt verstand sie seine Einwilligung zu einer leeren Formsache herabzudrücken, ohne daß er, bis aufs Blut gereizt und verärgert, der erstaunt und unschuldig sich Habenden solche Nichtachtung nachweisen konnte.
Die Finanzen des Landes waren besser als unter König Heinrich,
Weitere Kostenlose Bücher