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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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fror auf der andern. Der nervöse Herr von Schenna hüstelte, schnupperte, bekam Kopfweh in dieser ungemütlichen, dumpfen, stinkenden Höhle, in der kalt und widerwärtig der Geruch der Ställe stand. Aber die Speisen, Wildbret und Fisch, waren mit Liebe und in ungeheuren Massen zubereitet und gereicht, und der Wein, das war nicht zu leugnen, war ausgezeichnet.
    Wie die Herren den Landeshauptmann kannten, hatte er sie nicht der bloßen Geselligkeit wegen zu sich gebeten. Aber er war karg und rauh von Wort; es war nicht geraten, ihn zu fragen, bevor er selbst anfing.
    Man trank also, redete Gleichgültiges, wartete.
    Langsam, in brummigen, unvollendeten Sätzen lenkte Volkmar das Gespräch auf die Politik. Stieß die Herren unwirsch dahin, wo er sie haben wollte. Ja, man war unzufrieden mit den Luxemburgern. Der erste, der es deutlich aussprach, war Heinrich von Rottenburg. Der kleine Herr, breit, rauhes, rotes Gesicht, schwarzer Stoppelbart, erregte sich, schlug mit der Faust auf den Tisch, stieß Drohungen aus. Hatte man nicht, weil er gewisse Abgaben verweigerte, sein Schloß Laimburg zerstört, sein gutes Schloß bei Kaltern, an dem Vater, Großvater, Ahn gebaut hatten? Der junge Herzog hatte es gewollt, der kleine, tückische Wolf. Und der Bischof von Trient hatte den Befehl gegeben, der finstere Böhme, der immer »Autorität !« sagte, »Gehorsam!«. Hätte man ihm Felder gepfändet, Weinberge, ein Dorf, eine Pflege. Aber, nur um ihn zu ärgern, ein Schloß zu zerstören, eine gute Burg aus festem Stein, in eigenem, nicht in Feindesland, das war sinnlos, das war wüstes Heidentum. Auch Frau Margarete hatte es nicht gebilligt, die kleine Herzogin. Das kam, weil sie die angestammte Fürstin war und mit dem Land fühlte. Aber die Fremden, die Böhmen, die Luxemburger, was fühlten denn die? Die wollten Geld herauspressen aus Tirol, nichts weiter, genau wie es der Luxemburger mit Böhmen machte. Und er, Heinrich von Rottenburg, ließ es sich nicht nehmen, daß König Johann damals doch Tirol habe verschachern wollen gegen Brandenburg, möge er abschwören was immer.
    Schweigend hörten die andern diese gefährlichen Reden an. Behutsam begann dann der vorsichtige, gepflegte Tägen von Villanders. Rein formal hätten die Luxemburger den Vertrag ja schließlich eingehalten und keine Fremden in die wichtigsten Verwaltungsämter berufen. Es sei doch nicht zu bestreiten, daß Herr von Rottenburg Landeshofmeister sei, Herr von Volkmar Landeshauptmann. Oder? Der gepflegte, bartlose, etwas altmodische Herr sah die beiden so ernsthaft an, daß sie nicht wußten: höhnte er, oder was eigentlich wollte er?
    Der kleine Rottenburg brach los: Ob der gestrenge Herr ihn zum Narren habe. Solche Würde habe unter dem guten König Heinrich was bedeutet. Heute habe der dümmste Bauer lange schon geschmeckt, daß es kahle Titel seien und wer in Wahrheit regiere! Es sei ja höllisch schlau, wie die Luxemburger das gedreht hätten; daß sie die weltlichen Ämter arm und leer machten und die geistlichen stark und in die geistlichen ihre Kreaturen hineindrückten. Nein, formal hätten sie dem Land keine fremden Beamten aufgedrängt. Aber wer regiere denn? Der plattnasige Bischof Nikolaus von Trient, der Böhme, der kein Wort Tirolisch versteht.
    Herr Konrad Botsch von Bozen erzählte Einzelheiten, wie die Bozener Bürger voll seien von tiefem Verdruß, daß die Luxemburger dem Bischof wieder alle alten, längst abgeschafften Rechte eingeräumt hätten.
    Und wie der Bischof die Welschen begünstige vor den Deutschen. Herr Albert von Andrion ahmte den Bischof nach, seinen unbeherrschten, heftigen Gang, der plötzlich wieder durch das Streben nach geistlicher Würde und Gravität gezügelt werde, seine zischende, sprudelnde, slawische Aussprache. Dem jungen, fröhlichen Herrn war die Stimmung hier in der Halle zuwider, auch die Politik war ihm zuwider; er wollte einen unterhaltlicheren Ton in die Gesellschaft bringen.
    Mit dem Talg der Kerzen klebte er sich die Nase platt, stieg auf den Tisch, parodierte eine Predigt des Bischofs in seiner slawischen Mundart. Dröhnendes Gelächter.
    Aber mit dieser Wendung ins Harmlose war der massige, wuchtige Gastgeber durchaus nicht einverstanden. »Wissen die gestrengen Herren, was der Pfarrer von Matrei Strafe zahlen muß, weil er dem Markgrafen Karl nicht mehr Umsatzsteuer zahlt als dem König Heinrich ?« Alle waren gespannt. Ging man die Steuern und Abgaben genau durch, dann hätte man wohl die

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