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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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undurchdringlich hinzu.
    Ja, und es sei sehr traurig, daß die Rechtslage, soviel sie höre, so ungünstig sei für die Fräulein. Sie persönlich sei natürlich jederzeit erbötig, aus ihrer Privatschatulle zu helfen.
    Agnes hatte sich vorgenommen, Margarete nicht zu reizen. Aber vor diesem undurchsichtigen, doppelt empfindlichen Hohn ging sie durch. Was? Ein Mädchen mit so einem Gesicht und so einem Maul wagte, gegen sie zu sticheln? Und wenn jene die Kaiserin von Rom wäre und sie selber leibeigen, hätte sie dagegen aufbegehrt. Sie schaute sie lange und abschätzig an.
    Sagte dann, so gar ungünstig scheine es um ihre Sache doch nicht zu stehen. Der Herr Herzog wenigstens habe sich sehr gnädig und tröstlich zu ihr geäußert. Etwas kahl schloß Margarete: nun ja, man werde das Urteil der sachverständigen Herren hören und die Angelegenheit in gnädige Erwägung ziehen.
    Bevor Agnes das Schloß verließ, traf sie noch Chretien de Laferte, der ihr in gesetzten Worten kondolierte. Agnes hörte ihn ernst an und erwiderte ihm würdevoll. Er bat, sie auf der Rückreise begleiten zu dürfen. Sie war auch da geziemend melancholisch, unterbrach aber gelegentlich ihre Trauerwürde durch ein spitzbübisch kokettes Scherzwort, den jungen Herrn durch solchen Wechsel tief verwirrend.
    Chretiens Stellung am Tiroler Hof war nicht angenehm. Solange der Prinz Johann noch Knabe war, hatte er als ergebener, dienstwilliger Kamerad, der die vielen Verstöße des schwierigen kleinen Prinzen gegen höfische Zucht und Sitte unmerklich besserte und einrenkte, seinen klar umgrenzten Bezirk gehabt. König Johann war überzeugt, man könne keinen taktvolleren Adjutanten für seinen ungezogenen Sohn finden als den hübschen, schlanken, ritterlichen, formvollen und doch so bescheidenen Jungen. Auch Markgraf Karl hielt ihn für den rechten Erzkämmerling seines jüngeren Bruders. Prinz Johann selbst aber hatte seinen offenen, hübschen Kameraden nie recht leiden mögen.
    Hatte ihn geknufft, mißhandelt, gedemütigt, mit seinen kleinen Wolfsaugen darauf lauernd, ob der geduldige Begleiter nicht einmal rebellieren und Anlaß geben werde, ihn wegzuschicken. Jetzt, seitdem er Herzog war, selbständig und erwachsener, war die Stellung Chretiens noch viel schwieriger geworden. Er hielt sich sehr bescheiden im Hintergrund; wagte er nur den leisesten Rat an den jungen Herzog, so wurde er bösartig und verächtlich zurückgewiesen.
    Chretien war jüngerer Sohn eines edlen französischen Hauses, ohne Vermögen, darauf angewiesen, bei Hof sein Glück zu machen. Es hatte für ihn keinen Zweck, seine besten Jahre in Tirol aussichtslos zu versitzen. In den Feldzügen König Johanns hatte er sich brav und tapfer bewährt. Eine Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen, hatte sich ihm nicht geboten.
    Was sollte er bei diesem jungen, bösartigen Herzog, der ihn immerzu demütigte, ihm jedenfalls nicht gewogen war? Er trug sich mit dem Gedanken, an den Hof König Johanns zurückzukehren oder nach Frankreich zu gehen oder besser noch zum König von Kastilien. In den Kämpfen mit den Mauren war Geld und Ehre zu erwarten.
    Margarete hatte dem jungen Ritter lange Zeit keine besonderen Gnadenbeweise mehr gegeben. Erst als sie sah, daß kein Weg mehr war von ihr zu Herzog Johann, begann sie wieder, Chretien zu locken. Übertrug ihm kleine, vertrauliche, diplomatische Sendungen, fragte ihn Unverfängliches, das sie aber durch ihre Betonung bedeutsam machte. Er war zurückhaltend, war voll von Zweifeln, wollte nicht verstehen. Es war ein großer Glücksfall, bei der Dame von solchem Rang in Gunst zu stehen; aber es war ein zweigesichtiges Glück: man konnte unmöglich für eine so häßliche Frau in die Schranken reiten. Zwar wird niemand wagen, ihm ins Gesicht zu höhnen wie früher; doch er bäumte hoch, wenn er an die feixenden Mienen, die zotigen Bemerkungen in seinem Rücken dachte. Dann wieder hörte er, wie man an allen Höfen voll großer Achtung von ihrer Umsicht und Gescheitheit sprach. Es schmeichelte ihm, daß eine Dame von solchem Urteil gerade ihn erwählte. Sie imponierte ihm, er war ihr dankbar, entzog sich ihr nicht mehr. Er ging auf ihren Ton ein, seine Augen schleierten sich leise, wenn er sie sah, seine Stimme bedeckte sich, wenn er zu ihr sprach.
    Einmal – er war nach längerer Abwesenheit zurückgekehrt – meldete er sich bei der Herzogin. Sie war nicht in ihren Zimmern, das dürre Fräulein von Rottenburg führte ihn in einen abgelegenen

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