Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
Vom Netzwerk:
meisten Tiroler Edeln der Hinterziehung beschuldigen können. »Neunhundertvierundachtzig Veroneser Silbermark !« dröhnte Herr von Burgstall. Man sprang auf, ging durcheinander wütend hin und her.
    Ei, wenn die Luxemburger so kamen, da wird bald keiner mehr von den Tiroler Landherren ein Dach überm Kopf haben. Das Land war reich. Das Land nährte den Fürsten so gut wie die Ritter. Da brauchte der Fürst kein Filz zu sein und auf den Pfennig zu schauen. Aber dieser Markgraf Karl war von Natur geizig, das Gegenteil seines Vaters, der reinste Schacherer und Jud. Daß dich Gottes Marter schände! So jung und schon solcher Knauser.
    Der ehrliche Berchtold von Gufidaun saß schwitzend, mit hohen, unbehaglichen Brauen. Die starken, blauen Augen schauten mißbilligend auf die aufsässigen, widerspenstigen Barone. Solche Reden waren unziemlich gegen das von Gott eingesetzte Fürstenhaus.
    Auch der junge Albert von Andrion wurde bedenklich. Die Luxemburger hatten ihm zwar übel mitgespielt und gerade die reichen Legate des guten Königs Heinrich für seine vielen unehelichen Kinder arg beschnitten. Aber der junge, offene Albert war ein gutmütiger Junge, illoyalen Ideen keineswegs geneigt und voll Verehrung für seine kleine Schwester, die Herzogin. Nun war wirklich Aufrührerisches kaum gesprochen worden, Herr von Burgstall hatte nichts Greifbares gesagt, der kluge Herr von Villanders schon gar nicht; eigentliche Drohungen, die man nicht dulden durfte, hatte nur der kleine Rottenburg ausgestoßen, und der war stark unter Wein. Immerhin schmeckte die ganze Angelegenheit leicht nach Rebellion.
    Der feine Schenna merkte die Verstimmung, renkte ein. Worüber man klage, mit alldem habe die Fürstin selbst nichts zu tun. Margarete sei fernab von Knauserei und Schikanen. Sei die rechte Enkelin ihres erhabenen Großvaters Meinhard. Sei klug, sicher, spüre mit dem Land. Das wüßten auch alle, vom letzten Leibeigenen bis zum Landeshauptmann.
    Gewichtig stimmte Volkmar zu, befreit und überzeugt Albert und Berchtold von Gufidaun.
    Der behutsame Tägen von Villanders streckte wieder die Fühler vor, ja, man habe schon das rechte Gefühl. Das angestammte Fürstenhaus, auf dem Boden des Landes, in seiner Luft gewachsen, sei von Gott bestimmt, in Tirol zu herrschen. Hier schwieg er. Der kleine, heftige, wildumbartete Rottenburg nahm den Faden auf. Die Luxemburger sollten dort regieren, wo Gott oder der Teufel sie hingesetzt. In Luxemburg; wenn es die Böhmen sich gefallen ließen, in Böhmen.
    Aber daß sie in Tirol säßen und regierten, das sei durch Menschenwerk so, nicht durch Gottessatzung, und das sei eben Irrtum gewesen. An ihnen, an den Herren selber, habe es gelegen, wen man nach König Heinrichs Tod ins Land gelassen habe. Den Habsburger, den Wittelsbacher, den Luxemburger. Es habe sich sichtbarlich erwiesen, daß in Tirol nur der regieren könne, den die Tiroler selber wollten. Gott habe es durch Berge und Täler und Pässe so gefügt, daß ein Fremder nicht mit Gewalt könne über sie herfallen.
    Man sei treu, man halte zu Margarete. Aber dem Luxemburger sei man nicht von Gott, sondern nur durch Vertrag verpflichtet. Herzog Johann und die andern Böhmen hätten den Vertrag schlecht gehalten. Er sei zerrissen, gelte nicht mehr.
    Die Herren starrten ihm auf den Mund, schnauften.
    Das war klar. Das war Meuterei. Hier war nichts zu deuteln.
    Wie man sich das denn denke, fragte tastend Herr von Villanders. Wie man denn Margarete und die gottgewollte Untertanenpflicht trennen wolle von den Luxemburgern.
    Schenna, vor sich hin blickend, mit halben, unbestimmten Worten, äußerte: Sehr glücklich sei die Herzogin nicht gerade, soviel er wisse. Einen Erben habe sie und das Land von dem Herzog Johann nicht zu erwarten, soviel ihm bekannt sei. An ihr liege es nicht, sei zu vermuten. Wobei er mit lächelnder Kopfneigung auf den Zeugen der Fruchtbarkeit König Heinrichs wies, der rot, frisch, lachend und geschmeichelt unter ihnen saß, auf Albert von Andrion.
    Herr von Villanders faßte zusammen: Man habe nichts gesagt, nichts beschlossen. Man könne sich eine bessere, volkstümlichere Verwaltung des Landes denken als die der landfremden Luxemburger. Man hänge mit unbedingter Treue an der von Gott eingesetzten Herzogin Margarete. Vielleicht sei es opportun, sie um ihre Meinung und ihren Willen zu befragen. Seines Bedünkens sei Herr Albert von Andrion dazu der rechte Mann.
    Lärmend stimmte man zu. Nur der redliche Berchtold von

Weitere Kostenlose Bücher