Die haessliche Herzogin
Rottenburg, Albert von Andrion. Er rate den Fürsten dringend, mit ihren Truppen zurückzukehren.
In Eilmärschen kehrten die Luxemburger um. Fingen Albert von Andrion und Chretien von Taufers in einem Hinterhalt. Der Aufstand war mißglückt, ehe er ausgebrochen war. Die revolutionären Feudalherren krochen in ihre Burgen zurück; keiner hatte von einem Protest gegen das luxemburgische Regiment etwas gewußt, geschweige denn von bewaffnetem Widerstand.
Die eigentlichen Anstifter, Burgstall, Villanders, Schenna, waren von Anfang an zu klug gewesen, sich bloßzustellen. Wie Schnee im Sommer verschwanden die Aufständischen vor den luxemburgischen Truppen. Heinrich von Rottenburg entkam; gute Freunde, um sich zu halten, lieferten ihn aus.
Nachdem der Aufstand so rasch und mühelos erstickt war, hielt Markgraf Karl seinen weiteren Aufenthalt in Tirol für überflüssig. Er empfahl seinem Bruder und dem Bischof von Trient, die Mitläufer nicht zu verfolgen, aber die Führer rücksichtslos zu bestrafen.
Legte verstärkte Besatzung nach Schloß Tirol, in die wichtigsten Festungen, zog mit dem Rest der Truppen seinem Vater zu Hilfe nach Polen.
Auf Schloß Sonnenburg bei Innsbruck saß der Bischof Nikolaus von Trient, hörte mit finsterer, beflissener Aufmerksamkeit das Protokoll, das der Sekretär des Herzogs Johann vorlas. Johann selber lehnte am Tisch, schaute mit kleinem, bösem, triumphierendem Lächeln auf den sitzenden, finstern Prälaten.
Ja, nun zeigte es sich, daß er recht gehabt hatte. Der Bischof hatte es für unpolitisch gehalten und, wenn dann doch nichts herauskommen sollte, für geradezu schädlich. Aber er, Johann, hatte darauf bestanden, hatte sich kühn hinweggesetzt über so umständliche Bedenken. Was Bruder der Herzogin! Was Blut vom angestammten Fürstenhaus! Ein Hochverräter war er, ein meineidiger Rebell. Und er hatte über Albert von Andrion die Tortur verhängt.
Der blonde, nette, fröhliche Mensch war ihm von je zuwider gewesen. Ei, er hatte ihn immer angehaßt, mit Margarete gegen ihn gezettelt. Nur hatte man ihm nichts nachweisen können. Jetzt endlich konnte man ihn, Gott sei Dank, überführen, unschädlich machen.
Der Herzog selber war dabei gestanden, als man den Gefangenen peinlich befragte. Den ersten Grad überstand er stumm und trotzig. Man zog ihn, die Füße mit Bleikugeln beschwert, an den nach rückwärts gebundenen Händen hoch, ließ nieder, zog wieder hoch. Seine weiße, rosige Haut lief an, schwitzte. Aber er schwieg. Auch die Daumenschrauben überstand er. Es knirschte, Blut spritzte, er erbrach sich. Aber seine Heimlichkeit nicht mit. Erst als man ihn mit glühenden Zangen zwickte und mit Feuerbränden unter den Achseln kitzelte, bequemte er sich und wurde gesprächig.
Und nun also hatte man das Protokoll. Ein gutes, kostbares Protokoll. Der Bischof zwar meinte, der Rottenburger sei ein sprudelnder Narr, Chretien und Albert dumme Jungen, es müßten bessere Köpfe dahinterstecken, und an die könne man trotz des Protokolls nicht heran. Aber jedenfalls hatte man es jetzt schwarz auf weiß, daß die Revolutionäre Margarete verständigt hatten, daß die Herzogin mit im Komplott war.
Der finstere Bischof fragte ironisch, ob Johann je daran gezweifelt habe. Der erwiderte: nein, aber er freue sich, den Beweis in der Hand zu haben; er werde Margarete das Schriftstück ums Gesicht schlagen. Der Bischof fragte, ob er glaube, daß dadurch dem Haus Luxemburg großer Machtzuwachs erreicht sei.
Bevor er nach Schloß Tirol ging, urteilte Johann die Führer der Verschwörung ab. Albert, verrenkt, siech durch die Folterung, wurde seiner Lehen für verlustig erklärt; nachdem ihn die Mönche von Wilten einigermaßen transportfähig gepflegt hätten, sollte er in ewige Haft nach Böhmen gebracht werden. Den kleinen Heinrich von Rottenburg ließ Johann in Lumpen vor sich bringen, zerrte den Gebundenen, Geknebelten am Bart, schlug ihn auf beide Wangen, eröffnete dem unter seinem Knebel Fauchenden, Augenrollenden, daß nun auch seine beiden anderen Burgen zerstört, verbrannt, dem Erdboden gleichgemacht werden würden.
Der Rottenburger selber wurde in einen Kerker nach Luxemburg geschafft, Chretien nach Schloß Tirol mitgeführt.
Der Herzog fand Margarete durchaus nicht so verzweifelt und zerknirscht, wie er erwartet hatte. Sie hockte in einer Ecke, in einer seltsamen, toten Müdigkeit. Johann hatte ein Gefühl wie vor einer Schlange, die satt gefressen ist und sich nicht regt und
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