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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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als vorher bei der Zeremonie, hingerissen, begeistert.
    Herr von Schenna pfiff ein italienischen Liedchen.
    Berchtold von Gufidaun schaute nachdenklich vor sich hin; die blauen Augen in dem männlich kühnen, bräunlichen Gesicht starrten angestrengt. Er war nicht sehr schnell im Überlegen.
    An ihrem Wege, kurz vor der Stadt, zeigte eine kleine Seiltänzergesellschaft einem Häuflein Volkes ihre Kunststücke. Ein feuerfarbener Gaukler präsentierte einen großen Affen. Der hockte melancholisch und grotesk im Reifen, sprang nach dem Apfel. Dann produzierte sich ein Mädchen, tanzte, jonglierte mit Bällen. Dann kam wieder der Affe. Man hatte ihn jetzt in blaue Seide gesteckt, ihm goldenen Flitter auf den Schädel gesetzt. Er saß da, langarmig, plump, sehr häßlich, traurig, böse, fletschte gelbe Zähne in dem mächtig vorgewulsteten Maul. Das Volk starrte einen Augenblick. Dann brach es los, von allen Seiten, wiehernd, sich biegend, schenkelschlagend, Zwerchfell und alle Eingeweide schütternd, endlos, atemlos: »Die Maultasch! Das ist ja die Herzogin! Die Maultasch!«
    Die Herren ritten weiter. Berchtold stieß tief verdrossen die Luft durch die Zähne. Ein Winzermädchen kam ihnen entgegen, bloßfüßig, braun, hübsch.
    Sie grüßte lächelnd, demütig. Berchtold sah sie nicht an, Schenna warf ihr ein paar Scherzworte zu. Doch seine Munterkeit klang nicht ganz echt. Bald versank auch er; schweigend wie Berchtold ritt er weiter, in schlechter Haltung auf seinem Pferd hockend, das lange, gescheite, welke Gesicht verzogen in etwas säuerlicher Überlegenheit.
    *
    In Ala, während die Barone Azzo und Marcabrun von Lizzana mit einem Kapitelherrn von Trient verhandelten, mitten im Satz schwankte der ältere der Brüder, Herr Azzo; sein Gesicht wurde gelblich, lief blauschwarz an, er fiel um. In den Achselhöhlen, in den Weichen, an den Schenkeln beulte es sich schwarz, eiterig, eigroß. Er röchelte, kam nicht mehr zu Bewußtsein, starb nach wenigen Stunden. Der Tridentiner, vergraust , ritt auf gehetztem Pferd in seine Stadt zurück. Nun war sie also da, die Seuche. Nun war sie in das Land in den Bergen eingedrungen. Daß in Verona schon viere, fünfe umgefallen seien, war keine Lüge gewesen. Und jetzt war also der Schwarze Tod in den Bergen. Und jetzt gnade uns allen Gott!
    Die Pest war gekommen von Osten her. Sie raste vor allem an den Küsten der See, drang dann ins Binnenland. Sie tötete in wenigen Tagen, oft in Stunden. In Neapel, in Montpellier starben zwei Drittel des Volkes.
    In Marseille starb der Bischof mit dem ganzen Kapitel, alle Predigermönche und Minoriten. Weite Gegenden waren ohne Menschen. Große, dreiruderige Schiffe trieben führerlos auf dem Meer, mit allen ihren Waren, die ganze Bemannung war gestorben. Gräßlich wütete die Seuche in Avignon. Die Kardinäle fielen um, der Eiter der zerdrückten Beulen besudelte ihre prunkenden Gewänder. Der Papst schloß sich in sein innerstes Gemach, ließ niemand vor, unterhielt den ganzen Tag ein großes Feuer, in dem Würzkräuter verbrannten und die Luft reinigendes Räucherwerk. In Prag in dem Schatzgewölbe seiner Burg zwischen Gold, Kuriositäten, Reliquien hockte Karl, der Deutsche König, fastete, betete.
    Schaurig in die Täler Tirols brach die Pestilenz. Von den Bewohnern des Wipptals blieb nur ein Drittel am Leben, von dem menschenreichen Kloster Marienberg nur Wyso, der Abt, der Priester Rudolf, ein Laienbruder und der Bruder Goswin, der Chronist. Es gab Täler, in denen von sechs Leuten nur je einer die Seuche überdauerte. Da der Atem und der Dunst, Kleider und Gerät die Krankheit übertrugen, floh jeder feindselig und voll Mißtrauen den andern, Freund den Freund, Braut den Geliebten, Kinder die Eltern. Die Menschen verröchelten ohne Sakrament, in den Städten standen viele Häuser leer mit allem Hausrat, und niemand traute sich hinein; Messen wurden nicht gelesen, Prozesse nicht verhandelt. Die Ärzte brachten vielerlei vor, vermochten aber schließlich keinen andern Grund anzugeben, als daß es Gottes Wille sei. Helfen konnten sie nicht. Die Menschen, irr vor Angst, kasteiten sich, geißelten sich, Frauen taten sich zu Schwesterbünden zusammen. Flagellantenprozessionen, Schwärmer und Propheten. Andere fraßen sich toll und voll, trieben jede Völlerei, Schwelgerei, Ausschweifung. Den blutrünstigen, abgezehrten Geißelbrüdern begegneten Züge besoffener, bunter Fastnachtsnarren.
    Von den drei Kindern der Margarete blieb der Sohn

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