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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Meinhard leben, die beiden Mädchen starben. Sie lagen scheußlich gedunsen, mit riesigen schwarzen Geschwüren. Margarete dachte: »Nun sind sie häßlich wie ich .«
    Sie hatte nicht Zeit, sich lange zu grämen, lange darüber zu sinnieren. Sie arbeitete, ging herum, furchtlos, klar, ruhevoll. In der ungeheuern Wirrnis wurden von ihren Befehlen nur wenige und schlecht befolgt; immerhin hielt sie ihr Land fester in Ordnung und Fug, als es anderen Regierungen in der allgemeinen Auflösung möglich war. Wie dann die Pest abflaute, straffte sie sogleich die Zügel, paßte die Gesamtverwaltung des Landes den neuen, durch die Entvölkerung viel weiteren und loseren Verhältnissen an. Auch baute sie der Verschleuderung der zahlreichen erledigten Güter vor, wußte übrigens bei dieser Gelegenheit auf wohlfeile, doch nicht unanständige Art viel Boden und Besitz in ihre Hand zu bringen.
    Messer Artese war sehr geschäftig, es war gute Zeit für ihn. Überall in der Welt waren Häuser und Liegenschaften, Rechte und Privilegien an Erben gefallen, die nichts damit anzufangen wußten. Er erwarb, raffte.
    Doch in Tirol fand er Widerstand, Gesetze, die ihn hemmten, Vorkaufsrechte des Hofs, der Behörden, zähe Klauseln. In Schloß Taufers, vor Agnes, ließ er sich gehen, brach aus, schäumte. Der Jude war, der schlaue Mendel Hirsch, an allem schuld! Der hinderte ihn, den guten christlichen Finanzmann, am Geschäft. Der hatte, nur um ihm den Knüppel zwischen die Beine zu werfen, alle diese frechen, höllisch schlauen Klauseln und Erschwernisse ausgeheckt.
    Agnes ließ den Florentiner sich austoben, hörte still zu, sah ihn mit ihren tiefen blauen Augen unverwandt an. Begann dann mit ihrer gleichmütigen und erregenden Stimme zu erzählen. Sie war am Rhein gewesen. Dort hatte man in zahlreichen Städten die Juden gefangen und verbrannt. Denn die Juden hatten die Pest gemacht, sie hatten Gift in die Brunnen geworfen.
    Sie wußte es genau. In Zofingen hatte man Gift gefunden. In Basel war sie selbst dabeigewesen, wie man die Juden auf eine Rheininsel getrieben hatte, in ein Holzhaus, und sie darin verbrannt. Sie hatten schrecklich geschrien, der Gestank war noch lange in der Luft geblieben. Recht hatte man getan. Sie, die Verfluchten, waren wirklich schuld an der Pest. Der lahme Albrecht von Österreich freilich, der Mainzer Bischof und die Maultasch schützten ihre Juden. Agnes sagte langsam, gleichmütig, immer ihre Augen auf den Florentiner: »Die Herrschaften werden wohl ihre guten Gründe haben .«
    Messer Artese hörte zu, erwiderte nicht. Kehrte unverrichteter Dinge zurück nach seinem Florenz.
    Von Italien dann kroch es herauf in die Täler Tirols, schleimig, immer weiter, Geraune erst, dann immer festere Gewißheit: die Juden machen die Pest. Die Pest hört nicht auf, solang man die Juden im Land läßt. Es ballte sich zusammen. Hetze, Anschläge.
    Die Juden indes gingen herum, trieben ihre Geschäfte. Es gab viele Geschäfte, große Geschäfte, sie hatten es sehr wichtig. Der kleine Mendel Hirsch lief, zappelte, gluckste gaumig, seine zahlreichen Kinder liefen mandeläugig, wichtig, selbst die uralte, mummelnde Großmutter lebte auf, fragte mühsam, lallend: »Wie gehen die Geschäfte ?« Sie gingen ausgezeichnet, Gott sei Dank. Die Pest war im Abflauen, unberufen.
    Es gab viel zu tun, zu handeln, zu kaufen, zu vermitteln, Verträge zu machen. Schon in wenigen Wochen wird man, so Gott will, in Bozen wieder den ersten großen Markt halten können. Die gnädige Frau Herzogin – Gott schütze sie! – brauchte Mendel an allen Ecken und Enden.
    Unterdes zog es heran, gefährlich, fletschend, sinnlos, immer schwärzer. Die Juden kannten das. So war es vor zwölf Jahren gewesen bei den großen Metzeleien der Brüder Armleder. Jetzt kam es von Südwesten her.
    Vergebens stellte der Papst, der weise, gütige, weltkundige Klemens, sich mit seiner Person und mit Bullen entgegen, wies darauf hin, daß die Juden ebenso von der Seuche getroffen wurden wie die andern: wie also sollten sie sie fördern? Es waren nicht die vergifteten Brunnen, es war ihr bares Gut und die Verschreibungen ihrer Schuldner, daran sie verdarben. Gemordet und geplündert die Juden in Burgund, am Rhein, in Holland, in der Lombardei, in Polen, In zwölf, in zwanzig, in hundert, in zweihundert Gemeinden. Die Tiroler Juden warteten ab. Fasteten, beteten. Den Behörden hier große Geschenke zu machen tat nicht not.
    Daß die Herzogin sie nach Vermögen schützen

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