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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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lockerte sie ihn auf, ganz leicht sich über seine Bärbeißigkeit belustigend.
    Er schaute sie an. Man hat ihr doch wohl Unrecht getan. Seine Freunde verlangten von jeder Frau, daß sie Tag und Nacht im Haushalt stecke, hinter den Dienstboten herlaufe, Herd und Leinenkammer beaufsichtige. Ein feines Stück Weib war sie, unleugbar.
    Zart und zier und gepflegt jede Faser und doch sehnig und voll Kraft. Er verabschiedete sie höflicher, als er sie empfangen hatte. Beschied sie für ein zweites Mal zu sich.
    Sah ihr lange nach. Seufzte. Dachte an Margarete.
    Die war jetzt wieder schwanger. Ja, schön war sie nicht.
    Wenn man die andere danebenhielt und dann an sie dachte – ein Grausen konnte einem ankommen. Klug war sie, unsere Maultasch. Die Leute hatten Respekt vor ihr. Aber sie mochten sie nicht. Wenn die andere kam, schrien sie »Hoch !« .
    Jetzt waren die beiden Mädchen gestorben. Im Volk sagten sie: die Strafe Gottes. Er war schuld, natürlich!
    Weil der Papst lieber Tirol im Besitz seines verhätschelten Karl gesehen hätte, war seine Ehe Sakramentsschändung, waren seine Kinder Bastarde. Die Glocken läuteten nicht, und an Feuer, Überschwemmung, Heuschrecken, Seuche war er schuld.
    Die Narren, die! Die pergamentnen Esel! Die Stumpfsinnigen! War es ein so großes Vergnügen, der Mann der Maultasch zu sein? Lange hatte er keinen Blick mehr dafür gehabt, wie sie ausschaute. Heute fiel es ihn an. Das Gespött Europas war er mit einer so wüsten Frau. Da war man ein großer Fürst und Herr, der mächtigste Mann in Deutschland. Städte blühten auf und fruchtbares Gelände, wo man streichelte; fielen in Schutt, trat man zornig auf. Man hat es sich nicht leicht gemacht. Hat gearbeitet, Tag und Nacht, nach bestem Gewissen. Keine Furcht gekannt außer der Gottes. Hat seine Pflicht getan, hart und schwer, all die Tage. Was hatte man nun davon? Das Gespött Europas.
    Drunten stieg Agnes in ihre Sänfte. Volk stand herum, barhaupt, bewundernd. Wäre die an Stelle der Maultasch, sie würden nicht sagen: Strafe Gottes, auch nicht bei Heuschrecken und Pestilenz.
    Sah sie nicht herauf? Rasch wandte er, ein ertappter Schuljunge, sich ab.
    Margarete genas wenige Wochen später eines toten Kindes. Der Markgraf verfinsterte sich, wurde kälter zu ihr. Nein, seine Ehe war nicht gesegnet. Nun war alle seine Hoffnung auf den einzigen Sohn gestellt, Meinhard, einen harmlosen, fetten Burschen, unbegabt, gutmütig, schwächlich, der gar nicht dem Großvater Ludwig, vielmehr dem mütterlichen Großvater, dem guten König Heinrich, nachzuarten schien.
    Margarete ging schon nach einer Woche wieder an ihre Geschäfte. Sie arbeitete mit der gleichen Emsigkeit und Gewissenhaftigkeit wie früher. Doch die Lust war weg, die Städte waren nicht mehr ihr Geliebter.
    Der kleine, betuliche Jude, der so geschickt Leben zugeleitet hatte von überallher, war erschlagen, die Kinder, die sie geboren, waren tot. Wohin sie trat, ging alles entzwei. Nichts fügte sich, nichts blühte. Der Markgraf? Ein pflichtbewußter, kahler Herr. Ihr Sohn? Ein dicklicher, dümmlicher Alltagsjunge. Was blieb ihr?
    Um diese Zeit kam Konrad von Frauenberg ihr immer näher. Der häßliche Mann mit den roten Augen und dem weißblonden Haar war der fünfte von den sechs Söhnen des Trautsam von Frauenberg, eines nicht sehr ansehnlichen bayrischen Ritters, der sich aber in einer frühen Schlacht um den Kaiser Ludwig verdient gemacht hatte. So kam der junge Konrad als Knabe Kämmerling an den bayrischen Hof, dann im Gefolge des Markgrafen nach Tirol, wo er als niederer Offizier lange Zeit im Hintergrund blieb. Seine Häßlichkeit und seine rohe, mürrische, bittere Art sonderten ihn ab; er hatte keine Aussicht, je was Besseres als ein untergeordneter Soldat zu werden, bis seine dreiste, kühne Vordringlichkeit bei der Belagerung des Schlosses Tirol ihn ins Licht hob.
    Alles, was in Margarete noch an Phantasie war, an Sehnsucht nach Farbe, Buntheit, Abenteuer, alle Reste von dem, was Herr von Schenna die frühere Zeit nannte, hängte sie an den harten, häßlichen Frauenberger.
    Der Albino mit dem breiten Froschmaul, der knarrenden Stimme, den kurzen, groben Händen kam ihr wie eine Art verwunschener Prinz vor. Es war wie bei ihr; sicherlich war in dem plumpen Außen ein feines, zartes Innen. Man mußte ja rauh und grob werden, stak man in solcher Haut. Der Arme, Einsame, Unverstandene! Sie war besonders freundhaft zu ihm und mütterlich.
    Der Frauenberger hatte sich in

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