Die haessliche Herzogin
als wirklicher Herr in seinem Land.
Fort mit dem frechen roten Löwen Habsburgs von dem blauen wittelsbachischen! Er freute sich darauf, seine Beamten einzusetzen, reinen Tisch zu machen.
Ja, reinen Tisch. Auch die Sache mit dem Frauenberger hat er sich genau zurechtgelegt. Heute nacht schon wird er ihn packen, es mit ihm austragen, ritterlich, mit der Waffe. Am Ausgang zweifelte er nicht.
Dann wird er Luft haben, atmen können. Margarete wird er kaum mehr sehen. Soll sie in ihrem Schloß Tirol sitzen; er wird in München, Innsbruck, Bozen residieren, gubernieren, wie er es für gut hält. Stimmt sie zu, schön; stimmt sie nicht zu, auch gut. Agnes wird keinen Grund mehr finden, ihm die Schulter zu kehren mit jener frechen, leisen Manier, die ihn so reizt.
Daß er seine Dumpfheit hinter sich gelassen hatte, daß er so genau wußte, was er vorhatte, kratzte ihn auf, machte ihn freier und lustiger als seit Jahren. Er scherzte mit Berchtold von Gufidaun, mit seinem getreuen Kummersbrucker. Ja, er schaute sogar mit einem gewissen grimmigen Wohlwollen auf den Frauenberger. Der ritt daher, breit, plärrend, rosig in seiner hellen Rüstung, blinzelte schlau und behaglich aus seinen rötlichen Augen in die besonnte, vergnügte Welt –und war doch schon so gut wie tot. Der Markgraf rief ihn an, ritt neben ihm. Der Frauenberger erzählte unflätige Witze, machte freche Anspielungen. Ludwig lachte schallend, ging auf seinen Ton ein, sie führten ein derbes, grobes Soldatengespräch, unterhielten sich ausgezeichnet.
Dann machte man, sehr früh, Mittag. Man aß im Freien, reichlich, trank, legte sich eine Weile nieder.
Dann trank man nochmals, saß wieder zu Pferde. Ludwig hatte jetzt auch den Helm auf, er wollte so durchreiten bis München. Der Frauenberger hielt sich in der Nähe des Markgrafen, der suchte ihn geradezu. Man ritt los. Man war jetzt in der Ebene, die Berge verdämmerten rückwärts, die Ebene war weit, einförmig, zuweilen flimmerte in der Sonne ein kleiner, unansehnlicher Rittersitz, ein Hof, ein ziemlich armseliges Dorf.
Man ritt frisch zu, man wird noch vor Abend in München sein.
Die Unterhaltung zwischen dem Markgrafen und dem Frauenberger wurde lahmer, stockte. Er fühlte sich merkwürdig müde, der Atem ging ihm schwer, die leichte Rüstung drückte ihn. Hatte er zuviel getrunken? Rechts am Weg tauchte ein Dorf auf, die Häuser waren so sonderbar rund, schmutzigblaß trotz der hellen Sonne, schichteten sich komisch übereinander. Jemand sagte: »Der Ort heißt Zorneding .« War das die Stimme Gufidauns oder des Kummersbruckers?
Plötzlich nestelte er am Helm, am Panzer, fiel vornüber zur Seite vom Pferd, der halb gelöste Helm schlug herunter. Der Kummersbrucker ritt zu, ein Knabe, sie fingen ihn auf. Der Helm kollerte vollends in Staub, das Gesicht war fahl, doch nicht weiter entstellt, der Unterkiefer hing herab. Der massige Nacken des Leblosen sah gar nicht mehr gefährlich aus, nur dumm und plump. Sie rieben ihn, beteten. In die dumpfe Betretenheit der Herren hinein quarrte die helle, breite, gemeine Stimme des Frauenbergers: »Seltsamer Zufall. Auf freiem Feld in der Nähe von München. Genau wie sein Vater.« Berchtold von Gufidaun sah ihn auf und ab, finster, drohend. Der Frauenberger, frech blinzelnd, hielt stand, quäkte: »Wünschen der Herr etwas ?« Gufidaun kehrte sich langsam ab, schwieg.
In der Margaretenkapelle der Münchner Hofburg wurde der Leichnam aufgebahrt. Viele Kerzen brannten. Ulrich von Abensberg, Hippolt vom Stein, fünf andere Barone hielten Totenwacht. Auch der Frauenberger war darunter. Doch der begann bald zu gähnen, zog sich zurück. Streckte sich auf sein Bett, pfiff sein Lied, knackte die Glieder, rülpste, schnalzte, schlief friedsam ein.
Drittes Buch
In Landshut in seiner Hofburg hatte Herzog Stephan eben Weisung gegeben, wer von seinen Herren ihn nach München begleiten solle. Er wollte seinen ältesten Bruder begrüßen, den Markgrafen, der den glückhaften Entschluß gefaßt hatte, die Habsburger aus seinem Land hinauszujagen. Herzog Stephan freute sich stolz, daß recht eigentlich er diesen Entschluß angestoßen hatte. Er reckte den Kopf mit dem kurzen, dicken, nußbraunen Schnurrbart; sicher hatten seine kräftigen Worte jüngst Ludwig den Rücken gesteift.
Und jetzt wird er nach München gehen und zusehen, ob er nicht einen engeren Zusammenschluß der Wittelsbacher erwirken kann. Warum soll es – Pest und geschwänzter Satan! –, wenn Ludwig und
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