Die haessliche Herzogin
der gute, ehrliche Junge, der mich nicht leiden kann, und der Kummersbrucker haben den Rand nicht halten können. Schau mich genau an, Margarete. Wenn ich nicht mehr da bin, sauf dich voll und träum von mir! Messen brauchst du keine lesen zu lassen. Bist eine gute Haut, Herzogin Maultasch«, lachte er und haute sie auf die Schulter. Er pfiff sein Lied von den sieben Freuden, blinzelte sie an, ging fort mit gegrätschten Beinen.
Margarete hatte kein Wort erwidert. Jetzt saß sie allein vor dem massigen Tisch, prunkend in hellgrünem Damast, starr geschminkt. Vor ihr lagen gehäufte Akten und Dokumente. Der Raum war schwer und düster, in ihrem Ohr war das gepfiffene Lied des Frauenbergers.
Ja, er hatte wohl recht . Was gab es sonst als die sieben Freuden seines Liedes?
Sie hatte nicht abgelassen. Sie war zerschlagen und zerstört worden ein erstes Mal, aber sie hatte nicht abgelassen. Hatte sich aus Dreck und Nichts ein Neues gebaut, das Land, die Städte, ihre bunten, lärmvollen, menschenvollen, zweckvollen Städte, ihr Werk. Und jetzt sollte das Blut, das sie ihnen mühsam zugeführt, abgezapft werden, weggeleitet, nach Bayern, irgendwohin, für die Hure, planlos verströmt. Der Markgraf hatte ihr nichts gesagt; aber es war ihr zugesickert aus vielen Mündern. Gekündigt das Verwaltungsabkommen mit den Habsburgern. Ihre Städte, ihr Tirol entblößt, leer, ausgesogen, hingeschmissen.
Nicht genug. Das andere. Der Frauenberger. Der Häßliche, Einsame. Der zu ihr gehörte. Den sie herangeholt hatte. Vielleicht war er schlecht, niedrig, ein Lump. Aber er gehörte zu ihr. Vor allen Menschen er.
Und den wollte er ihr auch nehmen. Oh, sie hatte nicht vergessen, wie er geschrien hatte in jener Unterredung: »Ich schlag ihn tot! Ich laß mich nicht lächerlich machen !« Sie hörte seine Stimme, die heiser war vor Haß, sah seine verwilderten Augen. Ja, der Konrad hatte schon die rechte Witterung, es roch nach Mord. Ging er nach München, kam er nicht zurück.
Ihr dürres, altes Fräulein von Rottenburg war im Saal, räusperte sich. Der welsche Händler war da, der Palermitaner, den sie herbestellt. Sie war froh an der Ablenkung, ließ ihn kommen. Er stand vor ihr, dick, olivfarbenes Gesicht, rasche, bräunliche Augen. Er hatte vielerlei. Bunte Vögel, feine glänzende Tücher und Gewebe, edle Steine, seltene Essenzen, fremdartiges Konfekt. Mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen, unterstützt von seinem Gehilfen, breitete er seine Dinge vor sie hin. Sie verweilte da, dort. Ließ sich erklären, war nicht bei der Sache, sprach dann lebhafter als sonst. Was war das? Ein Fläschchen, eine kleine Vase aus mattfarbenem Halbedelstein, schönformig, fest verschlossen und versiegelt. Das? Oh, die Frau Herzogin sei eine Kennerin, die Frau Herzogin habe sichersten Geschmack. Das sei freilich eine große Kostbarkeit. Aus einem Stück, wie edel in der Form, in der Rundung! Von einem großen Meister, ei ja. Und sie möge gnädigst die Bilder beachten, die eingeschnitten seien. Hier der Hohenstaufenkaiser, der zweite Friedrich, und hier der jüdische König Salomo, und da die Königin von Saba, und auf der vierten Seite der Sultan Boabdil, ein starker, grausamer Fürst der Berberei.
Auch sei der Inhalt des Fläschchens eine große Seltenheit: ein feiner Saft, ohne Geruch, ohne Farbe, ohne Geschmack; wer auch nur einen Tropfen davon genießt, der überlebt die Stunde nicht, der geht aus wie ein Docht ohne Öl. Ein kostbares, edles Fläschchen.
Die Herzogin kaufte viel und wahllos durcheinander, ohne Feilschen, gegen ihre Gewohnheit. Tücher, Gewürz, viel Schmuck, zwei von den bunten Vögeln, auch das Fläschchen.
Dann setzte sie sich zu Tische. Aß. Aß ganz allein, prächtig geschmückt. Auch die Tafel war prunkvoll bereitet, mit Schaugerichten, goldenen Schüsseln und Tellern. Musik im Nebenraum. Diener, Kämmerlinge, Vorschneider liefen. Sie aß mächtig. Der Frauenberger hatte recht . Dies war eine der sieben Freuden des Lebens. Um sie herum waren die Dinge gestapelt, die sie gekauft hatte, Schmuck, Tücher, auch das Fläschchen.
Sie führte mit ihren geschminkten Händen die Speisen zum Mund: Brühe, Fische, Braten, von dem köstlichen, fremdartigen Konfekt, das sie heute erstanden.
Sie schlang, schüttete Wein hinunter. Dämmerung brach herein, schwere, riesige Kerzen wurden entzündet. Sie saß allein, plump, starr, pomphaft. Aß.
Da also lag es. Er hatte nicht gewagt, es ihr selber zu bringen. Er hatte es durch
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