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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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ist für den Fuß des Fürsten. Was Geld! Was Handel! Was Städte! Die alten, lichten Gesetze der Ritterlichkeit wieder blank putzen, Land und Reich auf sie stellen.
    Der junge Meinhard hörte schwärmerisch den überschwenglichen Ausführungen des andern zu. Der kam jetzt mit praktischen Vorschlägen. Meinhard solle diese Grundsätze in seinen Ländern verwirklichen. Noch gebe es in Bayern Barone der alten Art, die das Bürgergeschmeiß zeitlebens mit geziemender Verachtung traktiert hätten. Meinhard solle mit ihm und einer Anzahl dieser Aristokraten eine Jagd-und Turniergesellschaft aufbauen auf den strengen Statuten früherer Rittergesellschaften wie der Artusrunde und ähnlicher hochadeliger Klubs. Aber dieser Bund solle keineswegs nur sportlichen Spielen dienen, es solle von ihm eine Erneuerung der ganzen Nation ausgehen. Vor allem auch solle an Stelle eines Kabinetts alter, vertrockneter Theologen und Beamten dieser Bund die eigentliche Regierung führen.
    Meinhard war mit ganzer Seele dabei. Er hatte Angst gehabt vor dem Regieren; jetzt war er befreit und glücklich, daß sich das so angenehm anließ, daß man es erledigen konnte in Gesellschaft sportfreudiger Kavaliere und Kameraden, unter Führung des genialen, herzlichen, freundhaften Friedrich.
    Sie setzten sich zusammen, machten die Liste der Barone, die in den Bund aufgenommen werden sollten. Ulrich von Abensberg, Ulrich von Laber, Hippolt vom Stein zuerst. Dann der Höhenrain, Freiberg, Pinzenau, der Trautsam von Frauenhoffen, Hanns von Gumppenberg, Otto von Maxlrain. Mancher Name klang nicht ganz unbedenklich, erforderte, daß man ein langes und breites erwog. Der junge Herzog hatte sein Murmeltierchen aus der Tasche genommen; es saß auf dem Tisch, äugte aus dickem Kopf auf die Schreibenden, wischte mit dem Schwanz hin und her.
    Die beiden Jungen arbeiteten, daß ihnen die Schädel rauchten.
    Als am Abend Herzog Stephan eintraf, war die Regierung Bayerns so gut wie vergeben. Friedrich hatte den Vetter dringlich gewarnt, sich vor Herzog Stephan bis ins letzte vorzusehen. So fand der den Neffen scheu, störrisch. Er wollte Unterschriften von ihm unter gewisse prinzipielle Fragen, Grenzangelegenheiten, Zollsachen. Meinhard wich aus, sagte, auf Rat Friedrichs, er wolle zunächst warten, bis sein Vater unter der Erde sei. Herzog Stephan wußte sehr wohl, daß Friedrich hinter diesem Widerstand stak. Wütete, freute sich.
    Dann kam Margarete und am gleichen Tag, sehr prunkvoll, Herzog Rudolf von Österreich. Mit ungeheurem Gepräng wurde der Markgraf bestattet. Wieder sah Agnes von Flavon, daß Schwarz sie am besten kleidete. Von dem Katafalk des Toten weg, von der Markgräfinwitwe weg, von den Pfalzgrafen bei Rhein, den Herzogen beider Bayern, Österreichs weg gingen alle Augen immer wieder zu ihr.
    An dem jungen Meinhard zerrten Margarete von Tirol, Herzog Stephan von Niederbayern, Herzog Rudolf von Österreich, wollten Regelungen, Verträge, Anerkenntnisse. Unterschriften. Der gutmütige, leicht lenkbare Junge, unter dem Einfluß Friedrichs, blieb fest.
    Am dritten Tag nach der Bestattung des Markgrafen wurde der Artusbund bayrischer Ritterschaft gegründet. Meister waren Meinhard und Friedrich, Obersten die Herren von Abensberg, von Laber, vom Stein. Mitglieder zweiundfünfzig ober-und niederbayrische Barone. Seiner Mutter, den Herzogen, die an ihm zerrten, erwiderte Meinhard, er sei durch Rittereid gebunden, nichts Endgültiges zu sagen und zu tun, ohne seine Freunde und Vertrauten, die Herren vom Artusbund, zu befragen. Verblüfft standen Stephan, Margarete, Rudolf. Wer war diese Adelssippschaft, die die Hand auf den Jungen gelegt hatte? Mißtrauisch beschnüffelte einer den andern. Nur Stephan witterte sogleich das Rechte. »Der Teufelsjunge !« wütete er, vergnügt.
    Ulrich von Abensberg war verheiratet mit der älteren Schwester der Agnes von Flavon-Taufers. Durch ihn lernte Friedrich Agnes kennen. Schwärmte. Agnes sah wohlgefällig auf den jungen, schlanken, trotzigen, ungebärdigen Prinzen. Sie übernahm das Patronat des Artusbunds. War zugegen, als die Fahne des Bundes geweiht wurde, die ihre Farben trug. Sie sagte zu Friedrich: »Ihre Politik, Prinz Friedrich, kann man mit dem Herzen mitmachen .« Er sprach die Formel vor, aus dem Innersten, als sich die Fahne vor ihr senkte: »Pour toi mon âme, pour toi ma vie !« Sie ging unter den klirrenden Herren herum, hatte liebenswürdige Worte, für jeden einzelnen persönlich zugeschnitten.
    Ihre

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