Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Anwohner, die man in der Nacht systematisch aus ihren Betten gezerrt hatte, um die Leiche in Augenschein zu nehmen, sich als sehr unkooperativ erwiesen hatten. Der Captain war überzeugt davon, daß mehrere von ihnen den mit Kugeln durchsiebten Leichnam erkannt hatten, aber erst um zwei Minuten nach sieben hatte ein alter Mann – ein Gärtner aus Carrick Foyle – so deutlich auf das Gesicht des blutigen Bündels auf dem Tisch reagiert, daß der Captain sich dazu entschlossen hatte, härtere Methoden anzuwenden. Er hatte eine brennende Zigarette vor das linke Auge des alten Mannes gehalten, dessen Lid er mit den Fingern seiner anderen Hand weit nach oben zog. Dann sagte er zu dem zitternden Schwarzen, daß er ihm die Gelatine vom Augapfel herunterbrennen würde, wenn er nicht die Wahrheit sagen werde.
Der alte Gärtner schrie auf und sagte die Wahrheit.
Der Mann, dessen Leiche jetzt auf dem Tisch lag, hatte für Walter Piersall gearbeitet. Sein Name war Floyd Cotter.
Anschließend telefonierte der Captain mit mehreren Polizeirevieren des Bezirkes, um weitere Informationen über
einen gewissen Cotter, Floyd, zu bekommen. Nichts. Niemand hatte etwas von ihm gehört. Aber der Captain gab nicht auf. Kingstons Interesse an Dr. Walter Piersall – vor und nach seinem Tod – war groß. So groß, daß das Haus auf dem Hügel in Carrick Foyle rund um die Uhr bewacht wurde. Der Captain wußte nicht, warum. Es stand ihm nicht zu, nach dem Grund für die Befehle aus Kingston zu fragen, geschweige denn, sie kritisch zu hinterfragen. Es genügte, daß es sie gab. Welches Motiv auch immer hinter den Schikanen gegen den weißen Wissenschaftler vor dessen Tod und dem anhaltenden Interesse an seinem Haus danach steckte – es war Kingstons Angelegenheit, nicht seine. Er führte lediglich seine Befehle aus. Er führte sie gut aus, sogar mit Begeisterung. Deshalb war er ja auch der Leiter der Bezirkspolizei in Falmouth.
Und deshalb hörte er auch nicht auf, Telefongespräche hinsichtlich des verstorbenen Floyd Cotters zu führen, dessen Leiche auf dem Tisch lag und dessen Blut immer noch aus den Wunden in Gesicht, Brust, Bauch und Beinen floß. Es trocknete langsam auf den Seiten des Gleamer ein, das sie hastig auf dem Boden verteilt hatten.
Jetzt war es fünf Minuten vor acht, und der Captain wollte gerade den Hörer abnehmen, um die Kollegen in Sherwood Content anzurufen, als das Telefon klingelte. Am Apparat war ein Polizeibeamter aus Puerto Seco – in der Nähe der Discovery Bay-, mit dem er vor zwanzig Minuten gesprochen hatte. Der Anrufer sagte, daß er nach ihrer Unterhaltung mit seinen Mitarbeitern von der Frühschicht gesprochen habe. Einer habe ihm berichtet, daß es einen Floyd bei einem Vermessungsteam gebe, das von einem Amerikaner namens McAuliff geleitet werde und ungefähr vor zehn Tagen entlang der Küste mit der Arbeit begonnen habe. Für die Vermessung seien mehrere Träger in Ocho Rios eingestellt worden. Die staatliche Stellenvermittlung habe dabei geholfen.
Der Captain weckte den Leiter der staatlichen Stellenvermittlung in Ochee. Als der sich meldete, war er bereits hellwach, denn er hatte kein Telefon und erst das Haus verlassen und zu dem kleinen Laden gehen müssen, wo er – wie fast
alle Leute aus der Nachbarschaft – Gespräche entgegennehmen konnte. Der Chef der Stellenvermittlung konnte sich noch daran erinnern, daß unter den Männern, die der Amerikaner namens McAuliff eingestellt hatte, auch ein Floyd gewesen war, aber den Nachnamen wußte er nicht mehr. Dieser Floyd sei einfach mit anderen Bewerbern zusammen aufgetaucht, die in Ochee gehört hatten, daß es Arbeit gab. Er stehe nicht in den Akten der Stellenvermittlung, genau wie ein oder zwei andere, die am Ende genommen worden seien.
Der Captain hörte dem Leiter der Stellenvermittlung aufmerksam zu, bedankte sich bei ihm, sagte aber nichts, um ihn aufzuklären. Nachdem er aufgelegt hatte, wählte er die Nummer des Gordon House in Kingston und sprach mit dem Inspektor, der die Suchtruppen geleitet hatte, als Piersalls Haus in Carrick Foyle Zentimeter für Zentimeter durchkämmt worden war.
Der Inspektor gelangte zu der gleichen Schlußfolgerung wie der Captain: Der verstorbene Floyd Cotter – ehemaliger Angestellter von Walter Piersall – sei mit einigen Freunden zurückgekehrt, um das Haus zu plündern, und dabei gestört worden.
Fehle etwas?
Im Keller sei gegraben worden? In einer alten Zisterne, die schon seit Jahren nicht mehr
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