Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
der junge Botaniker ins Wasser. Sie sprangen nicht herum oder planschten oder tauchten. Sie ließen sich einfach auf die ruhige Wasseroberfläche fallen, als wären sie erschöpft. Für beide schien es eine recht langweilige Beschäftigung zu sein.
Es waren keine lustigen Strandspiele, dachte Sam, der trotzdem nach einem Fernglas griff, sobald Alison zu schwimmen begann, und ihre unmittelbare Umgebung absuchte. Er sah sich jeden Schwimmer an, der in ihre Nähe kam. Die wenigen, die es gab, waren Gäste des Bengal Court.
Keiner stellte eine Bedrohung dar, und nach Bedrohungen hielt Sam Tucker Ausschau.
Ferguson war kurz vor Mittag aus Montego Bay zurückgekommen, gleich nachdem Alex nach Drax Hall gefahren war. Er war auf die Terrasse gekommen und hatte Sam und den verwirrten Lawrence erschreckt, die auf der Kaimauer gesessen und sich leise über den toten Barak Moore unterhalten hatten. Sie waren deshalb so erstaunt gewesen, weil Ferguson ausführlich erzählt hatte, was er in Montego Bay alles unternehmen wolle.
Als Ferguson sich zu ihnen gesellte, wirkte er abgespannt wie ein Nervenbündel. Sie vermuteten, daß er zuviel getrunken hatte und deshalb so krank aussah. Ein paar entsprechende Witze wurden auf seine Kosten gemacht, die er überhaupt nicht komisch fand.
Aber Sam Tucker war anderer Meinung. James Ferguson sah nicht deswegen so schlecht aus, weil er gestern abend zuviel Whisky in sich hineingeschüttet hatte. Er war ein verängstigter junger Mann, der nicht geschlafen hatte. Aber er wollte,
dachte Sam, nicht über seine Angst sprechen. Er wollte nicht einmal über die Nacht in Montego sprechen, die er als langweiliges, uninteressantes Intermezzo abtat. Er schien nur Gesellschaft zu brauchen, als fände er in dem, was ihm vertraut war, eine unmittelbare Sicherheit. Er schien Alison Booth nachzulaufen, bot an, dies zu holen, jenes zu tragen – die Schwärmerei eines Schuljungen oder die Zuneigung eines Homosexuellen? Nichts davon paßte, denn er war weder das eine noch das andere.
Er hatte einfach Angst.
Ein ziemlich widersprüchliches Verhalten, hatte Sam Tucker gefolgert.
Jetzt hörte Tucker plötzlich leise, schnelle Schritte hinter sich und drehte sich um. Lawrence, vollständig angezogen, kam von Westen über den Rasen auf die Terrasse. Der schwarze Revolutionär ging zu Sam hinüber und kniete sich hin – keine Geste der Ehrerbietung, sondern der Versuch, seine massige Gestalt hinter der Kaimauer zu verbergen. Seine Stimme klang eindringlich.
»Was ich hier sehe und höre, gefällt mir gar nicht, Mann.«
»Was ist los?«
»Jemand hat großes Interesse an uns.«
»Wir werden beobachtet?« Tucker legte seine Zeitung weg und setzte sich auf.
»Ja, Mann. Schon seit drei oder vier Stunden.«
»Wer?«
»Ein Kerl, der seit heute morgen am Strand entlang läuft. Er geht schon so lange westlich der Bucht hin und her, daß er bestimmt nicht nach Sachen sucht, die die Touristen vergessen haben. Ich habe ihn mir angesehen. Er hat seine Hosenbeine umgekrempelt, und seine Hose sieht viel zu neu aus, Mann. Ich bin in den Wald gegangen, und dort habe ich seine Schuhe gefunden. Dann wurde mir klar, was für eine Hose er trägt. Er ist Polizist.«
Sams faltiges Gesicht bekam noch ein paar Falten mehr, während er nachdachte. »Alex hat etwa um halb zehn mit der Polizei von Falmouth gesprochen. In der Lobby ... Er
sagte, es seien zwei Männer gewesen – der Boß und ein Schwarzer.«
»Was ist los, Mann?«
»Nichts ... Sie haben gesagt, daß was los ist. Und was haben Sie gehört?«
»Ich habe noch nicht alles gesagt.« Lawrence warf einen Blick über die Kaimauer nach Osten in Richtung des Hauptstrandes. Beruhigt wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Sam zu. »Ich bin dem Kerl bis zum Hintereingang der Küche gefolgt, wo er auf einen Mann gewartet hat, um mit ihm zu sprechen. Es war einer der Rezeptionisten. Er hat immer wieder den Kopf geschüttelt. Da ist der Polizist wütend geworden. «
»Junge, was haben Sie gehört?«
»Einer der Träger stand ganz in der Nähe und war gerade dabei, einen Fisch zu putzen. Als der Polizist weg war, habe ich ihn ausgequetscht, Mann. Er hat mir erzählt, daß dieser Kerl gefragt hat, wo der Amerikaner hingeht und wer ihn angerufen hat.«
»Und der Mann vom Empfang wußte es nicht?«
»Stimmt, Mann. Der Polizist war wütend.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er wartet unten am Oststrand.« Lawrence deutete über die Kaimauer, hinter die Dünen, auf eine Stelle, die
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