Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
«
»Ich denke schon. Vor allem deshalb, weil man immer dann am besten kämpft, wenn es um den eigenen Grund und Boden geht. Ja, ich glaube daran. Ich wäre zuversichtlicher, wenn Barak nicht verletzt worden wäre.«
»Ein sonderbarer Name — Barak.«
»Ein sonderbarer Mann. Und sehr stark. Er wird gebraucht, Alison. Aus einem Jungen kann sehr schnell ein
Mann werden, aber ihm fehlt die Erfahrung. Sie brauchen Barak als Führer.«
»Wer?«
McAuliff sah sie an, sah, wie sich über den klaren hellblauen Augen fragend die Augenbrauen hoben. »Die Menschen, die auf seiner Seite stehen«, antwortete er nur.
»Charles Whitehall gehört nicht zu ihnen.« Es war keine Frage.
»Stimmt. Sie sind ziemlich unterschiedlich. Aber ich glaube, es ist notwendig — zu diesem Zeitpunkt, unter diesen Umständen -, daß Baraks politische Gruppe genauso schlagkräftig ist wie die von Charley-Man.«
»Ich weiß. Aber für mich sieht das alles so kompliziert aus.«
»Für Whitehall nicht. Und für Barak Moore auch nicht. Sie sehen eine klare Trennlinie zwischen sich, die nur von anderen verwischt wird. Erkennst du das nicht? Sie lassen sich nicht ablenken. Sie nehmen ein Ziel in Angriff, dann das nächste, dann wieder eines und wieder eines. Und dabei wissen sie, daß es letzten Endes zu einer Konfrontation zwischen ihnen kommen wird. Keiner verliert den anderen aus den Augen. Jeder hamstert die Nüsse, die er auf seinem Weg findet. «
»Wie meinst du das?« Alison ließ sich wieder auf ihr Kissen sinken und sah McAuliff an, der mit ausdruckslosem Gesicht auf die Wand starrte. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich weiß nicht, ob ich es erklären kann. Ein Rudel Wölfe umzingelt seine Opfer, die sich in der Mitte des Kreises aneinanderdrängen. Die Rüden greifen abwechselnd in unregelmäßigen Abständen an, springen so lange in den Kreis hinein und wieder hinaus, bis die Beutetiere so verwirrt sind, daß sie sich nicht mehr wehren. Dann fällt die ganze Gruppe über sie her.« Alex brach ab. Er war unsicher.
»Und Charles und dieser Barak sind die Opfer?« fragte Alison.
»Jamaika ist das Opfer, und sie sind Jamaika. Die Wölfe — die Feinde — sind Dunstone und all das, was es repräsentiert: Warfield und seine Meute aus Leuten, die die ganze Welt
manipulieren — die Chatelleraults dieser Welt, der britische Geheimdienst, die Crafts dieser Insel. Man könnte sie Blutsauger im eigenen Land nennen. Und vielleicht sogar dieses Halidon, denn das, was man nicht finden kann, kann man auch nicht kontrollieren, und selbst wenn man es findet, ist es vielleicht gar nicht zu kontrollieren. Es gibt viele Wölfe.«
»Es gibt viel Verwirrung«, fügte Alison hinzu.
McAuliff drehte sich um und sah sie an. »Für uns. Nicht für sie. Das ist ja das Bemerkenswerte. Die Opfer haben eine Strategie entwickelt. Jeder Wolf wird erledigt, wenn er springt. Er wird getötet.«
»Was hat das mit den Nüssen zu tun?«
»Ich bin aus dem Kreis gesprungen und geradeaus weitergelaufen. «
»Ziemlich abstrakt«, stellte Alison Booth fest.
»Aber treffend. Wenn eine Armee — und du brauchst dir nichts vorzumachen, Charles Whitehall und Barak Moore haben Armeen -, wenn eine Armee angreift, muß sie ihren Nachschub organisieren. In diesem Fall Unterstützung. Denk daran: Wenn alle Wölfe getötet sind, stehen sie einander gegenüber. Whitehall und Moore sind beide dabei, Nüsse zu sammeln — Unterstützung.« Wieder brach McAuliff ab. Er stand auf, ging zu dem Fenster rechts neben den Terrassentüren, zog den Vorhang zurück und sah hinaus auf den Strand. »Ergibt das für dich einen Sinn?« fragte er leise.
»Ich glaube, es ist sehr politisch, und Politik interessiert mich nicht besonders. Aber du beschreibst da ein recht vertrautes Muster. Ich würde sagen ...«
»Und ob ich das tue«, unterbrach Alex sie. Während er langsam weitersprach, drehte er sich zu Alison um. »In der Geschichte gibt es unzählige Beispiele dafür — und ich bin nicht einmal Historiker. Zum Teufel, wo soll man anfangen? Cäsar und die Gallier? Rom und Ferrara? China in den dreißiger Jahren? Korea, Vietnam, Kambodscha. Ein halbes Dutzend afrikanischer Länder. Es werden immer die gleichen Worte verwendet, immer und immer wieder. Ausbeutung von außen, Revolte von innen — Rebellion und Gegenrebellion. Chaos, Blutbad, Vertreibung. Und schließlich der
Wiederaufbau nach einem sogenannten Kompromiß. Das ist das Muster. Das Spiel, das Barak und Charley treiben. Und jeder
Weitere Kostenlose Bücher