Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
auf der Queen Street weiter. Alex hielt sich so gut es ging in der Menge verborgen und folgte ihm. Der junge Mann schien jetzt ruhiger zu sein. Es lag keine Aggressivität mehr in seinem Gang, seinen umherschweifenden Blicken. Jetzt, da er den Feind verloren hatte, schien er mehr um Erklärungen besorgt zu sein als darum, Alex wiederzufinden.
McAuliff beschloß, ihn zur Rede zu stellen. Er konnte dem jungen Ferguson die Fragen, auf die er Antworten haben wollte, genausogut jetzt stellen. Er rannte auf die Straße, wich den Autos aus und rettete sich mit einem Sprung auf den Bordstein vor einem herannahenden Taxi. Dann kämpfte er sich durch die zahllosen Passanten weiter.
Zwischen der Mark Lane und der Duke Street gab es eine Seitenstraße. Ferguson zögerte, sah sich um und entschied dann offensichtlich, daß es einen Versuch wert war. Abrupt wandte er sich um und ging in die Straße hinein.
McAuliff erkannte die Straße wieder. Eine enge Gasse mit zollfreien Geschäften, dazwischen einige Bars. Sam Tucker und er waren vor einem Jahr hier gewesen, am späten Nachmittag, nach einem Treffen mit Kaiser im Sheraton. Er erinnerte sich, daß von dieser Straße eine diagonal verlaufende kleine Gasse auf die Duke Street führte. Er erinnerte sich, weil Sam gedacht hatte, in dem feuchten, dunklen Gang zwischen den Ziegelmauern gebe es Bars der Einheimischen. Doch dann hatten sie festgestellt, daß er nur für Lieferungen benutzt wurde. Sam hatte sich geärgert. Er mochte einheimische Bars in dunklen Seitenstraßen.
Alex fing an zu rennen. Hammonds Warnung, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, mußte er jetzt ignorieren. Tallon’s konnte warten. Der Mann mit der Arthritis konnte warten. Jetzt mußte er James Ferguson erwischen.
Erneut überquerte er die Queen Street, beachtete dabei weder den Tumult auf der Straße, den er verursachte, noch das wütende Pfeifen des verärgerten Polizeibeamten. Rasch rannte er weiter, bis die diagonale Gasse vor ihm lag. Sie schien noch enger zu sein, als er sie in Erinnerung hatte. Er lief hinein, drängte sich an einem halben Dutzend Jamaikaner vorbei, murmelte Entschuldigungen, versuchte, den harten Blicken der Entgegenkommenden auszuweichen — stumme Herausforderungen, erwachsene Kinder, die Beherrscher der Straße spielten. Am Ende der Gasse blieb er stehen. Er drückte sich mit dem Rücken an die Ziegelmauer und sah vorsichtig um die Ecke in die Seitenstraße hinein. Er war im richtigen Moment gekommen.
James Ferguson befand sich — einen suchenden Ausdruck auf dem Gesicht — nur etwa zehn Meter von ihm entfernt. Dann fünf. Dann trat McAuliff aus der Gasse und stellte sich vor ihn.
Das Gesicht des jungen Mannes wurde kalkweiß. Alex bedeutete ihm, zur Seite an die Wand zu treten. In beiden Richtungen gingen Passanten vorbei, einige beschwerten sich.
Fergusons Lächeln war falsch, seine Stimme klang angespannt. »Na, so was! Hallo, Alex — Mr. McAuliff. Gehen Sie einkaufen? Da sind Sie hier genau richtig.«
» War ich einkaufen, Jimbo? Das würden Sie wissen, nicht wahr?«
»Ich weiß nicht, was Sie ... Ich würde ...«
»Vielleicht sind Sie immer noch betrunken«, unterbrach Alex ihn. »Sie haben gestern abend eine Menge getrunken.«
»Ich habe wohl einen ganz schönen Idioten aus mir gemacht. Bitte entschuldigen Sie.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben gerade noch mal die Kurve gekriegt. Sie waren sehr überzeugend. «
»Wirklich, Alex, das geht zu weit.« Ferguson wich zurück. Eine Jamaikanerin mit einem Korb auf dem Kopf eilte an ihnen vorbei. »Ich sagte doch, daß es mir leid tut. Ich bin sicher, daß Sie auch ab und zu einmal zu tief ins Glas schauen. «
»Sehr oft. Gestern abend war ich sogar um einiges betrunkener als Sie.«
»Ich weiß nicht, was Sie damit meinen. Und um ehrlich zu sein: Mein Kopf tut viel zu weh, um heute irgendwelche Rätsel zu lösen. Und jetzt zum letztenmal — ich entschuldige mich für gestern.«
»Sie entschuldigen sich für die falschen Sünden, Jimbo. Wir wollen doch mal sehen, ob wir ein paar echte finden. Ich habe nämlich ein paar Fragen.«
Unbeholfen richtete sich Ferguson aus seiner krummen Haltung auf und strich sich das Haar aus der Stirn. »Sie benehmen sich ziemlich eigenartig. Ich muß jetzt ein paar Einkäufe machen.«
Der junge Mann wollte um McAuliff herumgehen, doch Alex packte seinen Arm und drückte ihn gegen die Mauer. »Sparen Sie Ihr Geld. Gehen Sie in London einkaufen.«
»Nein!«
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